Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
er ist«, sagte ich zu Andre. »Wir treffen uns in meiner Werkstatt.«
»Hervorragend. Ich komme, sobald ich kann«, sagte er. »Ich muss noch ein paar Vorbereitungen treffen, aber es wird nicht lange dauern.«
Ich fuhr zur Werkstatt, um auf ihn zu warten. Als ich Bran auf dem Handy anrief, meldete sich nur der Anrufbeantworter. Das hielt ich für ein Zeichen, dass er zu spät kommen würde, um helfen zu können. Ich sagte ihm, er solle in meiner Werkstatt in den Safe schauen und gab ihm die Kombination. Dann setzte ich mich an den Computer und schrieb zusammen, was ich gerade tat und wo ich hingehen würde. Ich würde nicht zulassen, dass sich alle fragten, was mir zugestoßen war, wie es bei allen anderen der Fall war, die Littleton gesucht hatten.
Als ich meinen Bericht beendet hatte, war Andre immer noch nicht da, also überprüfte ich meine privaten E-Mails. Meine Mutter hatte mir zwei Mails geschickt, aber die dritte stammte von einer Adresse, die ich nicht kannte, und hatte einen Anhang. Ich wollte sie gerade löschen, als ich den Betreff las: CORY LITTLETON.
Beckworth hatte sein Versprechen gehalten und mir Informationen über Littleton besorgt. Seine Mail war kurz und sachlich.
Ms. Thompson,
hier sind alle Informationen, die ich finden konnte. Sie stammen von einem meiner Freunde, der für die Polizei von Chicago arbeitet und mir einen Gefallen schuldig war. Littleton verschwand vor etwa einem Jahr aus Chicago, als die Polizei gegen ihn ermittelte; er war ein Verdächtiger in einem Mordfall. Mein Freund sagte mir,
wenn ich wüsste, wo er sich aufhielte, würde er das gerne erfahren – Littleton wird auch vom FBI gesucht.
Nochmals vielen Dank
Beckworth
Es gab vier PDF-Dateien und ein paar JPGs. Ich öffnete die Bilder. Das erste zeigte Littleton in Farbe, wie er an einer städtischen Straßenecke stand. Rechts unten stand als Datum der April des vergangenen Jahres.
Auf dem Foto wog er gut 35 Pfund mehr als bei unserer letzten Begegnung. Ich konnte unmöglich sicher sein, aber etwas an der Art, wie er dastand, ließ mich glauben, dass er damals noch ein Mensch gewesen war.
Ich öffnete das zweite Bild. Littleton in einem Nachtclub, wie er mit einem anderen Mann sprach. Sein Gesichtsausdruck war so angeregt, wie ich es selbst nie gesehen hatte. Der Mann, mit dem er sprach, stand so, dass ich nur sein Profil sehen konnte. Aber das genügte. Es war Andre.
Andre erschien, als ich gerade damit fertig war, einen zweiten Brief an Bran zu schreiben. Ich warf den Brief in den Safe, griff nach Zees Vampirkiller-Rucksack und ging meinem Schicksal entgegen.
Wir fuhren in Andres schwarzem BWM Z8. Das Auto passte ebenso gut zu ihm, wie Stefans Version der Mystery Machine zu Stefan gepasst hatte. Das überraschte mich ein wenig, weil Andre mir nie besonders elegant oder beeindruckend erschienen war. Ich warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu und erkannte, dass er an diesem Abend beides war, was mich daran erinnerte, dass er zu den sechs mächtigsten Vampiren in der Siedhe gehörte.
Und er hatte einen Zauberer zum Vampir gemacht, damit er, Andre, der Mächtigste werden konnte. Ich hätte wetten mögen, dass er in der Nacht, als Stefan und ich Littleton begegnet waren, die Kontrolle über den Zauberer verloren hatte.
Andre war ein Rätsel für mich, also verließ ich mich auf Stefans Einschätzung und die Einschätzung seiner Menagerie, dass er Marsilia treu ergeben und eifersüchtig auf Stefan war.
Daniels erster Auftrag war ein Versuch gewesen, um zu sehen, was Littleton bei einem neuen Vampir ausrichten konnte. Wenn es nicht in seinem Sinn ausgegangen wäre, hätte Andre damit zurechtkommen können – immerhin gehörte Daniel ihm. Aber Littleton hatte gezeigt, wozu er imstande war, also hatte Andre ihn auf Stefan gehetzt. Nur – hätte Andre dieses Blutbad im Hotel zugelassen, wenn er immer noch Marsilias Diener war? Das hätte die Aufmerksamkeit auf den zaubernden Vampir lenken können. Was mich allerdings am meisten davon überzeugte, dass Littleton in dieser Nacht keinen Befehlen mehr gehorcht hatte, war die Tatsache, dass er Stefan am Leben ließ. Andre, dachte ich, hätte Stefan umgebracht. Nicht wegen Marsilias Zuneigung, sondern weil Stefan immer so eindeutig der Bessere von ihnen beiden gewesen war.
Also stieg ich ins Auto zu dem Vampir, der Littleton geschaffen hatte, denn ich ging davon aus, dass Andre den Zauberer inzwischen ebenso unbedingt töten wollte wie ich – er konnte es sich
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