Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
paar andere, die mit ihrem Essen spielen.«
Aber ich hörte nicht zu. Ich sah Daniels von Tränen überströmtes Gesicht vor mir. Ich war ihm nur einmal begegnet, und ich kannte eher seinen Geruch als sein Gesicht. Er stand hinter Rachel, sah mich an und flüsterte etwas. Ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass er es gewesen war, der an der Spüle auf dem Boden gelegen hatte. Die Toten wirken nicht immer auf all meine Sinne.
Dann verstand ich, was er sagte, und ich hörte auf, mir Gedanken zu machen, warum ich nicht gleich erkannt hatte, wer er war.
»Er hat mich gefressen«, flüsterte er leise, aber völlig aufgebracht. »Er hat mich gefressen.« Wieder und wieder.
»Wo?«, fragte ich und erhob mich. »Wo ist er, Daniel?«
Aber es hatte keinen Sinn. Daniel war keine Mrs. Hanna, die einen ruhigen Tod gehabt und einfach mit ihrem üblichen Tagesablauf weitergemacht hatte. Einige Geister haben dringende Dinge zu erledigen – sie wollen noch irgendwo kurz vorbeigehen, um eine letzte Liebeserklärung zu hinterlassen, oder einer anderen Person klarzumachen, dass sie wütend auf sie sind. Einige, besonders die, die auf traumatische Weise umgekommen waren, blieben im Augenblick ihres Todes gefangen.
Das sind die bekanntesten – wie Catherine Howard, die fünfte Frau von Heinrich VIII., die immer noch schreiend durch die Flure des Towers rennt.
»Daniel?«, fragte ich, aber sein Mangel an Reaktion nahm meiner Stimme den Nachdruck.
Rachel hatte aufgehört zu reden, war vom Hocker gesprungen und starrte Daniel an. Naomi konzentrierte sich auf mich.
Der Geist verblasste einen Moment später, aber selbst, nachdem ich ihn nicht mehr sehen konnte, war seine Stimme noch eine Weile lang zu hören.
»Haben Sie ihn gesehen?«, flüsterte Rachel schließlich.
»Das ist wirklich grausam von Ihnen«, fauchte Naomi mich an.
Ich sah sie an. »Sie leben mit Vampiren zusammen und glauben nicht an Geister?«
»Daniel ist tot«, flüsterte Rachel.
Ich nickte. Ich fragte mich, wie ein Vampir ein Geist werden konnte – waren sie nicht bereits seit einer Weile tot? Der Schlafmangel führte mich zu unsinnigen Überlegungen.
Naomi sah das Mädchen an. »Rachel …«
»Ich habe ihn auch gesehen«, sagte sie in hohlem Tonfall. »Nur einen Augenblick, aber er war es. Wenn Daniel tot ist … Stefan würde nicht zulassen, dass ihm etwas zustößt, nicht, solange er lebt.« Sie sah sich ein wenig hektisch um und verließ dann das Zimmer. Ich hörte, wie sie eine Treppe hinaufeilte
»Was hat er Ihnen gesagt?« Ich konnte Naomis Worten nicht entnehmen, ob sie mir glaubte oder nicht, aber das war mir egal.
»Nichts.« Ich wollte es ihr lieber nicht mitteilen. Es würde niemandem in der Menagerie helfen, und Rachel hatte ihn
offenbar nicht gehört. Also stand ich auf und öffnete Schränke, bis ich ein Glas fand. Ich füllte es mit Wasser und trank, tat so, als sei mein Hals trocken, weil ich Durst hatte, und nicht vor Angst. Hatte der Zauberer Daniel tatsächlich gefressen?
Die unwillkommene Erinnerung daran, wie Littleton die Frau im Hotel getötet hatte, traf mich wie eine äußerst lebendige Rückblende: Anblick, Geruch und Klang. Es dauerte nur einen Augenblick, aber in diesem Moment war ich wieder in dem Hotelzimmer. Ich verhielt mich offenbar nicht seltsam, denn als ich mich wieder Naomi zuwandte, sah sie mich nicht an, wie sie jemanden angeschaut hätte, der aufgeschrien hat. Ich stellte das Glas vorsichtig auf die Theke.
»Wenn Vampire mit ihren Menagerien leben«, sagte ich und war stolz auf meine ruhige Stimme, »wer lebt dann in der Siedhe?«
»Nur die stärksten Vampire können außerhalb der Siedhe wohnen und ausschließlich von Menschenblut leben. Alle anderen leben in der Siedhe. Sie sind die Menagerie der Herrin«, sagte Naomi nach kurzem Schweigen.
Ich verstand. »Sie nährt sich von den Vampiren?«
Naomi nickte. »Und sie gibt ihnen im Gegenzug ein wenig, nur sehr wenig, von ihrem eigenen Blut. Ohne dieses Blut würden die schwächeren Vampire sterben – und nur die Herrin darf sich von anderen Vampiren nähren und darf ihrerseits sie nähren. Sie hat dort auch Menschen, um alle zu füttern, aber ohne Marsilia würden die geringeren Vampire sterben.«
»Sie allein darf die anderen nähren?«, fragte ich. »Wenn es anderen offiziell verboten ist, muss das bedeuten, dass sie etwas dabei gewinnen kann.«
»Ja. Ich bin aber nicht sicher, was das ist – Kraft und Macht,
nehme ich an. Und die Fähigkeit, die
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