Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
Vom Netzwerk:
das Treppenhaus. Im zweiten Stock wurde eine Tür geöffnet. Eine untersetzte Frau mit runden Wangen, aber schmalen, zusammengepressten Lippen trat vor die Wohnungstür. »Guten Abend, Sie müssen die Mutter von Frederike sein, die anderen Kinder wurden schon alle abgeholt.« Der Vorwurf war schwer zu überhören.
    »Bitte entschuldigen Sie die Verspätung«, sagte Lea versöhnlich, aber die Angelegenheit war damit keineswegs erledigt.
    »Die anderen Eltern waren auch aus Mainz.« Frau Mahler blieb unbewegt in der Tür stehen und rief in das Dunkel der Wohnung: »Denise, kommst du jetzt mit Frederike, ihre Mutter ist endlich zum Abholen da!« Dann blickte sie Lea unverwandt an, als müsse sie diese im Auge behalten und verhindern, dass sie sich in einem unbewachten Moment wieder aus dem Staub machte.
    Lea blieb auf der Treppe stehen, Frederike erschien in der Tür und bückte sich, um den Schnürsenkel ihres linken Schuhes zu binden. Ihre Jacke legte sie neben sich auf den Fußboden.
    »Du kannst doch deine Jacke nicht auf den Boden legen!«, maßregelte Frau Mahler das Mädchen in strengem Ton. Frederike zuckte zusammen, griff nach der Jacke und hielt sie Lea hin, die sie entgegennahm und sagte: »Komm schon, Freddy, du kannst dir den Schuh auch im Auto zubinden.« Lea hatte das dringende Bedürfnis, dieses Treppenhaus zu verlassen.
    Nachdem sie durch den feuchten Nieselregen gelaufen waren, der inzwischen eingesetzt hatte, und im Auto saßen, begann Frederike zu berichten: »Mama, das war so doof. Wir konnten überhaupt nichts spielen. Nach dem Kuchenessen sollten wir eine DVD über ein Löwenjunges in Afrika anschauen, und dann …«
    »Aber das ist doch nicht so schlimm, oder?«, warf Lea ein.
    »Nee, aber es war grausam, weil, die Mutter von dem Löwenbaby ist gestorben, und der kleine Löwe wurde dann verjagt vom Rudel, und außerdem haben sie eine Antilope gefressen und …« Ihre Erzählung wurde immer chaotischer. Nicht jede neue Erfahrung ist eine gute Erfahrung, dachte Lea und ärgerte sich, dass sie Frederike dazu gedrängt hatte, die Einladung anzunehmen. Sie ließ ihre Tochter erzählen. Als diese zum Ende kam, waren sie schon fast zu Hause. Im Flur setzte sich Frederike zu Lilly in den Korb und kuschelte sich ins weiche Hundefell. Auch Marie suchte bei Kümmernissen aller Art Lillys Nähe. »Du kannst doch mit Lilly gar nicht über Probleme reden«, hatte Lea überflüssigerweise einmal kommentiert. Sie war über die Verschlossenheit ihrer Tochter bekümmert. »Das ist ja das Gute. Es ist manchmal besser, wenn man nicht reden muss«, hatte Marie damals geantwortet. Eine interessante Äußerung in einer Gesellschaft, in der es von Talkshows nur so wimmelte, und Prominente und Nichtpromiente öffentlich Seelenstriptease vollführten. Lea hatte beschlossen, diesem Gedanken in einer ruhigen Minute noch einmal nachzugehen.
    Zu Hause holte sie die Kartoffeln aus dem Keller, setzte einen großen Topf mit Wasser auf den Herd und begann, das Abendessen vorzubereiten. Frederike war in ihr Zimmer hinaufgegangen, und Lea hörte durch die Zimmertür den Refrain »Elektrisches Gefühl, ich bin völlig schwerelos …«
    Auf dem Parkplatz des ISG stellte Susanna ihren Wagen ab und betrat kurz darauf die Eingangshalle, die um diese Uhrzeit verlassen wirkte. Am späteren Vormittag hatten die meisten Kurse schon begonnen, und man sah auch keine Neuankömmlinge oder Abreisenden. Auf dem Weg in das Büro traf sie auf eine von Marcions Assistentinnen, die auf den eindrucksvollen Namen Arianrhod hörte, den Namen einer keltischen Göttin. Diese grüßte sie mit einem anmutigen Neigen des Kopfes, doch als ihre Blicke sich trafen, verspürte Susanna ein vages Gefühl von zurückgehaltener Geringschätzung.
    »Guten Morgen«, sagte sie rasch und fügte hinzu, »ich wollte mich für den nächsten Kurs anmelden.«
    Arianrhods Stimme klang streng und versetzte sie in eine unterschwellige Anspannung. Wer weiß, was Marcion erfahren hatte! Immerhin war Cleo ein Bindeglied zwischen dem ISG, ihr und dieser Ärztin in Mainz.
    »Marcion hat Sie sicher darauf hingewiesen, dass alles umsonst ist, wenn man den Weg nicht zu Ende geht.«
    Offenbar hatte Marcion keine Information über ihren Praxisbesuch in Mainz, Susanna atmete auf.
    »Sicher, das hat er, ich habe es nicht vergessen.«
    »Das ist gut.«
    Nach diesen Worten fühlte sie sich en t lassen und trat rasch in das Anmeldungsbüro des ISG, in dem die junge Frau saß, die für die

Weitere Kostenlose Bücher