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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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Gesellschaft und jede fordert Opfer, die umso schwerer fallen, je bedeutender die eigene Individualität ist.« Wer weiß, wofür ihr Misstrauen gut gewesen war – vielleicht wäre ihr Lebensweg sonst auch ein anderer geworden. Und am Ende wären ihr möglicherweise auch nur Cyclobarbital-Tabletten geblieben?
    Wie, um sich zu beweisen, dass sie noch im Hier und Jetzt weilte, legte Lea auf den letzten Kilometern noch mal an Geschwindigkeit zu. Lilly kam mit flatternden Ohren und hängender Zunge hinterhergerannt. Am Gartentor ließ sich die Hündin erst einmal auf den Boden fallen und hechelte dort weiter. Lea warf ihr einen triumphierenden Blick zu. »Siehst du, Lilly, ich kann auch mal flotter sein als du!« Der Hund schaute sie erfreut an, als habe sie ihm einen Hundekeks versprochen. »Bist eine gute Verliererin!« Lea kraulte Lilly an ihrer weichsten Stelle hinter dem Ohr, und Lilly legte ihr die schmutzige Pfote auf das angewinkelte Knie. Hatte nicht selbst Schopenhauer einen Pudel besessen?
    In der Küche traf Lea auf Jonas, der sich gerade zwei Flaschen Wasser einpackte, bevor er sich auf den Weg zum Basketballtraining machte.
    »Na, Großer, was gibt’s Neues?«
    »Nichts, alles okay«, kam die übliche Antwort. Alles außer der Landung von Außerirdischen auf dem Schulhof fiel in diese Rubrik und war somit nicht mitteilungswürdig. Wenn man Informationen wollte, musste man sich schon auf eine gezielte Abfrage einlassen.
    »Schreibt ihr demnächst eine wichtige Kursarbeit?«
    »Nein, eigentlich nur Erdkunde-Leistungskurs und dann noch Mathe am Freitag. Aber ich muss los, mach dir keine Sorgen, alles im grünen Bereich.«
    Im grünen Bereich, wiederholte Lea im Stillen. Da insbesondere Jungen rein statistisch häufig unter einer nicht unbedeutenden Grünsehschwäche leiden, war die Antwort nicht dazu angetan, Lea mit dem Mantel der Sorglosigkeit zu umhüllen. Letztlich ließ sie ihren Ältesten aber doch ziehen, ohne weiter nachzuforschen. »Na dann viel Spaß, aber komm nach dem Training gleich nach Hause, dann sehen wir dich auch mal länger als fünf Minuten.«
    Jonas hob im Wegfahren die Hand, und Lea akzeptierte es als »Geht in Ordnung«. Ab einem bestimmten Alter konnte man nur noch hoffen, dass sie ihr Leben meistern und die richtigen Entscheidungen treffen würden.
    Leas Aufmerksamkeit wurde schlagartig auf ihr Handy gelenkt, das sich summend und vibrierend dem Absturz auf den Steinfußboden näherte. Sie spurtete los und fing es gerade noch rechtzeitig auf. Sie drückte auf den Gesprächsannahmeknopf und hielt das kleine Gerät ans Ohr, während sie mit einem ausgestreckten Bein versuchte, ihren mit Schlamm verdreckten Hund am Betreten des Wohnzimmers zu hindern. Elisabeth war am anderen Ende der Telefonleitung und klang begeistert.
    »Lea, störe ich?« Ohne die Antwort abzuwarten sprach sie weiter. »Das ist wirklich spannend. Es besteht hier ganz offensichtlich ein sonderbarer Zusammenhang zwischen alten Sekten, Tarot und der aktuellen Esoterikszene.«
    »Entschuldige, Elisabeth, aber ich kann dir gerade überhaupt nicht folgen. Bitte noch mal das Ganze für Laien.«
    »Okay. Ich hatte dir doch von den Katharern erzählt und den Albigensern.«
    »Kann ich mich erinnern«, bestätigte Lea.
    »Es gibt angesehene Forscher, in diesem Fall Kirchengeschichtler, die Anhaltspunkte dafür haben, dass die Trumpfkarten des Tarotspiels von den Albigensern entwickelt wurden, um Mitteilungen über den Glaubensweg ihrer Bruderschaft unters Volk zu bringen.«
    »Warum so kompliziert?«
    »Weil es überwiegend um Informationen ging, von denen die damalige Staatskirche nichts wissen sollte.«
    »Weiß man, worum es genau ging?«
    »Einige Details sind bekannt geworden. Zum Beispiel, dass diese Gemeinschaft von einem individuellen Weg zur Erlösung gesprochen hat, unabhängig von der Kirche. Eine brandgefährliche Aussage zur damaligen Zeit. Wer so etwas öffentlich von sich gab, unterschrieb sozusagen sein eigenes Todesurteil.«
    »Ich versuche, dir zu folgen, Elisabeth. Aber, sag mal, heute ist so etwas doch nicht mehr gefährlich?«
    »Natürlich nicht, aber Tarotkarten gelten immer noch als Träger von Geheimwissen und werden von Sekten benutzt, die sich auf uralte Traditionen berufen, als Gütesiegel sozusagen.«
    »Verstehe: Wir haben demnach ein Institut, das Heil und Erlösung verspricht, in Kombination mit Wellness und angesagten Trends der Esoterikszene, und sich dabei auch noch auf Lehren einer alten

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