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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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der Familie liegen könnte, wie?«
    »Wie kam es dann, dass du von Werwölfen aufgezogen wurdest?«
    »Der Onkel meines Urgroßvaters war einer«, sagte ich. »Es hätte ein Familiengeheimnis sein sollen, aber es ist ziemlich schwierig, meiner Mutter Geheimnisse vorzuenthalten. Sie lächelt die Leute einfach nur an, und sie fangen an, ihr Leben zu erzählen. Jedenfalls geriet sie an diese Telefonnummer und rief ihn an.«
    »Wow«, sagte Mac. »Ich bin nie einem meiner Urgroßeltern begegnet.«
    »Ich auch nicht.« Ich lächelte. »Nur einem Onkel meines Uropas, der ein Werwolf war. Einer der Vorteile deines neuen Daseins besteht in einem sehr langen Leben.« Zumindest wenn man den Wolf beherrschen lernt – aber das würde Adam besser erklären können als ich.
    Macs Blick wurde wieder von unseren toten Freund angezogen.
    »Na ja.« Ich seufze. »Dummheit bringt einen immer noch um. Der Onkel meines Urgroßvaters war schlau genug, seine Generation zu überleben, aber selbst all diese Jahre verhinderten
nicht, dass er aufgeschlitzt wurde wie ein Elch, als er eines Nachts jagte.«
    Nachdem ich ihm einen Moment gegeben hatte, um darüber nachzudenken, fuhr ich fort: »Jedenfalls kam er zu Besuch, und sobald er mich sah, wusste er, was ich war. Das war noch zu einer Zeit, bevor das Feenvolk in die Öffentlichkeit trat, und als Leute immer noch versuchten, so zu tun, als hätte die Naturwissenschaft jede Möglichkeit von Magie ausgeschlossen. Mein Onkel überredete meine Mutter, dass ich draußen im Hinterland von Montana sicherer sei, aufgezogen vom Rudel des Marrok – sie haben ihre eigene kleine Stadt in den Bergen, wo Fremde sie selten stören. Man brachte mich dort zu einer Familie, die keine eigenen Kinder hatte.«
    »Deine Mutter hat dich einfach so weggeben?«
    »Meine Mutter kam jeden Sommer zu uns, und das hat es für sie nicht einfacher gemacht. Der Marrok ist nicht besonders begeistert von Menschen, wenn man mal von seinen eigenen Gefährten und Kindern absieht.«
    »Ich dachte, der Marrok wäre der Wolf, der Nordamerika beherrscht«, sagte Mac.
    »Rudel übernehmen manchmal ihren Namen von ihrem Anführer«, sagte ich. »Also nennt sich das Rudel auch selbst der Marrok. Häufiger findet man geographische Bezüge zum Gelände. Adams Wölfe sind das Columbia-Rudel. Das einzige andere Rudel in Washington ist das Smaragdrudel in Seattle.«
    Mac hatte eine weitere Frage, aber ich hob die Hand, und brachte ihn so dazu, still zu sein. Ich hatte Adams Auto gehört.
    »Erinnere dich daran, was ich dir über den Leitwolf gesagt habe«, verkündete ich und stand auf. »Er ist ein guter Mann, und du brauchst ihn. Bleib einfach hier, senke den Blick, lass mich reden, und alles kommt in Ordnung.«

    Das schwere Garagentor von Bucht eins klang wie eine riesige Zimbel, als es schneller als sonst aufgerissen wurde.
    Dann stand Adam Hauptmann schweigend in dem offenen Bereich, und einen Augenblick sah ich ihn nur mit meinen Augen an, wie ein Mensch es tun würde. Er war den Blick wert.
    Trotz seines deutschen Nachnamens waren sein Gesicht und seine Erscheinung slawisch: matte Haut, dunkles Haar – wenn auch nicht so dunkel wie meins –, breite Wangenknochen und ein schmaler, aber sinnlicher Mund. Er war nicht besonders groß oder kräftig, und ein Mensch mochte sich fragen, wieso sich ihm aller Augen zuwendeten, sobald er einen Raum betrat. Dann würde er in sein Gesicht sehen und fälschlicherweise annehmen, dass es daran lag. Adam war ein Alpha, und auch wenn er hässlich gewesen wäre, hätte er sicher Aufmerksamkeit erregt, sei es bei Mensch oder Wolf – aber die männliche Schönheit, die er so unbewusst ausstrahlte, schadete seinem Führungsanspruch nicht.
    Unter normalen Umständen waren seine Augen von einem üppigen Schokoladenbraun, aber nun leuchteten sie vor Zorn beinahe gelb. Ich hörte Mac keuchen, als die volle Wirkung von Adams Gefühlen ihn traf, also war ich vorbereitet und ließ die erste Machtwelle von mir ablaufen wie Meerwasser von einem Bullauge.
    Vielleicht hätte ich zuvor am Telefon doch besser alles erklären sollen, aber das hätte den ganzen Spaß verdorben.
    »Was ist los?«, fragte er leiser als der erste Schneefall im Winter.
    »Es ist kompliziert«, sagte ich und sah ihn zwei volle Sekunden an, bevor ich den Kopf abwandte und auf die Leiche zeigte. »Der Tote ist dort. Wenn er dir gehört, ist er neu – und du hast bei deiner Aufgabe versagt. Er war so taub und blind wie ein Mensch. Ich

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