Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
Christiansen und dass er versprochen hatte, uns alle herauszuholen.
»Du traust ihnen?«, fragte sie, und als ich nickte, sagte sie schlicht: »Na gut.«
»Komm, sehen wir uns deinen Vater an.«
Nachdem ich Jesse befreit hatte, würde es wenig nützen, Adam in Ketten zu lassen, und all das Silber half sicher nicht, seinen Zustand zu verbessern. Ich griff wieder nach Zees Dolch, aber Jesse hob die Hand.
»Mercy?«, sagte sie leise. »Wenn er anfängt aufzuwachen, ist er …
»Ziemlich erschreckend?« Ich tätschelte ihre Hand. Hin und wieder hatte ich angenommen, dass ihre Erfahrung mit Werwölfen sie dazu gebracht hatte, sie als Haustiere zu betrachten und nicht als gefährliche Jäger. Aber offenbar war das kein Problem. David hatte mir schon berichtet, dass Adam durchgedreht war, als er in diesen Raum kam, und dann musste ich an die Überreste seines Wohnzimmers denken. Vielleicht war Jesse der Schleier ein bisschen zu plötzlich von den Augen gerissen worden.
»Was hast du erwartet, wenn er sich hilflos in den Händen seiner Feinde befindet?«, sagte ich sachlich. »Er versucht, dich so gut wie möglich zu verteidigen. Es muss unglaubliche
Willenskraft kosten, das Zeug zu unterdrücken, mit dem sie ihn vollpumpen. Du solltest nicht erwarten, dass er darauf mit übergroßer Freundlichkeit reagiert.«
Ich hatte begonnen, die Silberketten zu entfernen, aber Jesses Nervosität machte mir deutlich, dass es gefährlich war, Adam vor der verabredeten Zeit zu befreien.
Wenn ich Angst vor ihm hatte, würde ich damit das Raubtier wecken.
Entschlossen drückte ich das Messer gegen die schwere Fessel an seinem linken Handgelenk. Ich musste vorsichtig sein, denn die Handschellen waren fester als die von Jesse. Außerdem gab es nicht genug Platz zwischen seiner Haut und dem Metall, um den Dolch hineinzuschieben, ohne ihn zu schneiden. Ich erinnerte mich daran, wie die Klinge auf den kleinen Schnitt von Samuel reagiert hatte, und befürchtete, es könnte ein Problem werden, wenn ich ihn zufällig verletzte. Daher ließ ich die Klinge also einfach von außen auf dem Metall ruhen, ohne Kraft anzuwenden, damit ich sie sofort zurückziehen konnte.
Erst dachte ich, es sei die Wärme meiner Hände am Griff, aber nachdem die Klinge durch die Fessel geglitten war, musste ich sie fallen lassen, weil sie zu heiß geworden war. Adams Hand rutschte von der Sesselarmlehne zu seinem Schoß.
Ich brauchte beinahe eine Stunde, um die restlichen Fesseln und Ketten zu durchtrennen. Jedes Mal, wenn das Messer sich wieder aufheizte, brauchte es anschließend länger, um sich wieder abzukühlen. Als Adam schließlich frei war, gab es Brandstellen auf dem Linoleumboden, und ich hatte ein paar Blasen an den Händen.
Jesse half mir, die Ketten zusammenzusuchen und sie auf das Bett zu legen. Wir mussten vorsichtig sein, sie nicht über
den Boden zu ziehen, um keine Aufmerksamkeit auf uns zu lenken.
Wir legten gerade die letzten Ketten auf die Matratze, als ich hörte, wie die Wache wieder die Treppe heraufkam. Ich ließ Zees Dolch und das Silber auf Jesses Pritsche fallen, schob sie selbst zum Schrank und hob die Schusswaffe. Ich richtete sie etwa in sechs Fuß Höhe auf der Tür, erstarrte und wartete darauf, dass der Riegel zurückgezogen wurde.
Jemand steckte leise pfeifend den Schlüssel ins Schloss, und ich packte die Waffe fester. Falls es ein Problem gab, würde ich den Mann erst mitten in die Brust schießen und dann zweimal in den Kopf. Wenn er dann immer noch lebte, würde er zumindest unfähig sein, irgendetwas zu unternehmen, sodass ich ihm ein Ende machen konnte. Es würde alle wecken, aber mir blieb nichts anderes übrig. Ich hatte nicht vor, die Gefangenen wieder zu fesseln.
Als ich Luft holte, hörte ich die Stimme eines anderen Mannes, verzerrt von der Tür und der Entfernung, sodass ich nicht ganz verstehen konnte, was er sagte. Aber der andere befand sich direkt vor unserer Tür. Wenn ich jemanden umbringen musste, hoffte ich, es würde derjenige sein, der Jesse geschlagen hatte.
»Ich überprüfe den Gefangenen«, sagte die Stimme. »Es ist ohnehin Zeit, Hauptmann einen neuen Schuss zu setzen.«
»Ich brauche keine Befehle, um auf die Uhr zu sehen«, sagte der zweite Mann. »Hauptmann braucht mehr von der Droge. Er wird nicht wegen einem bisschen Silber tot umfallen. Halte dich daran, was Wallace gesagt hat.«
Ich holte tief Luft, als sich plötzlich Macht von der Treppe aus ausdehnte, nicht so intensiv wie von Adam
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