Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
fragte ich.
Er lächelte unglücklich. »Ich werde mitspielen. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich kann nicht zulassen, dass er einfach in meinem Territorium sein Unwesen treibt.«
In diesem Augenblick hörte Warren, auf den ein Teil von mir gebannt lauschte, auf zu atmen. Adam hörte es ebenfalls und duckte sich leicht, als befände sich ein Feind im Raum. Was durchaus der Fall sein konnte. Der Tod war ein Feind, nicht wahr?
Samuel fluchte, aber es war Kyle, der aufsprang, Warrens Kinn nach hinten kippte und mit schweigender Verzweiflung begann, ihn zu beatmen.
Ich hatte Warrens Herz nicht hören können, aber es musste ausgesetzt haben, denn Samuel fing an, auf seine Brust zu drücken.
Wieder einmal war ich zu nichts gut und konnte nur zusehen, wie sie um Warrens Leben kämpften. Ich hatte wirklich genug davon, nichts unternehmen zu können, während rings um mich her die Leute starben.
Nach einem Zeitraum, der mir wie eine Ewigkeit vorkam, zog Samuel Kyle weg und sagte: »In Ordnung, er atmet wieder. Du kannst jetzt aufhören.« Er musste es mehrmals wiederholen, bevor Kyle ihn verstand.
»Wird er überleben?«, fragte er und klang ganz anders als sonst.
»Er atmet ohne Maschine, und sein Herz schlägt«, sagte Samuel.
Das war nicht unbedingt ein »Ja«, aber Kyle schien es nicht zu bemerken. Er ließ sich wieder auf den Teppich sinken und erzählte seine Geschichte weiter, als wäre er nie unterbrochen
worden. Man hörte seiner Stimme nichts von der Anstrengung an, die sich so deutlich auf seinem Gesicht abzeichnete.
»Sag mir, was ich über Dämonen wissen muss«, bat ich Adam, obwohl ich den Blick nicht von Warren lösen konnte. Ich hatte das seltsame Gefühl, dass er sterben würde, wenn ich nicht mehr hinschaute.
Adam schwieg lange. Er wusste, wieso ich das wissen wollte. Wenn er mir jetzt nicht sagte, was er konnte – wenn er mir nicht bei dem half, was ich vorhatte –, war er nicht der richtige Mann für mich.
»Dämonen sind böse und unangenehm, aber machtlos, solange es ihnen nicht gelingt, sich wie ein Parasit an einen verdammten Narren zu binden. Entweder werden sie dazu eingeladen – was Zauberer mitunter tun – oder sie schleichen sich ein, weil ein willensschwaches Geschöpf etwas Böses tut. Eine einfache Besessenheit dauert nicht lange, weil man den Besessenen leicht erkennen kann. Ein Dämon will nur eines: zerstören. Ein Zauberer, eine Person, die den Dämon durch ein Abkommen kontrolliert, ist erheblich tödlicher. Es kann sein, dass die Menschen einen Zauberer jahrelang nicht entlarven. Irgendwann verliert er dann allerdings doch die Kontrolle, und der Dämon übernimmt die Herrschaft.«
Nichts, was ich noch nicht wusste.
»Wie bringt man einen Dämon um?«, fragte ich. Samuel zog wieder Nadel und Faden durch blutiges Fleisch.
»Das kannst du nicht«, sagte Adam. »Du kannst die Gefahr nur vernichten, indem du den Wirt tötest. In diesem Fall Littleton, der ein Vampir ist, unterstützt von der Magie des Dämons.« Er holte tief Luft. »Das ist keine Beute für einen Kojoten. Du solltest es uns überlassen, Mercy. Wir werden
uns darum kümmern, dass er stirbt.« Er hatte Recht. Das wusste ich. Ich war nutzlos.
Mir fiel auf, dass Kyle uns aus großen Augen anstarrte, obwohl er mit seiner Baseball-Geschichte nicht aufhörte – eine Anekdote aus seiner Kinderzeit.
»Dachtest du, Werwölfe wären die schlimmsten Monster auf der Welt?«, fragte ich Kyle erbost. Erst als ich es aussprach, wurde mir klar, wie wütend ich war. Es war nicht richtig, meinen Zorn an Kyle auszulassen, aber ich konnte mich einfach nicht bremsen. Er hatte Warren abgewiesen, weil er ihn für ein Ungeheuer hielt – vielleicht sollte er ein bisschen mehr über Monster erfahren. »Es gibt erheblich Schlimmeres da draußen. Vampire, Dämonen und alle Arten von bösartigen Kreaturen, und das Einzige, was zwischen ihnen und den Menschen steht, sind Leute wie Warren.« Schon bei diesen Worten wusste ich, dass ich ungerecht war. Mir war klar, dass Warrens Lüge Kyle ebenso gestört hatte, wie herauszufinden, dass sein Geliebter ein Werwolf war.
»Mercy«, sagte Adam. »Still.«
Es war, als trügen seine Worte einen kühlen Wind des Friedens mit sich, der mich umfing, und allen Zorn, die Frustration und die Angst wegblies. Der Alpha-Werwolf beruhigte einen Wolf aus seinem Rudel – nur dass ich nicht sein Wolf war. Er hatte es schon wieder getan.
Ich fuhr herum und starrte ihn an; er konzentrierte sich auf
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