Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Zunge.
Funken blitzten in dem dunklen Blut am Käfig auf und zischten auf Stefans Haut, wo sie den Käfig berührte.
Er hatte das Gesicht an seinen hochgezogenen Knien verborgen. »Es ist geschehen«, murmelte er.
Ich wich von dem Käfig zurück und drückte ungeschickt mit meinen unverletzten Fingern auf seine rauchende Hand, die sich sehr kühl anfühlte, und schob sie wieder hinein, weg von den Käfigstangen.
Langsam zog er die Hand zurück, dann hob er den Kopf und schloss die Augen, als die schwache Glühbirne, befreit von der seltsamen Wirkung des Banns, der auf dem Käfig lag, wieder aufflackerte.
»Es wird nur kurz andauern«, sagte er. »Du bist immer noch verletzt, also pass auf, dass du dir nicht mehr wehtust als unbedingt notwendig.«
Ich wollte ihm eine Frage stellen, aber Samuel heulte, und Adam, der seine Aufmerksamkeit nun auf etwas anderes gerichtet hatte, schloss sich ihm an. Als ihr Heulen verklang, hörte ich, dass jemand die Treppe hinunterkam. Es klang, als schleppe Littleton etwas hinter sich her.
Ich ließ mich wieder auf den Boden fallen, das Haar über dem Gesicht, um es zu verbergen – und erst jetzt bemerkte
ich, dass es mir besser ging. Erheblich besser. Viel, viel besser.
Eine der Türen zum Flur wurde mit einem lauten Krachen aufgestoßen. Durch den Vorhang meines Haars beobachtete ich, wie Andre durch die Tür flog und würdelos und ungelenk auf dem Boden landete.
Littleton warf gerne mit Dingen um sich.
»Du hast es nicht richtig gemacht«, beschwerte der Zauberer sich und zerrte dabei einen schlaffen roten Werwolf an einem Hinterbein durch die Tür. »Du musst tun, was ich dir sage. Ich habe dir nicht befohlen, den Wolf zu töten, es ist noch nicht einmal Mitternacht. Du wirst meinen Spaß nicht verderben, indem du zu früh tötest.«
Dann blickte er zu uns, oder genauer gesagt, zu Stefan. Ich schloss die Augen beinahe und hoffte, er würde nicht bemerken, dass ich wach war.
»Es tut mir wirklich leid«, sagte er reumütig, als er auf Stefan zukam und dabei immer noch Ben mitschleppte. »Ich war kein besonders guter Gastgeber. Mir war nicht klar, dass du Durst hattest, sonst hätte ich dir etwas angeboten. Aber zumindest habe ich gerade dafür gesorgt, dass es bald etwas zu trinken gibt.«
Er ließ Ben vor mir liegen, dann schubste er mich mit dem Fuß weg. »Ich hätte vielleicht ein bisschen mit der da gespielt«, seufzte er. »Aber Menschen halten nicht lange. Vielleicht bringe ich ein paar mehr her, damit du dich nähren kannst. Es könnte Spaß machen, sie hier freizulassen und zu sehen, wie du sie zu dir rufst.«
Ben war nicht tot; ich konnte sehen, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Aber es ging ihm auch nicht gerade gut. An seiner Hüfte, unter einer blutenden Wunde, hing ein halb abgerissener Hautlappen, und ein Vorderbein war zwei Zoll
unter dem Gelenk seltsam verbogen. Seinen Kopf konnte ich nicht sehen, weil der Rest seines Körpers im Weg war.
Littleton ging zurück, um Andre zu holen. Er hob ihn hoch und trug ihn wie einen Geliebten in das Licht, das die Käfige beleuchtete. Den Vampir noch immer auf den Armen haltend, setzte er sich neben die Lampe. Er legte Andre auf dem Boden zurecht wie eine Puppe und zog seinen Kopf auf sein Knie. Andres Gesicht war blutig.
Ich leckte meine Unterlippe und versuchte, den Rausch von Vampirblut auf meiner Zunge nicht zu genießen.
Littleton biss sich selbst ins Handgelenk, zeigte dabei ganz kurz seine Reißzähne, und dann drückte er die offene Wunde auf Andres Mund.
»Du verstehst es«, murmelte er. »Nur du. Du verstehst, dass der Tod mächtiger ist als das Leben. Mächtiger als Sex. Mächtiger als alles. Wenn du den Tod beherrschen kannst, beherrschst du das Universum.«
Es hätte melodramatisch klingen sollen, aber das fiebrige Flüstern sorgte dafür, dass sich meine Nackenhaare sträubten.
»Blut«, sagte er zu dem bewusstlosen Andre. »Blut ist das Symbol von Leben und Tod.«
Schließlich bewegte sich Andre, packte Littletons Handgelenk, hielt es fest und legte es sich um den Arm, ganz ähnlich, wie der hungrige Daniel sich bei Stefans Verhandlung um Andres Handgelenk zusammengerollt hatte. Ich wünschte, Stefans Blut, das ich immer noch spüren konnte, hätte nicht so gut geschmeckt.
Andre öffnete die Augen.
Ich erwartete, dass seine Augen glühten, wie Daniels Augen es getan hatten. Stattdessen wirkte sein Blick angespannt. Wie Adam sah auch er Stefan an.
Littleton murmelte etwas in Andres
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