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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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Kieswegs auf dem Rasen, um jedes Geräusch zu vermeiden. Endlich hatte sie den Parkplatz unbemerkt erreicht.
    Als sie in der Handtasche nach dem Wagenschlüssel suchte, ertastete sie ihr Taschentuch. Es erinnerte sie an ihre Mutter, die ihr und ihren Brüdern aufgetragen hatte, immer ein sauberes Taschentuch bei sich zu tragen. Allein das Wissen um seine Existenz tröstete sie.
    Hinter ihr knirschte der Kies. »Was machen Sie hier draußen auf dem Parkplatz? Müssen Sie durch das Tor?« Der Mann vom Sicherheitsdienst, der jeden Abend ab 18 Uhr den Gebäudekomplex und die Parkanlage beaufsichtigte, trat zu ihr an den Wagen.
    »Ja, es tut mir leid, könnten Sie bitte das Tor für mich öffnen?«
    Susanna hoffte inständig, dass ihm ihre Nervosität entging.
    Der Mann mit der Statur eines Schwergewichtsboxers sah sie mit zusammengekniffenen Augen misstrauisch an. Fieberhaft suchte sie nach einer plausiblen Erklärung für ihren ungewohnten Ausflug. Die Ankunftszeiten im ISG waren genauso auf den Vormittag begrenzt wie die Abfahrtszeiten am Abend geregelt waren. Angeblich, um den Ablauf nicht zu stören.
    »Wissen Sie, mein Bruder ist plötzlich schwer erkrankt, ich muss sofort zu ihm.«
    Der Mann blickte anhaltend misstrauisch und machte keine Anstalten, das Tor zu öffnen.
    »Das Herz«, machte sie einen weiteren Anlauf. »Er hatte einen Herzinfarkt. Es geht ihm sehr schlecht, bitte beeilen Sie sich. Marcion weiß Bescheid.«
    Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken an das Risiko, das sie mit dieser Lüge einging. Der Wachmann brauchte nur mit seinem Handy nachzufragen.
    Doch er wurde zugänglicher. »Ein Herzanfall, das ist eine schlimme Sache. Mein Bruder hatte vor zwei Jahren auch einen. Er hat ihn gerade mal so überlebt.« Trotz der zustimmenden Worte stand der Wachmann immer noch auf derselben Stelle. »Marcion weiß wirklich Bescheid?«
    »Ja sicher, er hat es mir persönlich ausgerichtet. Das mit meinem Bruder, meine ich. Bevor er in den Meditationsraum gegangen ist. Bitte, vielleicht zählt jede Minute.«
    Endlich nickte der Wachmann. Er arbeitete schon eine ganze Weile für dieses Institut. Er wusste wohl, dass man Herrn Schäfer möglichst nicht stören sollte. »In Ordnung, dann fahren Sie mal los.« Er bedeutete ihr, ins Auto zu steigen, und ging auf das große Einfahrtstor zu. An einer der Säulen, in die das Tor eingelassen war, öffnete er einen Sicherheitskasten und kramte dann in seiner Hosentasche. Endlich schien er den richtigen Schlüssel gefunden zu haben, der das imposante Tor mit einem summenden Geräusch öffnete. Inzwischen hatte Susanna ihren Wagen angelassen und war langsam die kurze Strecke zur Einfahrt hinuntergefahren.
    »Licht an!« Der Wachmann klopfte an die Autoscheibe, als sie an ihm vorbeifuhr. Sie schaltete die Scheinwerfer ein und hob dankend die Hand. Das Tor schloss sich hinter ihr. Sie fühlte sich unendlich erleichtert.
    Die Autobahn nördlich von Frankfurt war dicht befahren, sie reihte sich konzentriert in den fließenden Verkehr ein und bildete einen Teil der leuchtenden Schlange, die durch die Ebene kroch.
    Wie lange war Ellen wohl schon mit dem ISG verbunden? Sie würde sich nicht noch einmal in deren Hände begeben und ihre Fehler wiederholen. Was hatte sie gesagt? Der Tod ihrer Stiefschwester sei eine Befreiung für sie gewesen.
    Scheinwerfer von hinten blendeten sie, so dass sie die Position des Rückspiegels veränderte. Ellen! Hass und Missgunst hatten sie vorwärtsgetrieben. Und die Freude am Zerstören.
    Dieses Mosaikstück hatte ihr gefehlt; deshalb hatte das Bild nicht gestimmt. Es war Ellens Hass gewesen! Er hatte mit ihr überhaupt nichts zu tun gehabt! Sie war weder verantwor t lich dafür, noch hatte sie irgendetwas an Ellen gutzumachen.
    Sie ließ die Fensterscheibe auf der Fahrerseite halb herunter, um den kühlen Abendwind im Gesicht zu spüren. Die hell erleuchtete Skyline von Frankfurt. Sie würde die Dinge jetzt entscheiden, einen Anfang wagen. Ihren eigenen Anfang. Sie würde Madeleine ausfindig machen und mit ihr über die Dinge sprechen, die diese beunruhigt hatten.
    Hinter der Weisenauer Brücke fuhr sie von der Autobahn. An der Universitätsklinik vorbei erreichte sie die Saarstraße, verließ diese, um auf der Koblenzer Straße weiterzufahren, und steuerte den alten Ortskern von Gonsenheim an. In der Nähe von St. Stephan suchte sie sich einen Parkplatz. Die Kirche war, vielleicht wegen eines Konzerts, von innen erleuchtet. Vierzehn Heiligenfiguren

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