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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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dem Backofen? Und, Freddy, Gläser brauchen wir noch. Besteck auch!« Durch die Unterbrechung, wusste Lea, würde die kleine Kabbelei sofort in Vergessenheit geraten.
    Die Mädchen berichteten beim Essen dann auch halbwegs gelöst über vergnügliche und unterhaltsame Begebenheiten aus dem Schulalltag. Die problematischen Aspekte bekam man in der Regel erst mit zeitlicher Verzögerung auf den Elternabenden mit, was Lea eigentlich ein Gräuel war.
    Nach einiger Zeit fragte sie dazwischen: »Aber Unterricht war heute auch, oder?«
    »Klar, Mama«, antwortete Frederike, »ich weiß nur nicht, welcher.«
    »Wie bitte?« Lea befand sich wieder in der On -Phase ihrer erzieherischen Aktivitäten.
    »Reingefallen, Mama«, freute sich ihre Jüngste, »klar weiß ich: zwei Stunden Mathe, Sport, Musik und Religion, zufrieden?«
    Aber Lea war mit ihren Gedanken schon woanders. Verwundert standen Frederike und Marie auf und stellten ihre Teller in der Küche ab. So rasch hatte ihre Mutter das Schulthema sonst nie aufgegeben.
    Ein Geräusch an der Haustür. Lilly, die unter dem Tisch gelegen hatte, hörte Sören wie immer als Erste, sprang unter dem Tisch hervor und rannte ihm begeistert entgegen.
    »Paapaa, wir sind schon mit dem Essen fertig!« Frederikes Stimme war mehr als kräftig. Haustelefon überflüssig.
    Nachdem Lilly ihr Stück Fleischwurst aus dem Kühlschrank erhalten hatte, zog Sören sich um und setzte sich zu ihnen. Die letzte Operation musste anstrengend gewesen sein, denn er sah ungewöhnlich erschöpft aus. Doch allmählich kehrte seine natürliche Gesichtsfarbe zurück, und als er die letzten Bissen des Auflaufs hinuntergeschluckt hatte, wirkte er frisch und unbeschwert wie immer.
    Beim Vanillepudding erzählte Lea dann von den Neuigkeiten im Fall Susanna van der Neer, allerdings in einer abgeschwächten Variante, da sie Frederikes Vorliebe für sensationelle Storys kannte und auch ihre Bereitschaft, diese großzügig unter die Leute zu bringen.
    »Na, wenn das so ist, klärt sich vielleicht alles auf. Die Leute wandern in den Knast, und du brauchst dir keine Gedanken mehr wegen dieser Hypnosegeschichte zu machen«, versuchte Marie die Geschichte abzuschließen.
    Lea war nicht so leicht zu beruhigen. »Wenn die Leute, die in diese Selbstmordserien verwickelt sind, nicht gefunden werden, oder es keine Beweise gibt – wie geht es dann weiter? Diese mysteriösen Anrufe sind alle aus dem Ausland gekommen.«
    Sören stand auf, um sich eine Pfeife anzuzünden. »Na ja, vielleicht bekommen die Betreffenden kalte Füße«, meinte er, »wenn die Polizei ihnen zu dicht auf den Fersen ist, und verschwinden im Untergrund.«
    Lea stand ebenfalls auf, um den Tisch abzuräumen. »Dann wäre der Spuk vorbei. Das wäre zu schön, um wahr zu sein.«
    In der Küche nahm sie die alte Kaffeekanne in die Hand. Die musste mit der Hand gespült werden. Das blaue Muster war schon verblichen, aber sie war ein Erbstück ihrer Großmutter. Leas Mutter hatte sie an sie weitergegeben. Sie war ihrer Großmutter immer nahe gewesen und verband mit dieser alten Kanne nostalgische Gefühle. Große Bleche mit Apfelkuchen, Familiengeburtstage, ein sonnendurchflutetes Wohnzimmer mit einer bestickten Tischdecke auf dem großen Esstisch. Und frisch gebrühter Kaffee in ebendieser Kanne. Ihre Großmutter war eine bodenständige Frau gewesen, die nie in Versuchung geraten war, irgendwelchen Experimenten in ihrem Leben eine Chance zu geben. Sie war glücklich verheiratet gewesen mit ihrem friedlich gestimmten Ehemann und hatte ein unspektakuläres, aber zufriedenes Leben geführt. Lea stellte die Kanne vorsichtig an ihren Platz zurück. Vielleicht stimmte es ja gar nicht, dass ihre Großmutter sich nie Fragen gestellt hatte?
    Vorwürfe zu ihrem unüberlegten Handeln beim Betreten des ISG hatte Lea sich angesichts der neuesten Informationen nun doch nicht erspart. Was hatte sie sich nur bei dieser Aktion gedacht? Dass sie Superwoman sei und die Welt retten müsse? Dass ihr die Bad Boys nichts würden anhaben können? An Listen, Anrufe und Todesfälle, an geheime Verbindungen hätte sie nicht im Traum gedacht. Die intellektuelle Hybris hatte bei ihr zugeschlagen. Doch sie war insbesondere Sören und Ullrich dankbar, dass sie ihr diese Haltung noch nicht zum Vorwurf gemacht hatten.
    Vorsichtig stellte sie die Kaffeekanne im Regal ein Stück weiter nach hinten. Sie wollte nicht riskieren, dass sie durch eine unachtsame Bewegung zerschellte. Dabei segelte

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