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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

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Sekunde die Polizei hier auftauchen und ihn
vernehmen oder verhaften würde.
    Nur zu!, dachte er und beobachtete einen Fetzen
Papier, der in ihrem Fahrtwind aufwirbelte.
    Doch noch bevor die Kavallerie eintraf, sah
Bentz Tally White aus einer der Glastüren kommen, ins Gespräch vertieft mit
einer Kollegin. Tally war groß, fast eins achtzig, und hatte über die Jahre ein
paar Pfund zugelegt. Sie war immer ein bisschen zu dünn gewesen, gebaut wie
eine Läuferin, doch heute zeigten sich Kurven unter ihrer pfirsichfarbenen
Hose und dem dazu passenden Mantel. Ein paar graue Strähnen hatten sich in ihr
braunes Haar geschlichen, das zu einem hochgestuften Bob geschnitten war. Ihre
Kollegin war gut zehn Zentimeter kleiner als sie, eine kräftige Schwarze mit
einer riesigen Sonnenbrille auf der Nase, die ihr halbes Gesicht verdeckte.
Wilde Korkenzieherlöckchen wurden von einem Kopfband mehr schlecht als recht
aus ihrer Stirn gehalten. Die beiden Lehrerinnen unterhielten sich lachend,
während sie zu ihren Autos gingen, die ein Stück von seinem Escape entfernt
parkten. »Vorhang auf«, sagte Rick zu sich selbst, stieg aus dem Wagen und
sagte: »Hi, Tally.«
    Sie blickte zu ihm herüber und wäre fast
gestolpert, als sie Bentz erkannte.
    »Großer Gott, Rick?« Sie blinzelte unsicher, als
brauchte sie eine Brille. »Rick Bentz?«
    »Schön, dich zu sehen.«
    »Aber warum bist du ...? Ich meine, ich weiß,
dass du angerufen hast und dass ich dich hätte zurückrufen sollen, aber ich
wusste nicht, dass du hier bist, in Kalifornien.« Sie spähte nervös über den
Parkplatz, als suchte sie nach einer Fluchtmöglichkeit oder als fürchtete sie,
dass jemand sah, wie sie mit ihm sprach. Dann straffte sie sichtbar die Schultern
und wappnete sich. Gegen Rick. »Wow. Ich ... ich hätte nicht gedacht, dass ich
dich je wiedersehen würde.«
    »Ich möchte mit dir reden«, sagte er. »Über Jennifer.«
Tally wurde unter ihrer Bräune blass. »Hier?«, fragte sie dann mit einem Blick
über den Parkplatz. »Ich lade dich zu einer Tasse Kaffee ein. Oder zu einem
Glas Wein?«
    »Ah, nein ...« Plötzlich erinnerte sie sich an
ihre Kollegin. »Oh. Sherilou« - Tally deutete mit der Hand, in der sie die Büchertasche
hielt, auf Bentz -, »das ist Rick Bentz, ein alter ... der Mann einer meiner
Freundinnen. Rick - das ist Sherilou. Wir unterrichten beide Englisch.«
Sherilou nahm Bücher und Handtasche in die andere Hand und tauschte mit Bentz
einen Händedruck. »Sehr erfreut«, sagte sie, obwohl das eine offensichtliche
Lüge war. In ihren Augen war Misstrauen zu erkennen, und ihr Händedruck war
schwach. Unsicher.
    »Ich fahr dann mal lieber«, sagte sie mit einem
falschen Lächeln zu Rick.
    »Nett, Sie kennengelernt zu haben«, erwiderte
dieser. Die Sonne funkelte auf der Kühlerhaube von Tallys VW. »Ebenso«, sagte
Sherilou, und dann, an Tally gewandt: »Ich muss jetzt los.«
    »Bis morgen«, sagte Tally, und Sherilou eilte
von dannen, verstaute ihre Büchertasche im Kofferraum eines blauen Prius und
glitt hinters Lenkrad. Tally beobachtete, wie sie davonfuhr, dann wandte sie
sich Bentz zu und blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Wie geht es
Kristi?«, erkundigte sie sich. »Sie und Melody haben den Kontakt verloren.«
    »Gut. Sie heiratet dieses Jahr.«
    »Das werde ich Melody erzählen. Sie ist auch
schon verheiratet. Hat ein dreijähriges Kind und erwartet das nächste.« Tally
verdrehte die Augen, dann zog sie Fotos aus ihrem Portemonnaie und zeigte Bentz
voller Stolz zwei Schnappschüsse von einem flachsblonden kleinen Mädchen. Der
Dreikäsehoch posierte mit einem Stofftier, einem weißen Kaninchen, vor einem
blauen Hintergrund. »Süß«, sagte er aufrichtig.
    »Ja. Wer hätte gedacht, das aus mir mal eine
Großmutter wird?« Sie steckte das Foto zurück ins Portemonnaie und verstaute
dieses wieder in ihrer Handtasche, doch ihre Augen funkelten. »Es ist
eigenartig, aber ich finde es toll.«
    »Das glaube ich dir.«
    Sie bemerkte seinen ernsten Ton und seufzte.
»Also, raus damit. Was willst du wissen und warum?« Die Sonne wanderte tiefer,
ein paar Nachzügler kamen aus dem Schulgebäude geeilt. Bentz erzählte Tally
alles, mit Ausnahme der Tatsache, dass er glaubte, seine tote Frau hin und
wieder leibhaftig vor sich zu sehen. Dieses kleine Detail behielt er lieber für
sich.
    Sie sagte nichts. War völlig verblüfft, als er
ihr die Abzüge der Fotos reichte und die Kopie der mit einem roten Fragezeichen
versehenen

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