Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
atmete sichtlich auf und stellte das Körbchen ab, das sie in der Hand gehalten hatte. Das war das Zeichen für den Rest der Bediensteten, sich ihrer Lasten zu entledigen. Danach verneigten sie sich noch einmal und eilten davon, um dem unheimlichen Wald wieder zu entkommen.
    Qulka sah den Leuten schnaubend nach. »Das Wort Mut haben die in der Schule nicht gelernt!« Damit packte sie die erste Traglast und schleppte sie in Richtung Hexenwald.
    Die anderen wollten sie nicht allein arbeiten lassen und griffen ebenfalls zu. Die kleine Gurrländerin brummte unwillig, sagte aber nichts, denn sie wollte das Gepäck so rasch wie möglich an einen Ort bringen, an dem kein zufällig Vorbeikommender darin herumwühlen konnte. Etwa hundert Schritte tief im Wald stellte sie ihre Last ab und kehrte zurück, um den nächsten Packen zu holen.
    »Wo wollt Ihr Euer Lager errichten, Herrin?«, fragte sie, als sie alles aufgestapelt hatte, was sie des Mitnehmens wert hielt. Man konnte ihr ansehen, dass der blau strahlende Wald mit dem weichen Moos, auf dem ihre Füße blaue Abdrücke hinterließen, auch ihr nicht ganz geheuer war.
    Merani sah sich kurz um und zeigte tiefer in den Hexenwald hinein. »Wir sollten noch eine Stunde gehen, denn dort drinnen gibt es Blaubeerbüsche, die das ganze Jahr Früchte tragen.«
    »Wer isst die, wenn sich niemand in den Wald hineintraut?«, fragte Argeela verwundert.
    »Keine Ahnung! Auf alle Fälle werden wir welche essen. Sieschmecken sogar noch besser als die Schwarzbeeren auf Gurrland, und das will was heißen!«
    »Wenn Ihr so weit in den Wald hineingehen wollt, Herrin, muss ich die Sachen wohl dorthin tragen.« Qulka seufzte und musterte dann misstrauisch einen mannshohen Busch, der statt Beeren mehr als fingerlange, spitze Dornen trug.
    »Das ist ein Pfeilbusch. Berühre ihn nicht, sonst spickt er dich mit seinen Dornen«, warnte Merani sie und lachte, als Qulka samt der Last, die sie gerade geschultert hatte, wie ein Gummiball zur Seite sprang.
    »Du solltest dich auch nicht zu schnell bewegen, sonst schießen die Büsche ebenfalls!«
    »Sind die Dinger wirklich so gefährlich?«, fragte Argeela.
    Merani schüttelte den Kopf. »Für uns nicht. Immerhin bin ich eine Nachfahrin der großen Hexe Meravane und habe damit das Recht, mich hier aufzuhalten.«
    »Und warum sollten die Büsche dann auf Qulka schießen?«
    »Sie ist Gurrländerin! Als meine Ahnin diesen Wald verließ, waren die Leute aus Gurrland die Feinde Ilyndhirs. Dieses Wissen kann noch in den Bäumen und Büschen stecken. Daher dürfen wir Qulka nicht allein hier herumlaufen lassen.« Da Merani keine Lust hatte, das ganze Zeug, das ihnen der Haushofmeister der Königin aufgehalst hatte, tiefer in den Wald mitzunehmen, wies sie Qulka an, alles auszusortieren, was sie für entbehrlich hielt, und den Rest auf alle zu verteilen.
    »Es gehört sich wirklich nicht, dass hohe Herrschaften wie Ihr solches Zeug schleppen!« Trotz ihrer tadelnden Worte war Qulka froh, dass sie die Sachen nicht einzeln holen musste, denn sie fürchtete sich nun doch, alleine hier herumzulaufen, auch wenn sie das niemals zugeben würde. Daher schnürte sie vier große Pakete. Das, welches sie selbst tragen wollte, wog jedoch fast doppelt so viel wie die drei anderen zusammen.
    Merani merkte es, wusste aber auch, dass sie Qulka solche Kraftaktenicht ausreden konnte, und schulterte ihren Packen. Auch ihre Freunde luden sich ihre Last auf. Als Argeela aufstöhnte, war Qulka sofort bei ihr. »Wenn es zu schwer ist, kann ich Euch gerne noch ein wenig abnehmen.«
    »Schluss jetzt!«, befahl Merani. »Du trägst genug. Uns werden diese Bündel schon nicht umbringen. Und jetzt folgt mir. Die Bäume freuen sich, dass wir da sind, und entbieten uns ihren Gruß.«
    »Kannst du mit ihnen sprechen?«, wollte Argeela wissen.
    »Natürlich! Wie ich schon sagte, bin ich …«
    »… eine Nachfahrin der großen blauen Hexe Meravane«, fiel Careedhal ihr ins Wort. »Das wissen wir doch. Außerdem kann auch ich die Bäume verstehen. Linirias und Ilyna zum Gruß. Ich danke euch, dass ihr uns so gastfreundlich empfangt.«
    Ein Knarzen ertönte, und die vier hatten den Eindruck, als würden sich einige der Bäume bewegen. »Auch wir grüßen euch«, kam es auf magischem Weg zurück. Die Stimme war stark genug, dass Argeela und Qulka sie im Kopf hörten.
    »Wir tun euch nichts!«, stotterte die kleine Gurrländerin.
    Die Bäume gaben einen Laut von sich, der einem Lachen ähnlich

Weitere Kostenlose Bücher