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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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organisatorischen Angelegenheiten zuständig war. Sie überprüfte gerade einen Computerausdruck. »Ja bitte?«
    »Ich möchte mich für den nächsten Kurs bei Marcion anmelden, ich muss weiterkommen.« Susanna blieb in der Mitte des Büros stehen und legte ihre Hand auf die Rückenlehne des Stuhles, der vor dem Schreibtisch stand. Sie versuchte, locker zu wirken. Die Frau ging auf ihre persönliche Bemerkung nicht ein und bediente flink die Tastatur des PC.
    »Gut, ich werde Sie vormerken. Sie hatten bereits zwei Kurse bei Marcion?«
    »Ja.«
    »Ich werde mit Marcion sprechen; er muss seine Zustimmung für die nächste Stufe geben.«
    Auch wenn es in den Kursen um Erleuchtung, Engel und Jenseits- Erfahrungen ging, konnte man auf eine zeitgemäße Computerverwaltung wohl nicht verzichten.
    »Das wird schon in Ordnung gehen.«
    Die Frau hinter dem PC blickte auf und wirkte nun doch versöhnlicher, sie schien Susannas angstvollen Blick bemerkt zu haben. »Sie müssen das verstehen, wir müssen uns vergewissern, ob Sie schon in der Lage sind, die nächste Stufe zu erreichen.«
    Susanna nickte.
    »Wollen Sie auch noch andere Kurse buchen?«
    »Ja, bitte, die Meditationen und die Choräle, merken Sie mich bitte auch dafür vor.«
    »Mit Übernachtung?«
    Susanna dachte kurz nach. »Ja.«
    Auch dies wurde im PC vermerkt. »Gut, wir werden uns bei Ihnen melden, wenn Marcion die nächste Stufe befürwortet. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, danke, ich hoffe, Sie werden mich auf die Entscheidung von Marcion nicht lange warten lassen.«
    »Sicher nicht, ich werde es ihm heute noch vorlegen.«
    Susanna verließ hoffnungsvoll das Büro.
    Was würde geschehen, wenn Marcion für seine Zustimmung Erkundigungen einzog? Wenn er von Cleo, Jemina oder sonst einer Person von ihrem Besuch bei der Ärztin in Mainz erführe? Würde er ihr glauben, dass sie nichts preisgegeben hatte? Sollte sie ihn aufsuchen und von sich aus mit ihm darüber reden?
    Sie hatte gerade wieder die Eingangshalle betreten, als die Tür zur Parkanlage geöffnet wurde. Eine hochgewachsene, sehr schlanke Frau in einem eleganten dunklen Kostüm betrat mit einem Mann die Halle, die beiden unterhielten sich. Überrascht blieb Susanna stehen. Die Ähnlichkeit dieser Frau mit einer Person, die sie einmal sehr gut gekannt hatte, war wirklich verblüffend. Einem ersten Impuls folgend wollte sie auf sie zugehen, aber die Fremde wandte sich mit ihrem Begleiter nach rechts und verließ den Eingangsbereich über die geschwungene Treppe, die in den ersten Stock führte. Susanna blickte ihr nach. Der gleiche schnelle Gang, die aufrechte Haltung, die abgehackten Bewegungen. Konnte es wirklich dieselbe Person sein? War es vorbestimmt, dass sie sich hier begegneten? Oder war es nur einer dieser merkwürdigen Zufälle, die sich hin und wieder ereigneten?
    »Susanna, du musst mir glauben«, präsentierte ihre Erinnerung eine Stimme, die so einschmeichelnd sein konnte wie kaum eine andere. Aber sogleich war auch etwas anderes gegenwärtig: »Was bildest du dir ein, ich habe so viel für dich getan, hältst du dich immer noch für etwas Besseres?«
    Dieser Vorwurf – eine Peitsche mit sieben geknoteten Enden, die ihre Seele aufgerissen hatte. Sie zog den Kragen ihres Mantels enger zusammen. Vielleicht sah sie schon Gespenster. Sie spürte, dass sie sich gegen die Vergangenheit schützen musste, und versuchte, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Sie würde ihre alte Studienkollegin in Italien anrufen und einen Termin für ihr nächstes Vorhaben abstimmen. Arbeit hatte sie bisher immer ins Gleichgewicht gebracht, und die Arbeit mit Gabriella Santini von der kunstgeschich t lichen Fakultät der Universität Bologna würde ihr nicht nur unter fachlichen Gesichtspunkten guttun. Gabriella hatte eine unüberschaubare Anzahl an Familienangehörigen. Die Besuche bei ihr hatten den Charakter einer nie endenden Geburtstagsfeier. Zei t lich hatten sie bislang noch keine Absprache getroffen, inhal t lich ging es um ein Forschungsprojekt über die Darstellung der weiblichen Figur in der italienischen Hochrenaissance.
    »Ist noch etwas zu klären?«
    Sie zuckte zusammen und fühlte sich ertappt. Arianrhod stand hinter ihr. Die Sonne schimmerte durch die blauen Glasfenster und tauchte die Szene in ein unwirkliches Licht.
    »Nein, ich denke nicht.«
    Sie antwortete mechanisch. Und ohne sich umzudrehen, verließ sie das Institut.
    Am Wochenende

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