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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

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Anruf bekommen habe«, sagte sie mit ernster
Stimme. »Keine Ahnung.«
    »Von Donovan Caldwell. Erinnerst du dich? Der
Bruder der Opfer.«
    »Aha?«
    Sie wusste, dass sie seine Aufmerksamkeit
geweckt hatte, verzog die Lippen und entblößte dabei eine kleine Zahnlücke
zwischen den Schneidezähnen. »Wieder die alte Leier: Wir hätten nicht genug
getan, jetzt hätten zwei weitere unschuldige Opfer ihr Leben lassen müssen, nur
weil wir so unfähig seien, blablabla.«
    »Und der taucht nach zwölf Jahren aus der
Versenkung auf.«
    »Ja.« Sie nickte. »Genau wie Bentz.«
    »Wie bitte?«
    »Er kreuzt hier auf, und der Mörder schlägt
wieder zu. Was das wohl zu bedeuten hat?«
    »Das sind doch zwei verschiedene Fälle.«
    »Möglich.«
    Nachdenklich kaute Rankin auf ihrer Unterlippe.
»Ich bin mir auch nicht sicher. Wie Bledsoe bereits angedeutet hat: zu viele
Zufälle. Was ich persönlich davon halte?« Sie runzelte die Stirn und schickte
sich zum Gehen an. »Ich wette, es gibt einen Zusammenhang.«
    Hayes blickte ihr nach und rief sich ins
Gedächtnis, dass sie ein persönliches Hühnchen mit Bentz zu rupfen hatte, genau
wie Bledsoe und ein paar andere. Konnte es sein, dass Hayes' Vertrauen in den
Kerl nicht gerechtfertigt war? Selbst sein alter Partner, Russ Trinidad, wollte
nichts mehr mit ihm zu tun haben. »Ich hasse es, das sagen zu müssen«, hatte
Trinidad Hayes erst heute Morgen anvertraut, »aber der Kerl ist wirklich lästig.
Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich so kurz vor dem Ruhestand nicht in
dieses Chaos hineingezogen werden möchte. Er will seine Ex-Frau ausbuddeln
lassen? Prima. Aber ich will damit nichts zu tun haben.«
    Vielleicht hatte Bledsoe nicht ganz unrecht,
dachte Hayes und schleuderte seinen Bleistift auf den Tisch. Vielleicht wäre es
das Beste, wenn Bentz Jennifers Leichnam exhumieren und einen DNS-Test
vornehmen lassen würde, so dass die Sache ein für alle Mal erledigt wäre. Wenn
Jennifer Bentz in dem Sarg lag, schön und gut. Und wenn nicht?
    Dann, so schätzte er, würde nichts Geringeres
geschehen, als dass sich die Pforte zur ewigen Verdammnis öffnete.
     
    Die Schule war ein niedriges, langgestrecktes
Backsteingebäude, das ein Bezirksverwaltungsgebäude im Mittleren Westen hätte
sein können, wären da nicht schattenspendende Palmen gewesen, die die Auffahrt
säumten. Auch eine der beiden Flaggen verriet den Standort: Neben der Old
Glory, dem Sternenbanner der Vereinigten Staaten von Amerika, wehte die Flagge des
Bundesstaates Kalifornien mit dem riesigen Grizzlybären vor weißem Hintergrund.
Bentz fuhr langsam am Haupteingang der Schule vorbei. Er nahm nicht die
Busspur, sondern rollte die lange, überdachte Ein- und Aussteigezone für die
Schüler entlang, an deren Ende er einen Parkplatz NUR FÜR LEHRKRÄFTE entdeckte.
    Er ignorierte das Schild und setzte in eine
freie Lücke, stellte den Motor ab und wartete. Von dieser Stelle aus konnte er
einen weitläufigen Gebäudeflügel überblicken, hinter dem er die Kurve einer
Aschenbahn für Leichtathleten erspähte.
    Jetzt hätte er gern eine Zigarette gehabt.
Vielleicht wegen der, die er gestern Abend am Strand geraucht hatte. Oder aber,
weil er vor einer Mittelschule stand, wo er sich mit zwölf durch seine erste
Zigarette gehustet hatte.
    Die Schule war zu Ende, das Schulgelände leer
bis auf ein paar Kids mit Rucksäcken, manche mit Skateboards, die über die
angrenzenden Parkplätze und Gehsteige sausten. Bentz vermutete, dass die
meisten Lehrer und Verwaltungsangestellten noch beschäftigt waren, den
Unterricht für den nächsten Tag vorbereiteten oder Klassenarbeiten
korrigierten.
    Zu zweit oder zu dritt, manche auch allein,
kamen sie schließlich herausgeschlendert. Sie plauderten, lachten, klimperten
mit den Schlüsseln und setzten ihre Sonnenbrillen auf. Ein paar blickten ihn
fragend an und prägten sich vermutlich sein Nummernschild und sein Außeres ein
... ein Kerl, der in der Nähe einer Schule herumlungert. Eine gouvernantenhaft
wirkende Frau in rotem Rock, weißem Shirt und blauer Kasackbluse schien ihn
ansprechen zu wollen. Sogar ihre Sandalen waren in den Nationalfarben gehalten:
rot-weiße Riemchen mit blauer Sohle. Doch anstatt auf direkten
Konfrontationskurs zu gehen, bedachte sie ihn mit einem eisigen Blick, dann
stieg sie in ihren grünen Honda und ließ den Motor aufheulen. Bentz sah, wie
sie das Headset ihres Handys aufsetzte und sich offenbar anschickte, die 911 zu
wählen, so dass vermutlich jede

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