Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail
Kopf und Hals gewickelt hatte. Ihr Aufzug hatte selbstverständlich nichts Authentisches an sich, zumindest nicht in Bezug auf irgendeinen Zeitpunkt oder Ort, von dem ich je gehört hätte, aber ich hatte nie den Mut aufbringen können, ihr das zu sagen.
»Willkommen, Elizaveta Arkadyevna«, sagte ich und ging an dem Bus vorbei zu ihrem Wagen.
Sie starrte mich an. »Mein Adamya sagt, du hast einen seiner Wölfe umgebracht.« Ihre Stimme war so kühl wie die einer britischen Adligen, also wusste ich, dass sie ärgerlich war – normalerweise sprach sie mit so schwerem Akzent, dass ich mich wirklich anstrengen muss, sie zu verstehen. Wenn sie allerdings wirklich wütend war, schien sie überhaupt kein Englisch zu sprechen.
»Er war ein Werwolf, ja«, stimmte ich zu. »Aber ich glaube nicht, dass es einer von Adams Leuten ist.« Adamya, hatte ich gelernt, war eine liebevolle Form von Adam. Ich glaube nicht, dass sie ihn jemals direkt so ansprach. Elizaveta war selten liebevoll zu jemandem, der sie dabei hören konnte.
»Die Leiche liegt in der Werkstatt«, berichtete ich. »Aber dort drüben auf der Straße ist auch überall Blut. Der Werwolf hat mich mit einer zerrissenen Arterie gejagt. Er hat den Zaun dort an zwei Stellen zerrissen, bevor er auf die Straße fiel. Das Lagerhaus hat Kameras, und ich habe Stefans Bus benutzt«, – ich zeigte darauf –, »um die Leiche zu bewegen.«
Sie sagte etwas auf Russisch zu ihrem Fahrer, den ich als einen
ihrer Enkel erkannte. Er verbeugte sich und antwortete, bevor er nach hinten ging, um den Kofferraum zu öffnen.
»Geh«, sagte sie dann zu mir und hob die Arme zu einer nachdrücklichen Geste. »Ich werde mich um das Durcheinander hier kümmern und brauche deine Hilfe nicht. Bleib du bei der Leiche. Adam wird bald hier sein. Sobald er alles gesehen hat, wird er mir sagen, was ich damit machen soll. Hast du diesen Wolf mit einer silbernen Kugel umgebracht? Muss ich nach einer Hülse suchen?«
»Mit meinen Zähnen«, sagte ich – sie wusste, was ich bin. »Es war eine Art Unfall – zumindest sein Tod.«
Sie packte mich am Arm, als ich zurück ins Büro gehen wollte. »Was hast du dir dabei nur gedacht, Mercedes Thompson? Ein kleiner Wolf, der einen der Großen angreift, wird bald tot sein, denke ich. Irgendwann wird dir das Glück ausgehen.«
»Er hätte sonst einen Jungen umgebracht, der unter meinem Schutz steht«, antwortete ich. »Mir blieb nichts anderes übrig.«
Sie ließ mich los und schnaubte missbilligend, aber als sie sprach, war ihr russischer Akzent wieder da. »Es gibt immer eine Wahl, Mercy. Immer. Wenn er den Jungen angegriffen hat, kann er keiner von Adamyas Leuten gewesen sein.«
Sie warf ihrem Fahrer einen kurzen Blick zu und bellte einen Befehl. Ich drehte mich um und kehrte zu Mac und unserem toten Werwolf zurück.
Mac hockte nahe der Leiche und leckte sich die Finger, als hätte er gerade das trocknende Blut berührt und müsse seine Hände nun wieder säubern. Kein gutes Zeichen. Irgendwie war ich ziemlich sicher, dass er, wenn er sich erst wirklich beherrschen konnte, solche Dinge nicht tun würde.
»Mac«, sagte ich und schlenderte an ihm vorbei zur anderen Seite der Garage, wo wir gesessen hatten.
Er knurrte mich an.
»Hör auf damit«, sagte ich scharf und strengte mich an, keine Angst zu zeigen. »Reiß dich zusammen und komm hier herüber. Es gibt ein paar Dinge, die du wissen solltest, bevor Adam kommt.«
Bisher hatte ich einen Wettbewerb der Dominanz vermieden, denn meine Instinkte sagten mir, dass Mac ein natürlicher Anführer war, der eines Tages vielleicht selbst zum Leitwolf werden konnte – und ich war eine Frau.
Die Frauenbewegung hatte in der Welt der Werwölfe keine großen Fortschritte gemacht. Die Gefährtin eines Wolfs bezog ihre Position im Rudel von ihrem Gefährten, aber ungebundene Frauen standen stets tiefer in der Rangordnung als die Männer, es sei denn, ein Mann war ungewöhnlich unterwürfig. Diese kleine Tatsache hatte mir, als ich in einem Werwolf-Rudel aufwuchs, jede Menge Ärger eingebracht. Aber ohne jemanden, der dominanter war als er, würde Mac seinen Wolf nicht beherrschen können, und im Augenblick war Adam war noch nicht da, also lag es in meiner Verantwortung, etwas zu unternehmen.
Ich starrte ihn in der besten Imitation meines Pflegevaters an und zog eine Braue hoch. »Mac, um Himmels willen, lass diesen armen toten Mann in Ruhe und komm hier herüber.«
Er stand langsam auf, wobei er beinahe
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