Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
meinte Elisabeth kleinlaut und kam zu Lea zurück.
»Zu den Pfadfindern dürfen wir jedenfalls nicht mehr«, Lea lachte und versuchte, locker zu bleiben.
»Schade, ich fand das Halstuch immer so schick«, Elisabeth lachte mit, und als Lea fragte »Was machen wir denn jetzt, wollen wir zurückgehen?«, antwortete sie: »Ich glaube, es ist besser, wenn wir dem Weg folgen. Am Ende dieser Wege sind immer entweder Parkplätze, Restaurants oder Wohngebiete.«
»Restaurant oder Wohngebiet wäre mir am liebsten«, entgegnete Lea, die von der Vorstellung, auf einem dunklen Parkplatz am Fuße des Taunus zu stehen, nicht gerade begeistert war.
»Na gut, also weiter.« Elisabeth zeigte nun doch pfadfinderische Entschlossenheit. »Da unten sind Häuser zu sehen«, rief sie nach einer Weile, in der sie dem Weg gefolgt waren. In der Tat waren einige Lichtpunkte weiter unten zu erkennen.
»Vielleicht finden wir einen ordentlichen Menschen«, sagte Lea, »der seinen Gehweg am Samstagnachmittag fegt, weil er davor noch nicht dazu gekommen ist und die Nachbarn das am Sonntagmorgen überprüfen.«
»Lea, du kannst ja richtig lästern. Das wusste ich noch gar nicht«, entgegnete Elisabeth mit gespielter Entrüstung.
»Da siehst du mal, was ein dunkler Wald und kalte Füße alles hervorbringen können.«
»Bald sind wir wieder im Warmen, bestimmt«, sagte Elisabeth, und Lea kam sich vor wie ein nörgelndes Kind, das von seiner Mutter beruhigt werden muss.
Mit neuem Schwung liefen sie die letzten Meter des Waldweges entlang und gelangten an das Ende einer asphaltierten Straße. Leider weit und breit keine Menschenseele. Sie liefen an einer hohen weißen Mauer entlang. Auf der anderen Straßenseite standen mehrere Einfamilienhäuser mit gepflegten Einfahrten. Einige teure Limousinen standen auf den Parkflächen vor den Häusern und die unverzichtbaren Vans mit der Aufschrift »Kinder an Bord« oder »Laura und Tim fahren mit«. In einigen Häusern brannte Licht. Da die Straße auch weiter unten wie ausgestorben war, ergab sich keine Situation für eine beiläufige Frage nach dem Weg zurück zum Tagungszentrum. Unschlüssig blieben sie stehen.
»Ach komm, vielleicht finden wir ja auch so den Rückweg«, meinte Elisabeth.
»Hm, die Idee gefällt mir nicht so gut«, antwortete Lea etwas nebenbei, da ein großes Tor ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Sie fasste die Metallstäbe an, und ihr Blick folgte den Stangen nach oben, wo sie in vergoldeten Pfeilspitzen endeten. »Schick und teuer, dieses Tor.« Ihr Blick wanderte wieder herab und fiel auf eine Tafel mit einer Klingelanlage, die ebenfalls in einem dezenten Goldton gehalten war. »Mensch, das gibt’s nicht, Elisabeth«, entfuhr es ihr, »ISG, Institut für Spirituelle Gesundheit. Genau das Institut, in das Frau van der Neer immer gegangen ist.«
Elisabeth war ebenso verblüfft und betrachtete aufmerksam das Schild. Lea ging einige Schritte am Eingangstor vorbei, konnte jedoch nur feststellen, dass die hohe Mauer das riesige Grundstück offensichtlich komplett umschloss. Sie kam zu Elisabeth zurück. »Das kann kein Zufall sein, das schau ich mir mal an.«
»Wie: Das schau ich mir mal an?«
»Na, ich seh mich einfach mal um.«
»Wie bitte? Lea, bleib auf dem Teppich! Das hier ist kein Fernsehkrimi, und du bist nicht Lena Odenthal.«
Elisabeth versuchte, Lea zu bremsen, da ihr deren Aufregung, die etwas von Jagdfieber hatte, nicht entging. Lea trat ganz nah an das Tor heran und versuchte, in dem weitläufigen Gelände ein Gebäude auszumachen. Aber die Sicht war durch eine Anpflanzung hoher Thujahecken versperrt, an der die Auffahrt in einer Kurve vorbeiführte, so dass Lea auch aus verschiedenen Blickwinkeln nichts erkennen konnte.
»Ich geh hinein und erkundige mich nach dem Programm, Kursangebot oder so was in der Art«, dachte sie laut vor sich hin.
»Das kannst du nicht machen! Das ist kein Fremdenverkehrsbüro für Esoterikreisende, in das jeder so einfach hineinspaziert und fragt, ob er sich mal die Zukunft aus der Hand lesen lassen kann. Das kann auch gefährlich werden, du weißt doch gar nicht, wie das mit dieser Patientin wirklich war.«
Lea drehte sich zu Elisabeth um und antwortete entschlossen: »Eben. Das lässt mir keine Ruhe. Ich muss wissen, was dahintersteckt, ich ertrage es nicht, dass ich das nicht weiß.«
»Lea«, Elisabeth versuchte sie zu beschwichtigen, »bist du sicher, dass …«
Ein Summton unterbrach die Unterhaltung.
»Weg
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