Merani und die Schlange unter dem Meer
musst nicht mitkommen!«
»Aber Ihr braucht mich vielleicht!«
Merani seufzte. Wenn sie ihrer Zofe befahl zu verschwinden, würde diese annehmen, dass sie etwas Verbotenes vorhatte, und es Yanga melden. Da war es besser, sie mitzunehmen und mit der Treue zu erpressen, die sie ihr als ihrer Herrin schuldete.
»Also gut! Komm mit.« Sie winkte ihren Freunden, ihr zu folgen, und wanderte in jene Richtung, in der Careedhal den gesuchten Kristall vermutete. Es war leichter als erwartet, das Magazin zu finden, in dem er sich befand. Ihn dort herauszuholen war jedoch kaum möglich. Die Tür war gesichert, und selbst Merani besaß nicht die Berechtigung, dort einzutreten.
Argeela und Careedhal betrachteten das Unternehmen bereits als gescheitert, doch Merani dachte nicht daran, so einfach aufzugeben. Für sie war die Festung in den letzten Jahren ein einziger großer Spielplatz gewesen und sie glaubte, fast alle Geheimnisse entdeckt zu haben, die es hier zu finden gab.
Fröhlich grinsend führte sie ihre Begleiter zwei Stockwerke höher zu einem Magazin, in dem nachrangige Sachen aufbewahrt wurden. Diese Tür öffnete sich für jeden, der in der Festung lebte, und es würde sich auch niemand wundern, wenn sie und ihre Freunde hier eintraten.
»Was willst du da drinnen?«, fragte Careedhal.
»Das wirst du schon sehen.« Merani huschte in den Raum, wartete, bis ihre Freunde die Tür hinter sich geschlossen hatten, und wies sie an, ein paar der hier lagernden Kisten beiseitezuräumen. Jetzt zeigte es sich, dass es gar nicht so schlecht war, Qulka bei sich zu haben, denn die kleine Gurrländerin war kräftig und konnte einiges fortschaffen. Levitation wagte Merani nicht anzuwenden, da ihre Eltern dies sofort bemerkt hätten.
Schließlich war ein Teil der Wand freigeräumt. Während ihre Freunde noch verwundert herumstanden, trat Merani auf eine Stelle zu, die sich magisch etwas vom Rest der Wand unterschied, und legte die Hand dagegen. Im selben Augenblick war sie verschwunden.
Argeela kreischte erschrocken auf, doch da kehrte Merani schon wieder zurück. »Es ist alles in Ordnung. Die alten Versetzungstore funktionieren noch. Wir können sie benutzen!«
»Hier gibt es Versetzungstore? Wie funktionieren die?« Careedhal interessierte sich im Augenblick mehr für die Magie, die Merani verwenden wollte, als für den gesuchten Kristall.
Merani zuckte jedoch mit den Achseln. »Ich habe keine Ahnung! Die Dinger sind uralt. Selbst Yanga konnte mir nicht sagen, wie ihr Zauber funktioniert. Dabei sind die Versetzungstore so gut abgeschirmt, dass selbst Mama und Papa nicht feststellen können, wenn jemand so ein Ding benutzt. Aber jetzt kommt endlich! Ihr müsst nur hier die Hand darauflegen.«
Sie zeigte ihnen die Stelle und schob dann Qulka darauf zu. Die Zofe sträubte sich jedoch. »Das hat Euch die Magierkaiserin bestimmt nicht erlaubt!«
Um einen längeren Vortrag zu unterbinden, packte Merani ihre Zofe und presste ihre eigene Hand gegen den scheinbar undurchdringlichen Fels. Sofort waren beide verschwunden.
Die Zwillinge sahen sich kurz an. »Komm, wir dürfen Merani nicht warten lassen«, erklärte Careedhal und fasste die rechte Hand seiner Schwester. Die freie Hand legte er gegen das Zaubertor und sofort spürte er, wie sie beide eingezogen wurde. Im nächsten Augenblick aber fand er sich in einem Feld widerwärtig gelber Magie wieder. Die Gegenfarbe brannte wie Feuer in ihm, und er spürte, dass es seiner Schwester weitaus schlimmer erging. Doch wenn sie sich nicht beherrschten und einen magischen Schmerzensschrei ausstießen, würden alle Magier und Hexen in der Festung sie hören.
»Nimm dich zusammen«, raunte er Argeela lautlos zu und versuchte gleichzeitig, sie gegen die gelbe Magie abzuschirmen. Dann spürte er, wie seine Schwester kraftlos zusammensank, und begriff, dass der Durchgang geschafft war. Keuchend schnappte er nach Luft und beugte sich über Argeela, die sich am Boden krümmte und wimmerte.
»Was ist denn mit euch los?«, fragte Merani verwundert.
»Das Ding war gelb!«, stöhnte Careedhal, der sich zu seiner Erleichterung rasch wieder erholte.
Seine Schwester hatte der Durchgang jedoch so stark mitgenommen, dass Merani sie an sich drücken und warme, heilende Magie in sie einfließen lassen musste. »Tut mir leid, aber daran habe ich nicht mehr gedacht. Die Versetzungstore stammen noch aus einer Zeit, als auf dieser Insel gelbe Runi lebten. Der schwarze Magierkaiser Wassuram hat deren
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