Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Feinde. Und ein Angehöriger des Feenvolks gibt sich nicht mit dem Feind ab … besonders, wenn es jemand wie O’Donnell ist.«
»Sie hat sich eben unters gemeine Volk mischen wollen«, sagte ich.
Er dachte darüber nach. »Wenn einer von deinen Freunden sich mit einem Hund einließe, würde man das ebenso betrachten?«
»Er glaubt also, er tut ihr einen Gefallen, und sie sagt ihm, was sie wirklich von ihm hält – und er bringt sie um.«
»Das nehmen wir an. Als das zweite Opfer gefunden wurde, hielten wir es für unwahrscheinlich, dass ein Mensch ihn getötet haben könnte, also sahen wir uns O’Donnell nicht noch einmal an. Erst beim dritten Opfer wurde uns klar, dass es um Diebstahl ging. Connora besaß ein paar Artefakte, aber niemand hatte daran gedacht, nachzusehen, ob etwas fehlte. Sie muss auch noch etwas anderes gehabt haben, etwas, das ihm gestattete, sich vor unserer Magie zu verstecken. Ein erheblich mächtigeres Artefakt, als jemand wie Connora es hätte haben sollen.«
Er sah mich an und lächelte müde. »Wir sind ein geheimniskrämerisches Volk, und selbst das Risiko, den Befehlen der Grauen Lords nicht zu folgen, kann uns nicht immer dazu veranlassen, all unsere Geheimnisse aufzugeben. Wenn etwas, was man besitzt, zu mächtig ist, konfiszieren sie es. Wenn sie gewusst hätten, dass Connora etwas von größerer Macht besaß, wäre sie gezwungen worden, es jemandem zu überlassen, der sich besser darum kümmern konnte.«
»Und so hat es stattdessen O’Donnell bekommen.« Ich klappte das Buch zu und legte es neben mich.
»Und die Liste, die sie für die grauen Lords zusammengestellt hatte, eine Liste von Gegenständen, die sie erfasst haben wollten.« Er spreizte die Finger. »Wir sind nicht sicher, ob sie eine Kopie im Haus hatte. Einer ihrer Freunde hat sie gesehen, aber Connora hat die Liste vielleicht auch an die Grauen Lords übergeben, ohne eine Kopie zu behalten.«
Das klang nicht nach der Frau, deren Haus ich durchsucht
hatte. Eine Frau wie sie würde von allem eine Kopie aufbewahrt haben. Sie liebte es, Wissen zu speichern.
»O’Donnell nimmt also diese Liste mit«, sagte ich. »Nachdem er eine Weile mit was immer er von Connora gestohlen hat spielen konnte, kommt er zu dem Schluss, dass er mehr will. Er sieht sich die Liste an und holt sich die Sachen, die er haben will.« Die Beispiele waren zu wenig, um für eine Statistik zu reichen, aber – »Mir kam es so vor, als hätte er sich von dem am wenigsten mächtigen Feenwesen, Connora, bis zu dem mächtigsten durchgemordet, dem Waldwesen, das zuletzt getötet wurde. Stimmt das?«
»Ja. Sie hat ihm vielleicht gesagt, wie mächtig andere waren, oder vielleicht hat sie die Liste entsprechend angelegt. Er hat es übrigens nicht ganz richtig gemacht, aber beinahe. Ich nehme an, was immer er gestohlen hat, erlaubte ihm dann, Leute zu ermorden, die er unter anderen Umständen niemals hätte berühren können.«
»Haben Sie eine Ahnung, welche Gegenstände O’Donnells Mörder jetzt besitzen könnte?«, knurrte Samuel.
Onkel Mike seufzte. »Nein. Aber er selbst weiß es auch nicht. Auf der Liste standen wahrscheinlich Dinge wie ›ein Wanderstab‹ oder ›ein silbernes Armband‹, aber sie erklärte nicht, was sie waren. Mercy, der Wanderstab war nicht in deinem Auto. Der Fideal behauptet, er habe ihn nicht angerührt. Ich nehme an, er wird wieder auftauchen – er ist dir schließlich schon öfter gefolgt.«
»Es ist also tatsächlich der Stab, der bewirken würde, dass all meine Mutterschafe Zwillinge bekämen?«, fragte ich, obwohl ich dessen beinahe sicher war. Die Geschichten über die anderen Sachen hatten mich nervös genug
gemacht, um mich darüber zu freuen, dass der Stab mir nichts nützen würde.
Er lachte. Es fing in seinem Bauch an und arbeitete sich den ganzen Weg nach oben in seine Augen, bis sie vergnügt blinzelten. »Hast du ein paar Muttertiere, mit denen du Schafe züchten willst?«
»Nein, aber ich wäre gerne imstande, mich mehr als fünf Meilen von Zuhause wegzubewegen, ohne mich automatisch auf meiner Schwelle wiederzufinden – oder noch schlimmer, imstande zu sein, alle Makel der Personen in meiner Umgebung zu sehen, aber nichts von dem Guten in ihnen.« Nicht dass so etwas passiert wäre, und soweit ich wusste, mussten diese Stäbe ohnehin irgendwie aktiviert werden, damit sie funktionierten.
»Keine Sorge«, sagte er immer noch grinsend. »Wenn du beschließen würdest, Schafe zu züchten, würden
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