Merani und die Schlange unter dem Meer
gibt es keine Aufzeichnungen aus der Zeit, bevor Wassuram hierhergekommen ist. Mich würde interessieren, wie der Geburtsort der magischen Stürme ausgesehen hat, bevor Papa – oder besser gesagt – der Arghan Argutano sich dorthin begeben hat.«
Merani nickte nachdenklich. »Es muss dort eine starke magische Quelle geben, sonst hätte er es nicht getan. Du hast selbst gesagt, dass es eine ungeheure Menge an Magie braucht, damit ein Arghan wiedererstehen kann.«
Careedhal nickte. »Das ist richtig! Ich bin auch sicher, dass wir nur an dieser Stelle das Geheimnis lösen können.«
»Bist du verrückt?«, fuhr seine Schwester hoch. »Kein Schiff kann derzeit die Innere See befahren oder sich gar den Schären nähern, bei denen die Zauberstürme entstehen.«
»Zumindest würden wir keinen Schiffer finden, der uns dorthin bringt!« Merani seufzte, denn irgendwie verlockte es sie, diesen ebenso geheimnisvollen wie unheimlichen Ort kennenzulernen. Aber selbst die schwarzen Galeeren der Gurrländischen Flotte waren nicht in der Lage, bis in das Gebiet vorzudringen, in denen die magischen Stürme entstanden.
»Wir versuchen es von Ilyndhir aus«, wiederholte sie.
»Dafür braucht ihr erst einmal die Erlaubnis, dorthin reisen zu dürfen!« Qulkas Worte dämpften die Begeisterung der drei ein wenig. Dann aber sahen die drei sich entschlossen an.
»Kommt mit! Wir reden mit unseren Eltern«, forderte Merani ihre Freunde auf und schoss zur Tür hinaus.
12
Auf dem Weg zum Thronsaal trafen sie Kipan. Er schien es eilig zu haben, denn er rief ihnen nur rasch einen Gruß zu und wollte auf die Levitationsplatte steigen. Doch so einfach entkam er Merani nicht. Diese blieb vor ihm stehen und tippte ihn an. »Was ist denn mit dir los?«
»Verzeiht, Kaiserliche Hoheit, aber ich muss zur Küste und mein Schiff für die Abreise vorbereiten. Graf Hemor wird im Auftrag des allerhöchsten Magierkaiserpaares nach Ilyndhir zurückkehren, um Ihre Majestät, Königin Ilna V., von dem bisherigen Ergebnis der Beratungen zu informieren.«
»Wie war das mit Kaiserlicher Hoheit und so?« Merani konzentrierte sich und hob den jungen Mann mit Hilfe ihrer magischen Kräfte eine Handbreit hoch.
Kipan keuchte erschrocken auf, als er auf einmal keinen Boden mehr unter den Füßen fühlte. Argeela kicherte, und selbst Careedhal musste sich das Lachen verkneifen. Nur Qulka war mit Meranis Handlung nicht einverstanden und setzte eine missbilligende Miene auf. »Herrin, das dürft Ihr nicht tun!«
Da Merani noch nie einen ähnlich schweren Gegenstand wie den jungen Mann magisch angehoben hatte, spürte sie, dass ihre geistigen Kräfte rasch nachließen. Als Letztes zog sie Kipan die Beine weg, so dass er auf dem Hosenboden landete, und blickte dann feixend auf ihn herab. »Wenn du nicht noch mal hinfliegen willst, solltest du in Zukunft Merani zu mir sagen.«
»Nicht vor all den hohen Herrschaften!«, rief Kipan entsetzt.
»Da sei es dir ausnahmsweise gestattet, mich mit Eurer Glorifizienz anzusprechen!«
»Das ist aber nur der Titel des allererhabensten Magierkaiserpaares«, wandte Kipan ein.
»Also gut! Kaiserliche Hoheit genügt. Aber dafür wirst du uns nach Ilyndhir mitnehmen!«
»Ich? Euch? Mitnehmen?« Kipan stand auf, wich ein paar Schritte zurück und schüttelte unwillkürlich den Kopf. Er mochte Merani und die Zwillinge, aber er fühlte sich besser, wenn er ohne sie auf seinem Schiff war und die drei auf Ardhu und Gurrland weilten. Schon als Kleinkind wurde er zum Opfer von Meranis damals noch instinktiven Zauberversuchen. Einmal hatte sie ihm in Anwesenheit von Königin Ilna mit Levitation ein frisches Hühnerei auf den Kopf gesetzt. Natürlich war es sofort zerbrochen, und während ihm das glibberige Zeug über die Haare und das Gesicht gelaufen war, hatte Ilna V. zum Entsetzen ihrer schockierten Hofdamen schallend gelacht.
Gleichzeitig war ihm klar, dass ihm wohl nichts anderes übrig bleiben würde, als die drei Plagen am Ende mitzunehmen. Daher bemühte er sich, so würdig dreinzuschauen, wie es einem Kapitän der Ilyndhirischen Flotte zukam. »Ich fühle mich geehrt, Kais… Merani. Allerdings muss ich euch alle bitten, keinen Unsinn an Bord anzustellen. Die Zeiten sind gefährlich, und weder die Offiziere noch die Mannschaften dürfen bei ihrer Arbeit gestört werden.«
»Wir stören schon nicht«, behauptete Merani und meinte es sogar ernst.
»Ich werde die Kabinen für euch vorbereiten lassen. Ich hoffe, es
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