Merani und die Schlange unter dem Meer
Kristall auf Ardhu benützen, besteht die Gefahr, dass meine Eltern es bemerken und uns daran hindern. Außerdem könnte es sie bei ihren eigenen Zaubern stören, und das wäre fatal. Auf Ilyndhir hingegen können wir den Kristall gefahrlos benutzen!«
Merani redete eifrig auf die Zwillinge ein und ließ sogar ein wenigBeeinflussungsmagie in ihre Worte einfließen, obwohl Careedhal dagegen immun war.
Daher wirkte er noch ein wenig skeptisch, während seine Schwester begeistert in die Hände klatschte. »Nach Ilyndhir wollte ich schon lange mal wieder. Die Insel ist wunderschön.«
Merani fühlte sich schlecht, weil sie ihre Freundin mit unlauteren Mitteln so weit gebracht hatte. In dem Moment stimmte jedoch auch Careedhal zu. »Mich würde es interessieren, den Hexenwald von Ilyndhir mal aus der Nähe zu sehen. So etwas soll es im gesamten Archipel nicht mehr geben, außer auf Runia. Aber die Inseln der Runi darf ja sowieso niemand betreten!«
»Das stimmt nicht ganz! Meine und eure Eltern waren dort«, erklärte Merani. Doch sie wusste ebenso gut wie die Zwillinge, dass es kaum möglich war, die geheimnisvolle Insel ohne Einladung der Königin Menanderah zu betreten. Dem jetzigen Magierkaiserpaar und deren Freunden Kip und Careela war es nur durch einen glücklichen Zufall gelungen, dort anzulanden. Seitdem aber war keiner von ihnen je wieder auf Runia gewesen.
»Runia wäre auch keine Lösung. Ich glaube nicht, dass die Runi uns mit dem Kristall experimentieren lassen würden. Doch im Hexenwald von Ilynrah können wir tun, was uns gefällt!« Merani stand auf und wollte das Zimmer verlassen.
Da stellte Qulka sich ihr in den Weg. »Was denkt Ihr Euch, Herrin? Ihr könnt dieses Kristallding nicht irgendwohin bringen und dort ausprobieren. Wer sollte Euch und den fürstlichen Hoheiten beistehen, wenn etwas schiefgeht? Und das wird es ganz gewiss! Ich werde mit der ehrenwerten Yanga sprechen, damit sie Euch diesen Wahnsinn ausredet.«
»Versuche es und ich verwandle dich in einen Wurm!«
Qulka verschränkte die Arme vor der Brust und blitzte Merani herausfordernd an. »Eine so gute Hexe seid Ihr noch lange nicht!«
»Ich werde dir zeigen, wie gut ich bin!« Merani holte tief Luft und rief sich einen Zauber ins Gedächtnis, der ihre Zofe zwar nichtin einen Wurm verwandeln, diese aber vollkommen unter ihren Bann zwingen würde.
In dem Moment griff Careedhal ein. »Jetzt seid friedlich! Alle beide! In normalen Zeiten hätte Qulka recht. Da müssten wir mit Yanga oder Meranis Eltern über den Kristall sprechen. Doch in diesen Tagen, in denen der Feuerthron durch die Abwehr der magischen Unwetter geschwächt ist, müssen sie alle ihre Kraft für den Schutz der Inseln einsetzen.
Merani hat jedoch herausgefunden, dass dieser Kristall eine gewisse Rolle bei der Lösung all unserer Probleme spielt. Daher dürfen wir ihn nicht nutzlos herumliegen lassen. Da das Magierkaiserpaar und all die anderen Magier keine Zeit haben, sich mit ihm zu befassen, bleibt diese Aufgabe uns überlassen. Keine Sorge, Qulka! Wir wissen, dass die Beschäftigung mit dem Kristall gefährlich ist, und werden entsprechend achtgeben!«
Obwohl Careedhal ein wenig oberlehrerhaft klang, war Merani froh, dass er zu ihren Gunsten eingegriffen hatte. Sie lächelte ihm zu und gab dann Qulka einen Stups. »Wenn du uns jetzt im Stich lässt, werde ich dir das niemals verzeihen. Es ist wichtig, dass wir das tun, verstehst du? Vielleicht gelingt es uns mit Hilfe des magischen Steins herauszufinden, warum derzeit so viele Zauberstürme entstehen.«
»Einen von mehreren Gründen kann ich dir nennen«, warf Careedhal ein.
»So, und welchen?«, fragte Merani irritiert. Ihrer Ansicht nach begann der Junge sich zu wichtig zu nehmen.
»Es liegt an meinem Vater. Wie ihr wisst, ist er ein Arghan, der auf seltsame Art und Weise wiedergeboren wurde. Den Berichten unserer Mutter zufolge, die ihn damals gefunden hat, soll er tausend Jahre lang ungeheure Mengen an freier Magie an sich gezogen und umgewandelt haben. Das geschieht nun seit sechsunddreißig Jahren nicht mehr, daher kommt es dort zu immer stärkeren Ausbrüchen.«
»Das allein kann nicht die Ursache für die gewaltigen Zauberstürme sein!« Merani gefiel die Theorie nicht, da sie nicht zu ihren eigenen Überlegungen mit den beiden Mädchen unter dem Meer passte.
»Da hast du vollkommen recht«, stimmte Careedhal ihr zu ihrer Verblüffung zu. »Es muss mit mehreren Faktoren zusammenhängen. Leider
Weitere Kostenlose Bücher