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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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im Wilden Westen. Ihr Haar war zerzaust, die Augen weit aufgerissen
und blutunterlaufen. Über ihrem Mund war ein roter Fleck zu erkennen, wo
offensichtlich ein Klebeband gehaftet hatte. Alles Leben, sämtliches Feuer in
ihr war erloschen. Geblieben war nichts als reines Entsetzen. »Verdammt noch
mal!«, sagte Rick gepresst. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Wenn
er den Psychopathen in die Hände bekäme, der ihr dies angetan hatte, würde er
ihn persönlich in Stücke reißen. Immerhin ist sie am Leben, rief er sich vor
Augen. Das ist doch etwas.
    Er machte sich erneut am Umschlag zu schaffen,
in der Erwartung, einen Brief oder eine Nachricht zu finden, aber es war
nichts anderes drin. Nur das vernichtende Foto. Du bist dafür verantwortlich,
Bentz. Sie ist entführt worden, möglicherweise gefoltert, und jetzt sitzt sie
in diesem Gefängnis, deinetwegen und wegen deiner verdammten Besessenheit
bezüglich Jennifer. Angst und Schuldgefühle packten ihn. »Was ... was ist
das?«, fragte Rebecca. »Das«, sagte er mit brechender Stimme, »ist meine Frau.«
    »O Gott ... es tut mir so leid!« Voller
Entsetzen starrte sie auf das Foto und leckte sich nervös die Lippen. »Wo ist
sie? Was machen sie mit ihr? Könnte das nicht ein Scherz sein? Ein schlechter
Scherz ...« Doch als sie seinen Blick auffing, wusste sie, dass das nicht der
Fall war. »Heilige Muttergottes!« Sie blinzelte, um die Tränen
zurückzudrängen.
    »Ist Tony da?«, fragte Bentz.
    »Oh ... ja ... entschuldigen Sie.« Sie rief über
die Schulter nach ihrem Sohn. »Tony!«
    »Sind Sie sicher, dass Tony die Person mit dem
Umschlag nicht gesehen hat?«, fragte Bentz.
    »Ich glaube, ja.« Sie räusperte sich und trat
näher an die Tür, die die Rezeption vom Büro trennte. »Tony!«, rief sie noch einmal,
diesmal in schärferem Ton. »Er hat eine Erkältung, deshalb ist er nicht in der
Schule.« Ein paar Sekunden später kam Tony herbeigeschlurft, die Hände in den
Hosentaschen, MP3-Hörer in den Ohren. Der hämmernde Rhythmus eines Rap-Songs
war zu vernehmen. Bentz schob das Foto von Olivia zurück in den braunen
Umschlag. Der Junge schniefte, als würde seine Nase laufen. Eine Erkältung?
Oder hatte er etwas genommen? Koks? Meth? Eine andere Droge? Doch das interessierte
Bentz im Augenblick nicht.
    Rebecca zog ihrem Sohn einen Ohrstöpsel heraus.
»Mr. Bentz möchte wissen, ob du gesehen hast, wer das hier gebracht hat.«
    »Ich glaub nicht.« Tony blickte auf seine Füße.
»Sicher?«, hakte Bentz nach.
    Der Junge zuckte die Achseln. »Hab keinen
gesehen.«
    »Aber du bist dir nicht ganz sicher«, stellte
Bentz fest und drängte ihn, sich an irgendetwas zu erinnern, das ihm helfen
könnte, seine Frau zu retten.
    »Ich, ähm, ich habe etwas gehört«, sagte Tony
und räusperte sich. »So was wie ein Klatschen. Vielleicht als sie den Umschlag
fallen gelassen hat?« Er klang wenig überzeugt. »Sie?«
    »Oder er.« Tony runzelte konzentriert die Stirn
und tat so, als befürchte er, eine falsche Antwort zu geben. »Ich weiß es
nicht.«
    »Aber du hast jemanden gesehen?«
    »Nicht richtig. Da ist einer vorbeigelaufen, ein
Jogger.«
    »Und du hast gedacht, es wäre eine Frau?« Bentz'
Herz schlug plötzlich doppelt so schnell. Am liebsten hätte er die Worte aus
dem Jungen herausgeschüttelt. Die Webcam an dem Santa-Monica-Pier hatte in der
Nacht, in der Bentz hinter »Jennifer« her ins Wasser gehechtet war, einen Jogger
aufgezeichnet. Außerdem hatte er einen Jogger gesehen, als er vor Lorraine
Newells Haus gestanden und auf das Eintreffen der Polizei gewartet hatte. Und
jetzt schon wieder?
    »Er oder sie hat einen Jogginganzug und eine
Baseballkappe getragen. Ich kann es wirklich nicht sagen. Darf ich jetzt wieder
gehen?«
    »Nein«, sagte Bentz. Jogginganzug und
Baseballkappe an einem warmen Vormittag ... das musste eine Verkleidung sein.
Bentz wusste, dass er sich an einen Strohhalm klammerte, aber er hätte nach
allem gegriffen, nach dem winzigsten Hinweis, der ihn zu seiner Frau führen
konnte. Es gelang ihm, nach außen hin ruhig zu wirken, obwohl er innerlich
schrie. »Tony, ich möchte, dass du aufs Präsidium kommst und mit einem
Phantombildspezialisten sprichst.«
    »He, nein.« Tony schüttelte den Kopf, als wäre
das Präsidium der Abgrund zur Hölle. »Zu den Cops? Nee, niemals.«
    »Er wird kommen, wenn er Ihnen helfen kann«,
sagte Rebecca mit Nachdruck.
    »Nein, Mom. Ich habe nichts gesehen, nicht
wirklich. Ich bin mir nicht

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