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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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geliebt«, stellte ich fest. »Nicht, wie ein Mann eine Frau liebt.«
    »Nein«, stimmte Bran zu. »Aber er hatte dich dennoch als Gefährtin ausgewählt.« Abrupt stand er auf und zog den Mantel an. »Mach dir darüber jetzt keine Gedanken. Ich dachte nur, du solltest es wissen. Und schlaf morgen Früh aus.«

7
    A m nächsten Morgen fuhr ich in meinem geliehenen Mantel zur Tankstelle und kaufte mir einen Frühstücksburrito. Er war heiß, wenn auch überwiegend geschmacklos, und ich hatte genügend Hunger, um ihn vollkommen aufzuessen.
    Der junge Mann an der Theke sah aus, als hätte er mich gerne ausgefragt, aber ich hielt ihn mit einem starren Blick davon ab. So etwas funktionierte bei den Leuten hier. Ich war kein Werwesen, aber das wusste er nicht, weil er auch keins war. Es war nicht gerade nett von mir, ihn so einzuschüchtern, aber ich war auch nicht gerade blendendster Laune.
    Ich musste etwas tun, irgendetwas, und dabei würde ich noch den ganzen Morgen hier festsitzen. Warten hieß, mir Sorgen um Jesse zu machen, an Mac zu denken und mich zu fragen, was ich hätte tun können, um seinen Tod zu verhindern. Es bedeutete, die alte Demütigung noch einmal zu erleben, dass Bran mir sagte, der Mann, den ich liebte, versuchte, mich zu benutzen. Ich wolle aus Aspen Creek verschwinden, wo die Erinnerungen daran, sechzehn Jahre alt und allein zu sein, mich verfolgten, ganz gleich, wie sehr ich mich anstrengte, mich von ihnen zu lösen, aber der Gehorsam gegenüber Bran war mir zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen – besonders bei
so vernünftigen Anweisungen. Aber ich musste deshalb nicht unbedingt auch noch nett und freundlich sein.
    Also machte ich mich wieder auf den Rückweg zum Motel. Mein Atem stieg als kleine weiße Wölkchen in die Luft, und der Schnee knirschte unter meinen Schuhen, als jemand meinen Namen rief.
    »Mercy!«
    Ich schaute über die Straße, wo ein grüner Pickup angehalten hatte – offenbar, weil ich dem Fahrer aufgefallen war, aber der Mann kam mir nicht bekannt vor. Die helle Morgensonne, die auf dem Schnee glitzerte, machte es zudem schwer, Einzelheiten zu erkennen, also schirmte ich die Augen mit der Hand ab und ging auf das Auto zu, um besser sehen zu können.
    Sobald ich die Richtung wechselte, schaltete der Fahrer den Motor ab, sprang heraus und überquerte die Straße.
    »Ich habe gehört, dass du hier bist«, sagte er. »Aber ich dachte, du bist bestimmt nur auf der Durchreise, sonst wäre ich eher vorbeigekommen.«
    Die Stimme kam mir eindeutig bekannt vor, aber sie passte nicht zu dem glatten Gesicht und dem lockigen roten Haar. Der Mann wirkte verwirrt, einen Augenblick sogar gekränkt, als ich ihn nicht sofort erkannte. Dann lachte er und schüttelte den Kopf. »Ich vergesse es selbst immer wieder, obwohl ich jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaue, das Gefühl habe, einen Fremden zu sehen.«
    Die Augen, hellblau und freundlich, passten zu der Stimme, aber es war sein Lachen, das mir schließlich den entscheidenden Hinweis gab. »Dr. Wallace?«, fragte ich. »Sind Sie das wirklich?«
    Er steckte die Hände in die Taschen, legte den Kopf schief und grinste boshaft. »So sicher wie die Steuern, Mercedes Thompson.«

    Carter Wallace war der Tierarzt von Aspen Creek. Nein, normalerweise behandelte er keine Werwölfe, aber es gab auch Hunde, Katzen und Vieh genug, um ihn zu beschäftigen. Er war der nächste Nachbar meiner Pflegeeltern gewesen, und nach ihrem Tod hatte er mir geholfen, die ersten paar Monate hinter mich zu bringen.
    Der Dr. Wallace, mit dem ich aufgewachsen war, war mittleren Alters und beinahe kahl gewesen, mit einem Bauch, der ihm über die Gürtelschnalle hing. Viele Jahre in der Sonne hatten seine Gesichtshaut gegerbt. Dieser Mann hier sah schlank und energisch aus, und seine Haut war hell und faltenlos wie die eines Zwanzigjährigen – aber der größte Unterschied lag nicht in diesen äußeren Attributen.
    Der Carter Wallace, den ich gekannt hatte, war ein eher träger, bedächtiger alter Mann gewesen. Ich hatte ihn beobachtet, wie er ein Stinktier aus einem Reifenhaufen lockte, ohne dass es alles einsprühte, und wie er ein verängstigtes Pferd mit seiner Stimme beruhigte, während er an dem Stacheldrahtzaun schnitt, in den es verwickelt war. Damals hatte er etwas Friedvolles an sich gehabt, stetig und fest wie eine Eiche.
    Das war verschwunden. Seine Augen waren immer noch hell und freundlich, aber nun lag etwas Raubtierhaftes darin. Die

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