Merani und die Schlange unter dem Meer
eindrang.
»Dann pumpt es wieder hinaus!«, antwortete Tharon unwirsch.
Während der Gurrimleutnant losrannte, um den Befehl auszuführen, krallte Gynrarr seine Finger in Tharons Schulter.
»Wir müssen die Luke schließen, sofort!«
»Nicht bevor Sirrin und ihre Leute in Sicherheit sind. Sieh nach, wie weit die Evakuierung gelungen ist.« Das Letzte galt einem jungen Adepten, der sofort die Kommandozentrale verließ. Kurz darauf kehrte er mit der violetten Magierin zurück.
Sirrin sah aus wie eine getaufte Katze. Das Wasser lief ihr aus den Haaren und der Kleidung, und obwohl sie erschöpft wirkte, leuchteten ihre Augen zufrieden.
»Ist der Junge wieder an Bord?«, fragte Tharon.
Die Magierin nickte. »Regandhor hat es geschafft. Allerdings hat er sich ein paar Rippen und einen Arm gebrochen. Aber er ist besser dran als ein Teil der Geretteten. Einige Gurrims haben bis zuletzt drüben ausgehalten und dafür gesorgt, dass die Magier und die Menschen herübergeschafft werden konnten. Ihnen selbst ist nichts anderes übrig geblieben, als sich an das Seil zu binden und ins Wasser zu springen. Obwohl wir sie so rasch an Bord geholt haben, wie es ging, sind die armen Hunde schrecklich zugerichtet. Das weißmagisch gefärbte Wasser hat wie Säure an ihnen gefressen. Hoffentlich habt ihr gute Heilerinnen dabei.«
Tharon drehte sich zu Gynrarr um. »Du hast die Hexe Sirrin gehört. Wie steht es mit Heilerinnen?«
»Wir haben eine der magischen Schwestern mit dieser Gabe an Bord. Doch die kümmert sich bereits um die verletzten Magier.«
Sirrin sah ihn mit zorniger Miene an. »Sie soll sich zuerst einmal um die Gurrims kümmern. Im Gegensatz zu deinesgleichen haben die ihre Pflicht mehr als erfüllt.«
Der Magier schluckte, schüttelte dann aber den Kopf. »Einer aus der Bruderschaft des Schwertes wiegt tausend Gurrims auf!«
Trotz der Gefahr, in der alle schwebten, stimmten ihm die anderen Magier und Adepten zu. Sirrin machte eine verächtliche Handbewegung und wandte sich zum Gehen. »Dann werde ich mich eben selbst um die armen Kerle kümmern. In meinen Augen ist jeder dieser Gurrims mehr wert als euer ganzer Haufen.«
Tharon spürte, wie erschöpft sie war, und griff ein. »Halt! Die Heilerin wird sich zuerst der Gurrims annehmen. Magier sind in der Lage, sich auch bei schwereren Verletzungen selbst eine Weile am Leben zu erhalten.« Das Tischtuch zwischen ihm und den Magiern vom Schwertorden war damit endgültig durchschnitten.
»Ich werde mir eure Verletzten ansehen und dort, wo es nottut, einen Stasiszauber über sie werfen. Damit überleben sie so lange, bis ihnen Hilfe zuteil wird.« Sirrin wusste, dass sie das letzte Quäntchen Kraft würde aufwenden müssen, das sie noch besaß, doch es war wichtig, dass auch die Magier überlebten. Sie warf Tharon noch einen kurzen Blick zu.
»Sorge dafür, dass wir diesen Sturm überstehen. Danach müssen wir beide miteinander reden, und zwar allein.« Damit verschwand sie und eilte zum Krankenrevier.
Unterdessen wurde der Sturm immer stärker und obwohl das Abschirmartefakt des »Hammers« auf höchster Leistung lief, schlugen die weißen Blitze immer näher am Schiffsrumpf ein.
Tharon sah, wie die Kristallscheiben der Fenster trübe wurden und sich erste Sprünge bildeten, und er fühlte die weißen Wirbel, die um das Schiff tanzten und es wie mit Hammerschlägen trafen. Jedes andere Schiff wäre längst gesunken, doch noch hielten die Luken dicht, und so tauchte »Giringars Hammer« immer wieder wie ein Korken aus den turmhohen Wellen auf.
»Abwehrschirm verstärken!«, wies Tharon seine Untergebenen an.
»Wenn wir zu viel Magie abziehen, verlieren wir den Antrieb!«, warf ein Adept entsetzt ein.
»Beim Giringar noch mal, ladet die Speicher mit eurer eigenen Magie auf. Das werdet ihr wohl können!«
Die anderen starrten Tharon an, als hätte er etwas Unanständiges von ihnen verlangt. Im Schwarzen Land wurden die Speicherkristalle für die Artefakte nur von jenen magisch Begabten gefüllt, die nicht die Fähigkeiten besaßen, richtige Magier zu werden. Doch in dieser Situation, in der sie alle in höchster Gefahr schwebten, war Tharon nicht bereit, auf die Befindlichkeiten seiner Begleiter Rücksicht zu nehmen.
Sein Blick suchte die Fenster. Draußen war nur mehr giftiges Weiß zu sehen, das von allen Seiten auf den »Hammer« zustürmte,als wolle es ihn zermalmen. Die Fenster der Kommandozentrale waren die größte Schwachstelle des Schiffes. Wenn sie
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