Merani und die Schlange unter dem Meer
Höhlenpalast übernommen und umbauen lassen. Aber einige der alten Sachen funktionieren immer noch.«
»Warne uns das nächste Mal gefälligst vorher«, beschwerte Argeela sich. »Ich hatte das Gefühl, als würde mir bei lebendigem Leib die Haut abgezogen.«
»Leider müssen wir noch durch zwei weitere Tore hindurch und den gleichen Weg wieder zurück. Am besten bleibt ihr beide hier und wartet, bis ich wiederkomme.«
»Hoffentlich findest du den Kristall ohne mich. Schließlich bin ich ein besserer Spürer als du«, wandte Careedhal ein.
Merani machte eine beruhigende Geste. »Keine Sorge! Der entgeht mir nicht. Ich gehe jetzt und nehme das nächste Tor!«
Da packte Qulka sie und zog sie herum. »Ihr wollt gegen den strengen Befehl der Magierkaiserin verstoßen und diesen bösen Kristall holen, der Euch beinahe das Leben gekostet hat?«
Die Zofe wirkte so empört, dass Merani schon glaubte, die Kleine wolle sie verraten. Daher fasste sie Qulkas Hände und hielt sie fest. »Höre mir jetzt genau zu! Dieser Kristall hat etwas mit der Entstehung der magischen Stürme zu tun! Wenn meine Eltern nicht so beschäftigt wären, würden sie ihn selbst untersuchen. Aber da sie es nicht können, muss ich es tun. Diesmal werde ich jedoch nichts riskieren. Ich weiß, wo meine Grenzen liegen.«
»Aber es ist nicht richtig!«, protestierte Qulka.
»Hätte Mama vor sechsunddreißig Jahren genauso gedacht wie du, wären sie und Papa niemals aus Ilynrah geflohen und hättenauch nicht den Herrn des Feuerthrons gestürzt.« Merani legte all ihre Autorität in ihre Stimme. Wenn Qulka sie verriet, würde sie nach Girdania verbannt werden und der Kristall in einem geheimen Magazin der Festung verschwinden, in dem er wohl liegen bleiben würde, bis die Stürme die Inseln und auch die Höhlenfestung zerstört hatten.
Für ein paar Augenblicke wurde Merani von einer Untergangsvision gepeinigt, in der von dem Archipel nur noch ein paar unbewohnbare Schären übrig blieben. Qulka bekam es mit und fühlte sich verunsichert. Sie liebte ihre Herrin und wollte ihr dienen. Aber ihr Pflichtgefühl und die Anweisungen der Magierkaiserin verlangten von ihr, auf Merani aufzupassen, damit diese nichts Verbotenes anstellte.
Andererseits besaßen weder das Kaiserpaar noch die versammelten Magier und Hexen Zeit genug, sich diesen Kristall anzusehen. Wenn das Ding tatsächlich der Schlüssel für all die Probleme war, konnte das fatale Auswirkungen haben.
»Also gut, ich helfe Euch. Aber Ihr müsst mir versprechen, äußerst vorsichtig zu sein!« Ganz wohl war Qulka nicht bei diesen Worten, und sie nahm sich vor, scharf aufzupassen, dass ihre Herrin nicht zu übermütig wurde.
Merani war so erleichtert, dass sie das Gurrlandmädchen in die Arme schloss. »Das werde ich dir nie vergessen.«
Sie zwinkerte Argeela und Careedhal kurz zu, fasste dann die Hand ihrer Zofe und zog diese zum nächsten Versetzungstor. Einen Augenblick später blieben die Zwillinge allein zurück und mussten sich im Warten üben.
7
Merani fand den Kristall noch problemloser, als sie angenommen hatte. Ihn zu bergen war aber Schwerstarbeit, denn er steckte ganz unten in einem hohen Kistenstapel. Am einfachsten wäre es gewesen, die mit alten Waffen und magischen Dingen vollgestopften Kästen durch einen Levitationszauber zu versetzen, doch das wäre mit Sicherheit bemerkt worden. Daher blieb Merani nichts anderes übrig, als den Stapel mit Qulkas Hilfe Stück für Stück beiseitezuräumen und zu hoffen, dass das Überwachungsartefakt des Magazins nicht anschlug.
Als sie endlich die Kiste mit dem Kristall erreicht hatten, schwitzten beide vor Anstrengung. Erleichtert öffnete Merani den Kasten, nahm das Ding an sich und steckte es in die Tasche. Doch als sie zum Versetzungstor zurückkehren wollte, protestierte ihre Zofe. »So können wir das Magazin nicht zurücklassen. Wenn jemand hereinkommt, sieht er sofort, dass wir hier waren und den Kristall geholt haben.«
»Du meinst, wir müssen all die Kisten wieder so aufstapeln, wie sie waren?« Merani schüttelte sich bei dieser Vorstellung, aber sie begriff, dass Qulka recht hatte. Seufzend packte sie den ersten Behälter an einer Seite, während ihre Zofe die andere nahm. So schleppten sie das schwere Ding wieder an seinen früheren Platz. Als sie fertig waren, tat Merani der Rücken weh, und sie konnte die Arme kaum noch bewegen.
Prompt brachte Qulka noch einen Einwand. »Herrin, der Kristall ist violett, und
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