Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
zurückverfolgt.
Beamte haben sämtliche Nachbarn, Freunde, Verwandte befragt. Wir haben
versucht, eine Verbindung zu den Caldwell-Zwillingen herzustellen, aber nada.« Er rieb sich mit einer
Hand das Gesicht. »Was mich wieder auf unseren Freund, den Detective bringt.«
Er malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. »Und ich verwende die
Bezeichnung >Detective< hier sehr locker. Das kann doch alles kein Zufall
sein.«
»Selbst wenn es kein Zufall ist, macht ihn das
noch lange nicht zum Täter«, wandte Martinez ein. »Wenn du ihm das in die
Schuhe schieben willst, Bledsoe, dann musst du mit handfesten Beweisen kommen.
Mach deinen Job.« Genau in diesem Augenblick entdeckte Hayes Rick Bentz, der
mit großen Schritten ins Präsidium und direkt auf seinen Schreibtisch
zugestürmt kam. »Sieht so aus, als bekämst du die Chance, ihn selbst zu
befragen.« Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte Hayes. »Hau rein!«
»Das werde ich.« Bledsoe trat von Hayes'
Schreibtisch zurück und machte Platz für den Detective aus New Orleans. »Ach,
Bentz«, sagte er anstelle eines Grußes.
Bentz kümmerte das nicht. Er warf Bledsoe einen
vernichtenden Blick zu und fuchtelte mit einem großen braunen Umschlag herum.
»Das habe ich vorhin im Motel entgegengenommen«, sagte er und schleuderte den
Inhalt des Umschlags auf Hayes' Schreibunterlage. Das Foto einer zutiefst
erschrockenen Frau hinter Gittern landete neben seinem Terminplaner.
Jeder Muskel in Hayes' Körper spannte sich an.
Bentz blickte über die Schulter zu Bledsoe und erklärte: »Meine Frau.«
Martinez sagte kein Wort, sondern starrte bloß
auf die verängstigte Gefangene.
»Das hier ist ein Videoband vom So-Cal Inn. Die Überwachungskamera
hat einen Jogger gefilmt, der den Umschlag vor der Tür fallen gelassen hat und
weitergelaufen ist. Ich hoffe, ihr könnt die Verkehrsüberwachungskameras in der
Gegend überprüfen und herausfinden, ob es vielleicht ein Foto von ihr gibt.
Vielleicht, wenn sie ins Auto steigt.«
»Sie?«, fragte Bledsoe und kniff die Augenbrauen
zusammen.
»Ich denke schon. Das Band lässt keine genaueren
Schlüsse zu, aber ich dachte, ihr kriegt das besser hin, könntet vielleicht
das Gesicht heranzoomen, obwohl es meist von der Kamera abgewandt ist.«
»Noch ein Jogger«, stellte Hayes fest. »Stimmt.
Ihr könntet die Aufnahme mit dem Foto vergleichen, das die Webcam am
Santa-Monica-Pier gemacht hat.« Rick schüttelte den Kopf. »Was den Jogger
betrifft, den ich in der Mordnacht in der Nähe von Lorraine Newells Haus
gesehen habe, bin ich mir nicht sicher. Es war zu dunkel. Aber ich würde meine
Dienstmarke darauf verwetten, dass es derselbe Typ ist.«
»Ist das die Frau, die du zum Devil's Caldron
gefahren hast?«
»Nein.« Diesbezüglich schien sich Bentz sicher
zu sein. »Aber sie kennen sich, das könnt ihr mir glauben.«
»Verdammte Scheiße«, sagte Bledsoe. »Komm schon,
Jonas.« Bentz blickte Hayes direkt an. »Lass uns diesen Jogger festnageln. Ich
will meine Frau finden!« Hayes' Telefon klingelte. Er hob den Finger und
bedeutete Bentz, sich für einen Augenblick zu gedulden, dann meldete er sich.
»Detective Hayes.« Als er hörte, wer dran war, stellte er den Apparat auf laut.
»Hier ist Dr. O'Leary«, sagte der Dentologe am
anderen Ende der Leitung. »Ich habe die gewünschten Ergebnisse, Detective.
Keine große Überraschung. Die Unterlagen des Zahnarztes stimmen mit dem Gebiss
überein. Bei der exhumierten Frau handelt es sich definitiv um Jennifer
Bentz.«
36
Bentz war wie betäubt, obwohl er genau das
erwartet hatte. Selbstverständlich handelte es sich bei der Leiche im Sarg um
Jennifer - davon war er seit zwölf Jahren ausgegangen. Jennifer war tot und
ihre Doppelgängerin nichts anderes als Teil einer großangelegten Intrige, um
ihn nach Los Angeles zurückzulocken.
Warum? Um ihn zu drangsalieren? Um Olivia zu
kidnappen und zu peinigen? Einen Amoklauf zu starten? »Dann war das Ganze wohl
ein Schuss in den Ofen.« Bledsoe schüttelte den Kopf. »Eher Schall und Rauch«,
korrigierte Bentz. »Und da hast du deine Frau mit reingezogen? Du liebe Güte,
es ist ganz schön gefährlich, mit dir verheiratet zu sein, und zwar nicht nur
für deine Gattin, sondern auch für ihre Bekannten!«
Wenn Bledsoe Salz in die Wunde streuen wollte,
dann tat er das verdammt gründlich, dachte Bentz. Das Funkeln in Bledsoes Augen
zeigte Bentz, dass der Detective sein Unbehagen genoss. »Lasst uns nach der
Person
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