Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
Ich hörte den Knochen knacken, riss mich aus Macs Griff los und rannte durch die Werkstatt, während er versuchte, mit dem unerwarteten Schmerz fertig zu werden.
Ich hatte ihm nur ungern wehgetan, aber die Verletzung würde in ein paar Stunden heilen. Ich wollte ganz bestimmt nicht, dass er mich aß oder auch nur angriff. Ich glaube nicht, dass er die Art Person war, die sich von einem Mord so leicht erholen würde wie von einem gebrochenen Knochen.
Adam bewegte sich beinahe so schnell wie ich. Er packte Mac am Hals und zog ihn auf die Beine.
»Adam«, sagte ich aus der relativen Sicherheit des anderen Endes der Werkstatt heraus. »Er ist neu und hat keine
Ahnung von irgendwas. Ein Opfer.« Ich sprach leise, um die Situation nicht noch schlimmer zu machen.
Es half, dass Mac im Augenblick nicht besonders gefährlich wirkte. Er hing schlaff in Adams Griff. »Tut mir leid«, sagte er beinahe unhörbar. »Tut mir leid.«
Adam schnaubte gereizt und stellte ihn auf den Boden – auf die Füße, aber als Macs Knie sich als wacklig erwiesen, ließ er ihn bis ganz nach unten sinken.
»Tut weh«, murmelte Mac.
»Ich weiß.« Adam schien nicht mehr zornig zu sein – aber selbstverständlich sprach er jetzt auch mit Mac und nicht mit mir. »Wenn du dich veränderst, wird es schneller heilen.«
Mac sah ihn blinzelnd an.
»Ich glaube nicht, dass er weiß, wie man das bewusst macht«, warf ich ein.
Adam richtete einen nachdenklichen Blick auf die Leiche, dann sah er mich an. »Du hast etwas über einen Käfig und Experimente gesagt.«
Mac schwieg, also nickte ich. »Das hat er mir erzählt. Jemand verfügt offenbar über eine Droge, die bei Werwölfen wirkt.« Ich erzählte ihm, was ich gehört hatte, dann berichtete ich noch einmal über die Einzelheiten meiner eigenen Begegnung mit dem toten Werwolf und seinem menschlichen Kollegen. Das hatte ich zwar schon vorher getan, war aber nicht sicher, wie viele Informationen durch Adams ersten Zorn gedrungen waren, also wiederholte ich es lieber noch einmal.
»Verdammt noch mal«, sagte Adam beinahe sofort, als ich fertig war. »Armer Junge.« Er wandte sich Mac zu. »Also gut. Du wirst es schon schaffen. Als Erstes werde wir deinen Wolf herausrufen, damit du besser heilen kannst.«
»Nein.« Mac sah mich entsetzt an, dann den toten Wolfsmann.
»Ich kann mich nicht beherrschen, wenn ich in diesem Zustand bin. Ich werde jemanden verletzen.«
»Sieh mich an«, sagte Adam, und ich war froh, dass die dunkle, raue Stimme nicht an mich gerichtet gewesen war. Ich war imstande, den Blick von ihm zu wenden. Mac hingegen wirkte wie gebannt.
»Schon gut, Alan. Ich werde nicht zulassen, dass du Mercy wehtust – so sehr sie es auch verdient hätte. Und«, fuhr er fort und bewies damit ein weiteres Mal seine gute Wahrnehmung, »ich werde auch nicht gestatten, dass du den Toten isst.«
Als der Junge zögerte, kehrte ich zu Adam zurück und kniete mich neben ihn, damit ich Mac in die Augen sehen konnte. »Ich habe dir doch gesagt, dass er deine Wolfsgestalt beherrschen kann, bis du das tust. Deshalb ist er der Leitwolf. Du kannst ihm vertrauen.«
Mac starrte mich an, dann schloss er die Augen und nickte. »Also gut. Aber ich weiß nicht, wie.«
»Du wirst es schon begreifen«, sagte Adam. »Und im Augenblick kann ich dir helfen.« Sein Knie schob mich weg, als er sein Taschenmesser herausholte. »Es wird ohne deine Kleidung einfacher sein.«
Ich stand so unauffällig wie möglich auf und versuchte, nicht zusammenzuzucken, als Mac aufschrie.
Die Veränderung eines Werwolfs erfolgt selbst unter den besten Umständen nicht einfach oder schmerzlos, und ohne die Hilfe des Mondes ist es schlimmer. Ich weiß nicht, warum sie sich nicht so einfach verändern können wie ich, aber ich musste mir die Ohren vor den gequälten Geräuschen zuhalten, die aus der Ecke meiner Werkstatt kamen. Sicher machte das gebrochene Schlüsselbein die Sache für Mac nicht leichter. Einige Werwölfe können sich mit gewisser Übung relativ schnell verändern, aber ein neuer Werwolf braucht oft viel Zeit.
Ich schlüpfte durch das Büro aus der Werkstatt und ging nach draußen, um den beiden ein wenig Privatsphäre zu lassen, und auch, weil ich Mac nicht mehr leiden hören konnte. Ich setzte mich auf die einzelne Zementstufe vor dem Büro und wartete.
Elizaveta kehrte gerade zurück und stützte sich im gleichen Augenblick auf den Arm ihres Enkels, als Macs Schrei sich in ein Wolfsheulen verwandelte.
»Ein
Weitere Kostenlose Bücher