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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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schnitt dem Jungen auf dem hinteren Sitz des Minivan, der sich umgedreht hatte, um uns anzustarren, eine Grimasse. Er zog die Unterlider herunter und streckte die Zunge heraus.

    »Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, in einen Autounfall verwickelt zu werden«, sagte Samuel. »Ich fahre nur lieber mit Absicht jemandem in den Kofferraum.«
    »Was?« Ich schaute zu ihm hinüber und blickte dann wieder nach vorn. Die Rückseite des anderen Wagens bildete einen großen Wall vor unserer Windschutzscheibe. Ich musste grinsen. »VW-Busse haben keine Schnauze«, sagte ich sanft. »Unsere Stoßstange befindet sich etwa einen Fuß von deinen Zehen entfernt. Du könnest zwischen den Autos durchgehen.«
    »Ich könnte die Hand ausstrecken und dieses Kind berühren«, sagte er. Der Junge schnitt eine weitere Grimasse, und Samuel grimassierte zurück, steckte die Daumen in die Ohren und spreize die Finger wie Elchschaufeln. »Weißt du, eine von Adams Aufgaben bestand darin, dafür zu sorgen, dass du nicht in der Gegend herumrennst und den Leuten launige Geschichten über Werwölfe erzählst.«
    Die Ampel wurde grün, und der Junge winkte traurig, als sein Auto beschleunigte und auf die Interstate abbog. Ich gab ebenfalls Gas.
    Ich schnaubte. »Kyle ist nicht die Welt.« Ich warf ihm einen Blick zu. »Außerdem wusstest du ebenso gut wie Adam, was ich vorhatte. Wenn du wirklich etwas dagegen tun wolltest, hättest du mich aufhalten können, bevor ich gegangen bin.«
    »Vielleicht halte ich Kyle für vertrauenswürdig.«
    Ich schnaubte. »Vielleicht besteht der Mond aus grünem Käse. Es ist dir egal. Du denkst ohnehin, die Werwölfe sollten sich der Welt endlich stellen, so wie das Feenvolk.« Samuel hatte nie Angst vor Veränderungen gehabt.
    »Wir werden uns nicht viel länger verstecken können«, bestätigte er meine Worte. »Als ich wieder zur Uni ging, wurde mir klar, wie weit die forensische Medizin inzwischen fortgeschritten
ist. Vor zehn Jahren, als wir uns nur wegen des Militärs und des FBI Sorgen machen mussten, genügte es, ein paar Wölfe an den richtigen Orten zu haben. Aber wir sind nicht genug, um jedes Kleinstadtlabor zu infiltrieren. Seit das Feenvolk sich gezeigt hat, haben die Wissenschaftler mehr auf Anomalien geachtet, die sie früher Laborfehlern oder einer Verseuchung der Beweisstücke zugeschrieben hätten. Wenn mein Vater nicht bald den richtigen Augenblick findet, wird er uns finden.«
    »Wahrscheinlich bist du der Grund, wieso er überhaupt darüber nachdenkt.« Das war nur vernünftig. Bran hatte Samuels Rat stets hoch geschätzt.
    »Er ist nicht dumm. Sobald er begriffen hat, was uns bevorsteht, kam er zu dem gleichen Schluss. Er hat für das nächste Frühjahr eine Versammlung aller Alphas anberaumt.« Er hielt inne. »Er dachte daran, Adam dafür einzusetzen, um an die Öffentlichkeit zu gehen – den gut aussehenden Helden aus dem Vietnamkrieg.«
    »Warum nicht dich?«, fragte ich. »Den gut aussehenden, selbstlosen Arzt, der seit Jahrhunderten Menschen am Leben erhält?«
    »Genau deshalb ist er der Boss und du nur ein kleines Licht«, sagte er. »Vergiss nicht, dass die Popkultur behauptet, ein Werwolf müsse dich nur beißen, und dann wirst du selbst einer – so ähnlich wie bei einem HIV-Infizierten. Es wird eine Weile dauern, bis die Leute sich daran gewöhnen, dass wir uns in ihrer Nähe befinden. Sollen sie lieber denken, dass alle Wölfe in der Armee und der Polizei sind. Du weißt schon ›Polizei – dein Freund und Helfer‹.«
    »Ich bin kein kleines Licht«, widersprach ich hitzig. »Kleine Lichter sind Gefolgsleute.« Er lachte, erfreut darüber, mich wieder gegen sich aufgebracht zu haben.

    »Es stört dich also nicht, dass ich es Kyle früher gesagt habe?«, fragte ich nach einer Weile.
    »Nein, du warst im Recht. Er hat zu viel zu verlieren, wenn er zur Presse geht, und außerdem ist er die Art von Mann, die wir gut brauchen können – um den Pöbel unter Kontrolle zu halten.«
    »Gebildet, eloquent und ein Anwalt aus guter Familie?«, zählte ich Kyles Vorzüge auf. »Aber nicht unbedingt ein Durchschnittsmann.«
    Samuel zuckte die Achseln. »Schwul zu sein hat dieser Tage gewisse Vorteile.«
    Ich musste daran denken, was mir Kyle über seine Familie erzählt hatte, und kam zu dem Schluss, dass Samuel sich irrte, zumindest, was gewisse Gesellschaftsschichten anging. »Ich werde Kyle sagten, dass er bei dir bestimmte Vorteile hat.«
    Unerwartet grinste Samuel. »Es wäre mir

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