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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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Unterordnung.«
    »Da ist etwas Wahres dran«, räumte Lea ein und überlegte weiter. Es sei »wie ein Besuch beim Zahnarzt« – der Satz von Susanna van der Neer fiel ihr ein. Tja, die Abtreibung als Initiationsritus für die Aufnahme in eine Gemeinschaft. Die Geschichte kennt eine Unmenge von solchen Handlungen, bei denen sich der Einzelne über sein Gewissen hinwegsetzen musste, um dazuzugehören. Welche alte Geschichte gab es da? Warum war Cleo so aufgebracht gewesen, als die Polizei bei ihr Erkundigungen einzog?
    »Lea, hallo!« Ullrich holte sie zurück in den Sozialraum ihrer Praxis. »Wenn du weiter bei einer Unterhaltung mit mir vor dich hin träumst, muss ich dir leider eine anständige Dosis Ritalin verschreiben.«
    »Hör bloß damit auf«, sagte Lea und erinnerte sich an ihre erhitzte Diskussion vor zwei Tagen. In einem Fachartikel war eine neue Variante des ADHS, des »Zappelphilippsyndroms«, diskutiert worden. Als Sonderform gab es nun auch die verträumte Variante dieser Trendstörung.
    »Sag mal, Ullrich, wieso bist du nicht Geschichtsprofessor geworden? Und weshalb kennst gerade du dich mit den Hintergründen der Frauenbewegung so gut aus?«
    Ullrich streckte die Beine unter dem Tisch aus. »Zum zweiten Teil deiner Frage kann ich sagen, dass ich in den siebziger Jahren mit einer Studentin befreundet war …«
    »Befreundet, ja?« Lea wusste um Ullrichs Wirkung auf das weibliche Geschlecht, und so konnte sie sich diese Freundschaft vorstellen.
    Ullrich grinste. »Na ja, ich gebe zu: Es war eine besonders innige Freundschaft.« Er lächelte versonnen bei dieser Erinnerung.
    »Gut, dass Françoise deinen Blick nicht sieht!«
    »Nun, das ist mindestens hundert Jahre her. Na, jedenfalls studierte Cora ab dem vierten Semester in Berlin weiter und schloss sich dort einer Frauengruppe des Sozialistischen Studentenbundes an. Leider war der feministische Teil der Gruppe sehr radikal in seiner Auffassung, dass Emanzipation nur durch Ausschluss der Männer erreicht werden könnte.«
    »Und du?«
    »Ich wurde umgehend entsorgt.«
    »Ach!« Lea konnte sich das, Politik hin oder her, bei ihrem netten Kollegen nicht recht vorstellen. »Und was ist mit meiner ersten Frage?«
    »Warum ich nicht Historiker geworden bin?«
    »Ja!«
    »Berechtigte Frage. Vor meiner Entscheidung für das Medizinstudium hatte ich in der Tat eine Zeitlang mit einem Geschichtsstudium geliebäugelt.«
    »Wieso hast du dich für die Medizin entschieden?«
    »Ich habe festgestellt, dass ich mich lieber mit lebendigen Menschen beschäftige als mit verstorbenen.«
    »Verstehe, ich würde mich auch lieber wieder den Lebendigen zuwenden, aber Susanna van der Neer …«
    »Hat allmählich was von einem Pharaonenfluch«, führte Ullrich Leas Satz zu Ende. »Jetzt mal ehrlich, worin besteht dein Problem?«
    Lea zählte nun auch Ullrich all die Ungereimtheiten auf, die sie schon bei Sören und Elisabeth ausgebreitet hatte. Der merkwürdige Selbstmord, die hohen Kursgebühren an das ISG, die Hinterlassenschaft, auch den Fall mit den beiden Frauen im Main vergaß sie nicht.
    Ullrich hatte ihr aufmerksam zugehört. »Nun, es gibt einige Sachverhalte, die nicht alltäglich sind.«
    Lea überlegte, ob es nicht wirklich Zeit für einen Schnitt war. »Das weiß ich auch … Also gut, ich werde die Polizei ihre Arbeit verrichten lassen und mich wieder den lebenden Menschen zuwenden.«
    »Brave Ärztin!«
    Frau Witt steckte den Kopf zur Tür hinein. »Soll ich die Patienten nach Hause schicken, oder gibt es heute noch eine Sprechstunde?«
    »Oh, nein, was sollten wir ohne Arbeit anfangen? Wir würden im Sozialraum leben und reden und leben und reden …«
    »Ullrich, du bist unmöglich!«
    »Genau, und deshalb magst du mich, oder?«, kokettierte er.
    Lea lachte und zog Ullrich auf die Füße. »Los, hilfsbedürftige Lebende warten auf deine kompetente Behandlung.«
    Mit dem festen Vorsatz, sich keinen überflüssigen und unergiebigen Grübeleien hinzugeben, machte sich Lea wieder an die Arbeit. Ihre nächste Patientin war unbestreitbar sehr lebendig, fünfundzwanzig Jahre, hübsch und mit sehr viel Schwung. Sie hielt seit Wochen ihre ganze Umgebung mit ständig neuen Aktionen, bevorzugt neuen Geschäftsideen, auf Trab. Der Deutschen Bank hatte sie weisgemacht, sie würde demnächst als Jungunternehmerin des Jahres ausgezeichnet. Dementsprechend hatte sie einen Kredit in unglaublicher Höhe für Managementprojekte erhalten, in denen es um den Ausbau von

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