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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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überlegte sie es sich jedoch und zog ihre Hand weg.
Mit einem Seufzer fügte sie hinzu: »Das hat jetzt nichts mit dir zu tun, Rick,
doch Jennifer hat mir einmal erzählt, sie habe dich geheiratet, weil sie von
dem anderen Kerl loskommen wollte.«
    »Von James?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Jemand, den sie schon
vor dir gekannt hatte.«
    »Alan Gray?« Bentz wunderte sich, warum ihm
dieser Name einfiel.
    »Ich kann mich nicht erinnern ...« Tally
zögerte, dann lehnte sie sich mit der Schulter gegen die Türstrebe ihres
Käfers. »Du hast recht. Ich glaube, so hieß er. Einmal, als wir zusammen
ausgegangen waren, hatte Jennifer zu viele Martinis getrunken und sagte, der
Grund dafür, dass sie dich geheiratet habe, sei der, dass Alan einen Hang zur
Gewalt habe. Dass er zwanghafte Züge besäße und sie unter Alkoholeinfluss sogar
einmal mit Handschellen ans Bett gefesselt habe. Als er wieder nüchtern gewesen
sei, habe er sich entschuldigt, aber sie habe ihm nie verziehen.«
    Bentz rührte sich nicht. Zorn wallte in ihm auf.
Auf Gray. Auf seine Ex-Frau. Diese Geschichte hatte Jennifer ihm nie erzählt.
    Entsprach sie der Wahrheit? Oder war es bloß
eine schnell zurechtgelegte Lüge, um Mitleid zu erwecken oder eine Erklärung
zu liefern, warum sie einen Millionär wegen eines Polizisten hatte sitzenlassen?
    Er wusste es nicht. Jennifer verstehen zu
wollen, war wie auf Treibsand zu gehen - man hatte nie festen Boden unter den
Füßen.
    »Sie sagte, sie würde ihn - Alan - verdächtigen,
außer den Immobiliengeschäften noch in etwas anderes verstrickt zu sein, womöglich
in etwas Illegales. Worum es sich dabei handelte, weiß ich nicht, aber so habe
ich sie verstanden. Natürlich konnte man sich bei Jennifer nie ganz sicher
sein. Sie hat großes Aufhebens darum gemacht, ich musste ihr schwören, mit
niemandem darüber zu sprechen.«
    Es ärgerte Bentz, dass er davon nichts gewusst
hatte. »Und es ist dir nicht eingefallen, mir nach ihrem Tod davon zu
erzählen?«
    Tally blickte abrupt auf, plötzlich besorgt.
»Nein. Warum hätte ich das tun sollen?« Und dann begriff sie. »Es war doch
Selbstmord, oder? Davon sind alle ausgegangen. Es gab schließlich einen
Abschiedsbrief, oder?« Sie wirkte verunsichert, schien sich zu fragen, ob sie
nicht zu viel ausgeplaudert hatte. »Sieh mal, ich weiß nicht, was das jetzt
noch für eine Bedeutung hat. Außerdem muss ich los. Mehr weiß ich wirklich
nicht. Keine Ahnung, ob du etwas damit anfangen kannst.«
    Das wusste er auch nicht. Aber es war immerhin
etwas. »Danke«, sagte er und zog eine Karte aus seiner Brieftasche. Auf die
Rückseite kritzelte er seine neue Handynummer. »Wenn dir noch was einfällt ...«
Er reichte ihr die Karte, und sie schloss die Hand so fest darum, dass sie sie
fast zerknüllte.
    »Natürlich«, versprach sie, aber sie wussten
beide, dass das gelogen war. Tally White wollte nichts mehr mit ihm zu tun
haben und auch nicht an seine tote Ex-Frau erinnert werden.
    Rick trat von ihrem Wagen zurück, und sie zog
die Fahrertür hinter sich zu und drehte den Zündschlüssel. Einen Augenblick
später schoss Tally in ihrem VW Käfer vom Lehrerparkplatz, darauf bedacht,
möglichst schnell Abstand zwischen sich und Bentz zu bringen. Aber war das
etwas Neues? So reagierten die Leute nun mal auf ihn.
     
    21
     
    Ich stehe allein im Aufzug.
    Langsam, mit einem lauten Knirschen, fährt die
große Kabine in die Höhe. Als ich den ersten Stock erreiche, ist niemand zu
sehen.
    Gut. Das kahle Treppenhaus ist ebenfalls leer.
Perfekt.
    Auf leisen Sohlen schleiche ich den Gang entlang
zu meinem abgeschiedenen Zimmer, dem fensterlosen Raum, in dem ich ganz allein
bin. Niemand weiß von diesem Ort, niemand würde mich damit in Verbindung
bringen. Die Wände sind hier aus Pressspanplatten, eine einzelne Glühbirne
verbreitet ein hartes, grelles Licht. Ich schließe die Tür. Sperre ab.
    Prüfe das Schloss, um sicherzugehen, dass es stabil
ist. Dann atme ich tief aus und sehe mich in dem Raum um, den viele für eine
Zelle halten würden. Doch hier drinnen, ganz allein, bin ich frei. Für
gewöhnlich hasse ich es, allein zu sein, aber wenn ich hier bin, nicht. Nicht
an diesem Ort, der meine Zufluchtsstätte ist. Hier finde ich endlich Frieden.
Bei einem meiner früheren Ausflüge an diesen ruhigen Ort habe ich einen
Ganzkörperspiegel an einer der Wände aufgehängt - um Gesellschaft zu haben.
Dem Spiegel gegenüber habe ich große Plastikbehälter mit Kleidung

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