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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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blickten von den Kirchenfenstern auf sie herab, während sie ihre Tasche aus dem Wagen nahm und die wenigen Schritte zum Haus ging. Sie schloss die Wohnungstür auf, trat in den Flur, stellte das Gepäck neben der Tür ab. Sie ging auf den Anrufbeantworter zu – kein Anruf gespeichert. Nachdem sie die Lampen eingeschaltet hatte, drehte sie die Heizkörperventile auf die höchste Stufe. Die Wohnung war ausgekühlt.
    Wenig später erfüllten die Klänge von Chopins Etüde E-Dur »Adieu Tristesse« den Raum. Die Musik hatte ihr gefehlt. Kein Stück schien ihr passender.
    Susanna ging in die kleine Küche und holte eine Flasche Château Margaux. Zufrieden sah sie auf das Etikett. Sie würde alles neu ordnen. Morgen Vormittag könnte sie bereits Dr. Wildhaupt, den Notar ihrer Familie, aufsuchen und verschiedene Dinge regeln.
    Sie kostete von dem Rotwein und genoss den Geschmack nach Süden, Sonne und Südfrankreich, dessen Böden geschwängert waren vom Aroma aus Lavendel, Rosmarin und wildem Thymian.
    Sie nahm noch einen Schluck aus dem Glas.
    Jost Bundi von der Staa t lichen Galerie in Basel hatte sie schon vor Monaten wegen einer neuen Ausstellung kontaktiert. Basel war eine schöne Stadt, noch dazu im Herbst.
    Die Klänge des Klavierstücks erfüllten den Raum, schneller und intensiver wurde die Tonfolge. Susanna schloss die Augen und genoss die Harmonie, die nie verlassen wurde, ob die Melodie traurig, fröhlich oder tragisch klang, immer war es ein harmonisches Miteinander der Töne.
    Der Sonntagabend war für Alexander reserviert. Sie musste ihm noch Bescheid sagen, dass sie wieder in Mainz war, und ihn zum Essen einladen. Er würde sich freuen, dass sie wirklich abgeschlossen hatte mit den Gespenstern der Vergangenheit. Nächste Woche würde sie das Grab ihrer Eltern auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt besuchen und Blumen niederlegen. Iris und weiße Rosen.
    Sie ging zum Telefon, wählte die Nummer ihres Bruders. Alexander war offensich t lich nicht zu Hause. Sie hinterließ auf dem Anrufbeantworter die Einladung für Sonntagabend.
    Der Tod. Dieses Stirb und Werde, ihre Offenbarung. Sie ging zum Bücherregal und schlug einen ihrer Bildbände auf. Giovanni Domenico Ferretti: »Der Sieg des Lichtes, der Wahrheit und der Tugend über die Mächte der Finsternis«, Helios lenkt den Sonnenwagen. Das Original hatte sie vor Jahren in Kassel bei einer Ausstellung gezeigt und mit zeitgenössischen Werken arrangiert. Das Leuchten, das aus den Wolken herauszukommen schien, war faszinierend, so konnte man sich das Tor zum Himmel vorstellen. Dieses Licht wirkte so übermächtig, dass es dem Schatten keinen Platz ließ.
    Susanna setzte sich auf das Sofa und betrachtete ihr Glas. Der Rotwein belebte sie. Wann hatte sie den Schatten erkannt, der sie so lange in die Irre führte? Sie wunderte sich, dass die vergangenen Ereignisse noch so verschwommen waren. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Erinnerungen wirklich zulassen wollte, doch der Augenblick drängte sie unwiderruflich nach Klarheit. Und so wurde die Szene immer deu t licher.
    Ellens Wohnung. Sie hatte sie aufgesucht, nachdem Ellen sie am Abend zuvor mit einem ihrer Freunde, von denen es eine unübersehbare Menge gab, bekanntgemacht hatte. »Das hier ist Sven, unser hilfsbedürftiger und einsamer Freund«, hatte sie ihn vorgestellt. Die Kneipe war schummrig, und die Musik dröhnte. Es war so laut, dass sie seinen Namen wiederholen musste. Dieser Sven, angeblich Student, hatte sie für einen Moment angestarrt und dann seinen Mund zu einem zufriedenen Grinsen verzogen. Er hatte Ellen zugenickt, besitzergreifend seine Hand nach ihr ausgestreckt und sie an sich herangezogen. Sein Atem roch nach Zigaretten und Bier. Sie hatte zurückgezuckt, doch Ellen hatte sie mit missbilligendem Blick zurechtgewiesen. »Na, Prinzessin, du bist dir doch wohl nicht zu schade, um unseren Freund zu trösten, er hat gerade schrecklichen Kummer.« Sie hatte sich zu Sven hinübergebeugt und ihn auf den Mund geküsst. Wieder solch ein Kuss. »Nicht wahr, mein Lieber?« Dann hatte sie sich zu ihr hinübergebeugt und ihr ins Ohr geflüstert: »Du hältst dich doch nicht für etwas Besseres, Susanna? Nicht für etwas Besseres, als ich es bin!« Dann war sie durch die Nikotinschwaden in Richtung Ausgang verschwunden und hatte das Lokal verlassen, ohne sich noch einmal umzuschauen.
    Ja, sie hatte Sven mitgenommen, in ihr Zimmer, in ihr Bett. Die Worte Ellens klangen ihr noch im Ohr: »Nicht für

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