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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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wollte sie?
    Olivia hatte keinen blassen Schimmer, aber die
Genugtuung, sie zu töten, würde sie der Frau nicht gönnen. Widerwillig hatte
sie das Sandwich gegessen und gleichzeitig befürchtet, es könnte vergiftet
sein. Aber sie hatte überlebt. Die Dose Dr.-Pepper-Cola hatte sie auch getrunken
und sich anschließend auf dem Eimer erleichtert. Es war ekelhaft, aber die
einzige Möglichkeit. Und während der ganzen Zeit grübelte sie über ihr Schicksal
nach.
    So oder so - sie musste fliehen. Sie konnte
nicht darauf hoffen, dass Bentz oder die Polizei oder sonst wer kommen und sie
retten würde. Nein, dachte sie und starrte auf die Ruder an der Wand, das
musste sie schon selbst in die Hand nehmen.
    Sie blickte sich erneut in ihrem Käfig um, auf
der Suche nach etwas, das ihr helfen konnte, sich zu befreien, aber sie fand
wie zuvor nichts. Ihre Augen wanderten wieder zu den Rudern. Wenn sie irgendwie
an einen der langstieligen Riemen herankäme, könnte sie ihre Gefängniswärterin
damit niederschlagen und sich die verdammten Schlüssel schnappen. Wenn sich
die Frau ihr hinreichend näherte. Oh, Olivia würde nichts lieber tun, als den
Spieß umzudrehen und dieses Miststück in den stinkenden Käfig zu sperren, um
dann selbst mit Elektroschocker und Benzinkanister umherzustolzieren.
    Wieder betrachtete sie die Ruder. Aus Holz, mit
schmalen roten, weißen und blauen Streifen in der Nähe der Riemenblätter,
sahen sie robust genug aus, um damit eine knapp eins siebzig große Frau außer
Gefecht zu setzen. Und genau das hatte Olivia vor.
    Wenn sie nur einen Weg fände, an eins der Ruder
heranzukommen!
    Sie fühlte, wie das Boot an seiner Vertäuung
ruckte, und wusste, dass sie sich in einem Hafen befanden. Die Frau hatte
behauptet, sie könne sich ruhig die Kehle aus dem Hals schreien, es würde sie
niemand hören, aber Olivia glaubte ihr nicht. Obwohl hier unten im Schiffsrumpf
sämtliche Geräusche gedämpft klangen, drang das Geschrei der Möwen zu ihr.
Leute riefen, Motoren heulten auf. Also hatte Olivia geschrien, zuvor, nachdem
die Psychopathin gegangen war und sie in dem sicheren Glauben zurückgelassen
hatte, in den Flammen verbrennen zu müssen. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen
und damit gegen die Gitterstäbe geschlagen, aber es hatte sie tatsächlich
niemand gehört. Niemand war an Bord gekommen, auf die Merry Anne, wenn der verblasste Name
auf den Rettungswesten stimmte.
    Jetzt hockte Olivia in einer Ecke ihres Käfigs,
der Hals rau vom vielen Schreien, und beobachtete, wie das Sonnenlicht
schwächer und es im Käfig langsam wieder dunkler wurde. Es war
nervenaufreibend. Unheimlich. Sie weigerte sich, ihrer Fantasie freien Lauf zu
lassen.
    Stattdessen versuchte sie, einen Ausweg aus
ihrer fatalen Situation zu finden. Es musste doch eine Möglichkeit geben, ihr
Leben und das ihres ungeborenen Kindes zu retten! Schließlich war sie
Psychologin, hatte die menschliche Seele studiert und verschiedene
Behandlungsmethoden für Menschen mit Realitätsverlust kennengelernt. Sie
brauchte einfach nur einen Plan.
    Sie zog die Knie an die Brust und schlang die
Arme darum. Wie ging man rational mit einer Person um, die den Bezug zur
Realität verloren hatte? Jemand, dem jegliches gesunde moralische
Urteilsvermögen fehlte? Jemand, der von Natur aus böse war?
    »Gott steh mir bei«, flüsterte sie, als sich die
Nacht herabsenkte und sie mutterseelenallein in der dichten, stygischen
Dunkelheit verharrte.
     
    »Das mit deiner Frau tut mir leid«, sagte
Corrine O'Donnell, als sie die Vermisstenmeldung ausgefüllt hatte. Bentz hatte
bereits ein paar Stunden beim FBI hinter sich und war nun hier gelandet, bei
der Abteilung für vermisste Personen. Der Papierkram war nötig, aber er hätte
aus der Haut fahren können, als er sah, wie die Zeit verstrich. »Leid« war
kein Ausdruck für die Angst, das kalte Entsetzen, das ihn packte, wenn er
daran dachte, dass sich Olivia in der Gewalt dieser Wahnsinnigen befand.
»Versuch, dir keine Sorgen zu machen. Wir werden sie schon finden.« Corrine
lächelte ihn an, und er musste flüchtig daran denken, wie gern er sie gemocht
hatte, mehr als Freundin denn als Geliebte - es hatte sie viel verbunden
während ihrer On-and-off-Affäre. »Bist du glücklich mit Hayes?«, fragte er.
»Nun ... ich würde gern sagen, ich fühle mich geradezu ekstatisch, aber du weißt ja, in
diesem Alter ist man vorsichtig - vielleicht zu vorsichtig. Man schleppt viel
mit sich herum, ist verletzt worden.« Als

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