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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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ich schon sagte: Ich würde davon ausgehen, dass der Befehl durch die Botschaft getarnt wurde. Allerdings ist es schwierig, in dieser tiefen Tranceebene eindeutige Befehle aufzuspüren, da selbst durch unsere Hypnosesitzung die Erinnerung nur bruchstückhaft herstellbar ist – wie wir gesehen haben. Außerdem nehme ich an, dass die Erinnerung blockiert wurde, wie durch einen zusätzlichen Riegel.«
    »Aber ich habe mich an den Ton erinnert«, sagte Lea, »und an das Wort Schicksal, was auch immer das bedeutet.«
    »Eben: die Bedeutung ist uns nicht klar, und genau da liegt das Problem.« Bender schaltete sich ein und ordnete die Informationen. »Dieser Metallton, von dem Sie sprachen«, er sah Lea an, »klingt er wie von Schlüsseln? Oder von Klangschalen? Von einem Gong, von einer Triangel? Würden Sie ihn wiedererkennen, wenn Sie ihn nochmals hörten?«
    »Möglicherweise, ich bin mir nicht sicher. Warum?«
    »Dieser Ton auf dem Anrufbeantworter von Frau van der Neer – wir sprachen darüber – war ein metallisch klingender Ton«, Bender tippte mit dem Kugelschreiber auf eine Eintragung in seinem abgenutzten Notizbuch, »das kann kein Zufall sein.«
    Lea spürte, wie sie die Luft anhielt.
    »Kann man nicht herausbekommen, ob es sich in etwa um den gleichen Ton handelt – irgendwie?«
    Sandra Kurz hatte sich mit ihrer Frage an Frau Professor von Helmstetten gewandt, und es war unverkennbar, dass auch sie etwas Greifbares haben wollte. Sie bevorzugte die konkreten Ergebnisse der Spurenermittlung, mit Fingerabdrücken, DNA-Analysen und Faseruntersuchungen.
    »Wir könnten eine Triangel besorgen und kontrollieren, ob es sich um denselben Ton handelt. Das Erinnerungsvermögen für akustische Signale ist durch Hypnose schwer beeinflussbar, da die neuronale Verschaltung direkt über die akustischen Gehirnzentren läuft.« Frau von Helmstetten wandte sich an Lea: »Einen Versuch wäre es wert. Wollen wir?«
    Lea nickte. Sie musste das Spiel, in das sie hineingezwungen worden war, wohl oder übel mitspielen.
    Die Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Uni Heidelberg besaß eine Triangel, da man im letzten Jahrhundert mit diesem Instrument die Funktionsfähigkeit des Gehörorgans überprüft hatte. Heute wurde sie lediglich als Kuriosum in der Vorlesung über die Geschichte der Medizin herumgezeigt.
    Als der Ton erklang und durch den Raum zog, hatte Lea das Gefühl, dass er sich wie ein Band um ihren Brustkorb legte und ihn zusammenschnürte, wie ein Schraubstock, gegen den die heftig arbeitende Rippenmuskulatur nicht den Hauch einer Chance hatte.
    »Das ist er, das ist der Ton!« Lea musste sich anstrengen, um den Satz hervorzubringen. Dieser Klang war der Schlüssel zu ihren verschütteten oder wie auch immer blockierten Erinnerungen. Seine harmlose Bedeutung aus dem Musikunterricht hatte er jedenfalls für sie verloren.
    »Nun, das war eindeutig.« Professor von Helmstetten war nun sicher, dass mit Hilfe des akustischen Signals ein Befehl installiert worden war oder gegebenenfalls abgerufen würde. Zu Leas Enttäuschung konnte aber genau dieser wesentliche Unterschied nicht geklärt werden.
    »Wie geht es weiter?« Fragend richteten sich vier Augenpaare auf die Spezialistin.
    »Ich denke, dass wir den Versuch, an die Informationen zu kommen, hier erst einmal abbrechen müssen. Es ist nicht abzusehen, welche Reaktionen wir auslösen, wenn wir zu intensiv auf die Freigabe der blockierten Information drängen.«
    »Welche Reaktionen?«
    Lea wirbelte von einer Verunsicherung in die nächste. Sie war doch diejenige, die den Überblick, die Fachkompetenz, die Erfahrung und vor allem die Sicherheit im Umgang mit Schwierigkeiten hatte! Wie konnte es möglich sein, dass die Ereignisse nur weniger Tage diese sicher geglaubte Wahrnehmung ins Wanken brachten?
    Frau von Helmstetten hatte sich auf den Schreibtischsessel gesetzt, ihre Brille abgenommen und beantwortete Leas Frage. »Keine harmlosen Reaktionen jedenfalls. Es können depressive Reaktionen ausgelöst werden, Durchgangssyndrome mit paranoiden Halluzinationen oder stuporöse Phasen.«
    »Wirklich so schlimm?«
    Lea war bestürzt. Hypnose hatte sie als harmloses Hilfsmittel der psychotherapeutischen Behandlung wahrgenommen; solch massive Veränderungen eines Geisteszustandes hätte sie damit niemals in Verbindung gebracht. Jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nicht richtig zugehört hatte, als Ullrich von dem Forschungsgebiet der Studienkollegin erzählt hatte – »die

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