Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
dass ich aufschrie.
»Ruhig«, sagte Stefan und ignorierte die Werwölfe, die ihn mit hungrigen Augen ansahen. »Es wird in einer Minute besser werden.«
Er setzte mich hin und legte meinen Kopf zwischen die Knie. Seine Hände waren immer noch so kalt wie die eines Leichnams. Was er ja auch war.
»Atme«, sagte er.
Ich konnte nicht anders, ich gab ein glucksendes Lachen von mir. Ausgerechnet ein Toter befiehlt mir zu atmen.
»Mercy?«, fragte er.
Ich brauchte nicht zu erklären, warum ich lachte, denn die Außentür wurde genau in diesem Augenblick mit dem Kreischen sich biegenden Metalls aufgerissen.
Stefan fuhr zu dieser neuen Gefahr herum, einen Werwolf an jeder Seite. Auch Andre stand auf. Alle vier verhinderten, dass ich die Tür sehen konnte, aber ich konnte riechen, wer da gekommen war.
Darryl und zwei andere. Das verängstigte Kind in meinem Herzen, das selbst Littletons Verbrennung nicht hatte beruhigen können, entspannte sich schließlich doch.
»Du bist spät dran, Bran«, sagte ich, als das Licht des brennenden Vampirs noch einmal aufflackerte und dann verging.
Es war nicht der Marrok, der mir antwortete, sondern sein Sohn Charles, Samuels jüngerer Bruder. »Ich habe Darryl gleich gesagt, er solle nicht zu schnell fahren. Wenn die Polizei uns nicht angehalten hätte, um uns einen Strafzettel zu verpassen, wären wir zehn Minuten früher hier gewesen.«
Bran ging an den Vampiren vorbei, als existierten sie nicht. Er berührte zuerst Samuel und dann Adam. »Charles hat Kleider für euch«, sagte er, und sie verschwanden im Dunkeln, wahrscheinlich, um sich zu verändern und sich anzuziehen. Brans Gegenwart half ihnen ebenso wie Littletons Tod – sein dauerhafter Tod –, sich wieder so weit zu beherrschen, dass sie sich zurückverwandeln konnten.
Das trübe Licht von draußen machte aus Brans Silhouette einen Schattenriss, so dass es schwierig war, sein Gesicht zu erkennen.
»Du bist ziemlich beschäftigt gewesen«, sagte er in neutralem Tonfall.
»Mir blieb nichts anderes übrig«, erwiderte ich. »Hast du gelesen, was ich für dich hinterlassen habe?« Weißt du nicht, dass noch nicht alle Schurken Asche sind?
»Ja«, sagte Bran, und etwas in mir entspannte sich. Er konnte nicht wissen, wer von den Vampiren Andre war – aber er würde es schon erfahren, darauf vertraute ich.
Er kümmerte sich nicht um die Vampirasche – oder was sonst von Littleton übrig geblieben war – sondern kniete sich vor mich, so dass er sich vorbeugen und mir einen Kuss auf die Stirn drücken konnte.
»Was du getan hast, war wirklich verdammt dumm«, sagte er so leise, dass nur ich ihn hören konnte, und auch das nur knapp.
»Ich dachte, du würdest es vor dem Morgen nicht schaffen«, erwiderte ich.
»Ich habe mich beeilt.« Er legte die Hand auf meine Schulter.
»Aua«, sagte ich und rollte mich noch mehr zusammen.
»Samuel«, rief er. »Wenn du dich ein bisschen beeilen könntest – ich glaube, du hast hier eine Patientin.«
Meine Schulter war nur ausgerenkt, und Samuel renkte sie so sanft er konnte wieder ein. Es tat aber immer noch verdammt weh. Ich schauderte und zitterte, und es gelang mir gerade eben so, mich nicht zu übergeben, während Adam, der seine Stimme vor Wut kaum beherrschen konnte, allen erzählte, was passiert war, nachdem Andre und ich aufgetaucht waren.
Andre war offenbar immer noch verdutzt über Littletons Tod. Stefan kniete neben ihm, eine Hand auf seiner Schulter und ein misstrauisches Auge auf alle Wölfe gerichtet.
Ich wartete, bis ich sicher war, dass ich sprechen konnte, ohne mich zu zittrig anzuhören – und bis Adam zu Ende berichtet hatte. Dann sah ich Stefan an und sagte: »Andre ist derjenige, der Littleton geschaffen hat.«
Andre sah mich schockiert an, dann warf er sich nach vorn – ich weiß nicht, ob er mich angegriffen oder nur versucht hätte zu fliehen, aber Stefan hatte ihn ohnehin im Griff. Bevor es zu einem echten Kampf kommen konnte, halfen Charles und Darryl ihm dabei, den anderen Vampir festzuhalten.
»Ich hatte dich fragen wollen, ob du wirklich sicher bist«, sagte Stefan und überließ Andre den Werwölfen, die sichtbar
in besserer Verfassung waren als er selbst. »Aber Andre hat die Frage schon beantwortet.«
»Ich habe Beweise«, sagte ich.
»Darüber würde ich gern mehr hören«, erwiderte Stefan. »Und sei es nur, um der Herrin Bericht zu erstatten. Aber erst habe ich eine andere Frage – hat jemand ein Handy, das ich benutzen könnte,
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