Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
dieses T-Shirt, das mir sagte, dass es sich wirklich um einen von Davids Leuten handelte. Er stand sehr still da und ließ uns Zeit, um zu dem Schluss zu kommen, dass er sich auf unserer Seite befand.
»Ich bin Shawn«, stellte er sich vor, und dann sah er Adam an.
»Verdammt.« Er kam ins Zimmer und schloss leise die Tür. »Was ist los?«, fragte er, den Blick auf Adam gerichtet, der gerade flach auf dem Rücken lag und mit Armen und Beinen einen seltsamen, zuckenden Tanz vollführte.
»Ich glaube, er verändert sich«, antwortete Jesse.
»Ein Anfall«, sagte ich. »Ich bin kein Arzt, aber ich würde
annehmen, er hat zu viel von dem Silber abbekommen, und das könnte Schaden in seinem Nervensystem angerichtet haben.«
»Wird er wieder in Ordnung kommen?« Jesses Stimme bebte.
»Er ist zäh«, sagte ich und hoffte, dass ihr nicht auffiel, dass ich die Frage nicht wirklich beantwortet hatte. Wie viel Silber brauchte es, um einen Werwolf umzubringen? Und ich wollte gar nicht daran denken, dass es vielleicht auch Werwölfe gab, die einfach empfindlicher waren als andere.
»Ich habe den Wachdienst mit Hamilton getauscht, nachdem der Captain einen Streit mit Connor inszeniert hat und mir das Zeichen gab, mich auf den Weg zu machen«, berichtete Shawn. »Aber ich hatte noch keine drei Schritte hinter mir, als jeder Werwolf in der Nähe sich auf den Captain konzentrierte. Ich nehme an, es gibt etwas, was sie alle spüren können?«
Ich nickte und erklärte beiden so gut ich konnte, was wir vermuteten. »Ich weiß nicht, wie Christiansen das macht, aber er versucht, Adams Macht auf sich zu konzentrieren und sie zu verschleiern. Ich wette, alle werden denken, dass er das ist.«
»Wegen des Streits«, sagte Shawn, dem es nun dämmerte.
Aber ich hatte das Interesse daran verloren, wie schnell Christiansen gewesen war, denn Adam hatte sich ein wenig von dem Anfall erholt und lag nun schlaff da. Jesse wäre zu ihm gegangen, aber ich hielt sie zurück.
»Warte«, sagte ich und nutze die Gelegenheit, mir die Automatik von ihr zurückgeben zu lassen. »Überzeuge dich, dass er wirklich ruhig ist.«
»Er ist nicht tot?«, fragte sie.
»Nein. Ich kann seinen Atem hören. Er ist flach, aber gleichmäßig.«
Ich steckte die Smith & Wesson zurück in meinen Rucksack und die SIG wieder ins Halfter. Dank Christiansen würde sich im Augenblick kein Rudel Wölfe auf uns stürzen, aber das konnte sich jederzeit ändern.
Adam hatte sich nicht gerührt, und seine Atemzüge waren tiefer geworden. Ich wollte Jesse gerade sagen, dass er in Ordnung war, als er sich abrupt auf die Seite drehte und sich mit einem leisen Stöhnen zusammenrollte.
15
E r verändert sich jetzt?«, fragte Jesse.
»Das wäre schlecht«, erwiderte Shawn. »Wir wollen nicht, dass er angreift, ehe er die Auswirkungen der Drogen überwunden hat. Ich habe mit ein paar Männern gesprochen, die in eurem Haus waren, als er sich losgerissen hat. Sie hatten ihn zu diesem Zeitpunkt ebenfalls ruhig gestellt.«
»Hören Sie auf, Jesse Angst einzujagen«, fauchte ich. »Es kommt alles in Ordnung. Außerdem glaube ich nicht, dass er sich verändert.« Tatsächlich war dieses werwölfische Gefühl von Macht bereits verklungen. Ich hatte keine Ahnung, was Adam machte.
Das Stoffhemd, das er trug, war schmutzig, zerrissen und blutbefleckt und sah eher grau als weiß aus. Sehr grau. Adam schwitzte, und der Stoff begann an ihm zu kleben. Die angespannten Muskeln seiner Schultern und des Rückens zeichneten sich deutlich ab. Ich konnte sogar die Gänsehaut erkennen. Das Hemd schimmerte ein wenig unter dem kalten Leuchtstoffröhrenlicht. Ich hätte nicht sagen können, ob er bei Bewusstsein war oder nicht.
Ich steckte den Revolver ins Halfter und ging langsam auf ihn zu.
»Adam«, sagte ich, weil er mir den Rücken zugewandt
hatte. Es empfiehlt sich nicht, einen Werwolf zu überraschen. »Geht es dir gut?«
Ich wunderte mich nicht, als er nicht antwortete.
Ich hockte mich hin und berührte den nassen Stoff, und er packte plötzlich mein Handgelenk – die Bewegung erfolgte so schnell, dass ich mich nicht erinnern kann, gesehen zu haben, wie er herumrollte. Seine Augen waren gelb und kalt, aber sein Griff war nicht fest.
»Du bist in Sicherheit.« Ich versuchte, ruhig zu bleiben. »Jesse ist hier, und sie ist ebenfalls außer Gefahr. Wir werden dich wieder auf die Beine bringen, und dann verschwinden wir.«
»Es ist das Silber«, sagte Shawn erschüttert. »Deshalb
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