Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Recht gehabt hatte: Etwas an ihm hatte sich verändert, und es war in dieser Nacht noch ausgeprägter.
»Er ist nicht dumm«, sagte er. »Nur ein dummer Vampir hinterlässt eine Spur, die bis zu seiner Tür führt.« In seiner Stimme schwang ein wenig Stolz mit.
Er sah die Kirche einen Moment lang an, dann ging er über die Straße darauf zu, und ich musste ihm wohl oder übel folgen.
»Sollten wir nicht ein bisschen vorsichtiger vorgehen?«, fragte ich.
»Wenn er zu Hause ist, wird er ohnehin wissen, dass wir hier sind«, sagte er. »Und wenn nicht, ist es egal.«
Ich strengte meine Sinne so sehr an, wie ich konnte, und wünschte mir, die Rosen würden nicht so intensiv duften. Ich konnte nichts anderes riechen. Ich wünschte mir auch,
ich könnte sicher sein, dass Andre heute Nacht auf meiner Seite kämpfen würde.
»Wenn wir ihn sowieso nicht überraschen können«, sagte ich, »warum haben Sie dann auf der anderen Straßenseite geparkt?«
»Ich habe für dieses Auto hunderttausend Dollar bezahlt«, sagte er freundlich. »Und ich habe es recht gern. Ich will wirklich nicht, dass es bei einem Zornesausbruch zerstört wird.«
»Warum haben Sie nicht mehr Angst vor Littleton?«, fragte ich. Ich hatte Angst; ich konnte meine eigene Angst noch deutlicher riechen als die Rosen, deren Duft seltsamerweise stärker geworden war, als wir die Straße überquerten.
Andre ging auf den Bürgersteig, dann blieb er stehen und sah mich an. »Ich habe mich heute Abend gut genährt«, sagte er mit einem seltsamen Lächeln. »Die Herrin selbst hat mir diese Ehre erwiesen. Mit den Verbindungen, die bereits zwischen uns bestehen, und ihrem Blut in mir, kann ich mich ihrer Eigenschaften und ihrer Macht bedienen, wenn es nötig sein sollte. Es wird mehr brauchen als einen neuen Vampir, selbst einen, dem ein Dämon hilft, um uns zu besiegen.«
Ich erinnerte mich daran, wie leicht Littleton Stefan in seinen Bann geschlagen hatte und bezweifelte das. »Warum ist Marsilia dann nicht selbst gekommen?«, fragte ich.
Er riss ehrlich schockiert den Mund auf. »Marsilia ist eine Dame! Frauen sollten nicht an Kämpfen teilnehmen.«
»Also haben Sie stattdessen mich mitgebracht?«
Er öffnete den Mund erneut, dann schloss er ihn wieder. Offenbar war ihm das, was er gerade gesagt hatte, ein bisschen peinlich.
»Nun?«, fragte ich und war ein wenig amüsiert – was immer noch besser war, als Angst zu haben. »Es ist nicht höflich,
jemandem zu sagen, dass man sie für entbehrlich hält, weil sie kein Vampir ist.«
Er wusste nicht, was er sagen sollte, und ging die Zementtreppe hinauf zu einer mitgenommenen Doppeltür, die in zu vielen Jahren nicht angestrichen worden war. Ich folgte, blieb aber einen Schritt hinter ihm.
»Nein«, sagte er schließlich, die Hand auf dem Türknauf. »Und ich ziehe es vor, höflich zu sein.« Er drehte sich um und sah zu mir hinunter. »Meine Herrin war überzeugt, dass Sie die Einzige sind, die diesen Vampir finden kann. Manchmal hat sie Vorahnungen. Es geschieht nicht oft, aber was sie dann sieht, ist selten falsch.«
»Wir werden also alle überleben?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich verstehe allerdings, dass Sie für die Ehre der Siedhe ein großes Risiko eingehen. Sie sind so zerbrechlich –« Er streckte die Hand aus und berührte meine Wange mit den Fingerspitzen. »Beinahe so sehr wie ein Mensch. Bei meiner Ehre, ich verspreche Ihnen, alles in meiner Macht zu tun, um für Ihre Sicherheit zu sorgen.«
Er sah mich einen Augenblick an, bis ich zwei schnelle Schritte rückwärts machte und dabei beinahe die Treppe hinuntergefallen wäre. Stefans Ehre hatte ich vertraut – Andres Ehre kam mir eher fragwürdig vor.
Die Türen waren verschlossen, aber sie waren nicht gebaut worden, um einen Vampir aufzuhalten. Andre stemmte die Schulter gegen einen Türflügel und zerbrach durch ein wenig Druck den Rahmen, so dass die Tür aufschwang. Offenbar wollten wir heute Nacht nicht subtil vorgehen.
Ich ließ Zees Rucksack an meinem Arm herunterrutschen und holte den Pflock und das Messer heraus. Zee hatte auch die Scheide und den Gürtel für das Messer hinzugefügt, also
brauchte ich wenigstens nicht mit dem Messer in einer und dem Pflock in der anderen Hand herumzulaufen. Ich wartete darauf, dass Andre mich fragte, was ich mit dem Messer wollte, aber er ignorierte mich. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Kirche.
Er stand immer noch vor der Schwelle.
»Was passiert,
Weitere Kostenlose Bücher