Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
empört.
»Ich habe dir doch gesagt, du sollst die Finger davon lassen.« Seine Stimme war plötzlich kalt vor Macht. »Du weißt zu viel, und du redest zu viel. Du musst tun, was man dir sagt.«
Wenn er im Zimmer gewesen wäre, hätte er mich vielleicht einschüchtern können. Aber das war er nicht, also sagte ich: »Und Zee würde wegen Mordes verurteilt werden.«
Es gab eine lange Pause, die ich schließlich beendete. »Und dann würde er hingerichtet werden, wie die Gesetze des Feenvolks es verlangen.«
Samuel, dessen scharfe Ohren ihm halfen, beide Seiten des Telefongesprächs zu hören, knurrte. »Hängen Sie das nicht Mercy an, Onkel Mike. Sie wussten, dass sie nicht aufgeben würde – besonders nicht, wenn Sie ihr sagen, das solle sie tun. Widerspenstig ist ihr zweiter Vorname, und Sie haben damit gerechnet, dass Mercy mehr herausfinden könnte als Sie. Was haben die Grauen Lords getan? Haben Sie Ihnen und dem restlichen Feenvolk befohlen, nicht mehr nach dem wirklichen Mörder zu suchen? Von Zees Gefangennahme einmal abgesehen, haben Sie wirklich nichts gegen die Person, die O’Donnell getötet hat, wie? O’Donnell hat immerhin Angehörige des Feenvolks umgebracht, und er wurde im Gegenzug ebenfalls ermordet. Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan.«
»Zee hat sich bereiterklärt, den Wünschen der Grauen Lords zu folgen«, sagte Onkel Mike. Dass er jetzt nicht mehr zornig war, sondern sich eher entschuldigend anhörte,
sagte mir nur, dass Samuel Recht hatte – Onkel Mike hatte gewollt, dass ich weiter ermittelte –, aber Onkel Mikes Ohren waren ebenso scharf wie die des Werwolfs. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie noch jemanden schicken würden, um die Strafe zu vollstrecken, und über das hiesige Feenvolk habe ich eine gewisse Kontrolle. Wenn ich gewusst hätte, dass Nemane herkommt, hätte ich dich gewarnt. Aber sie hat die Hinrichtung ausgesetzt.«
»Sie ist eine Attentäterin«, knurrte Samuel.
»Ihr Wölfe habt euren eigenen Attentäter, oder nicht, Samuel Marrokson?«, fauchte Onkel Mike. »Wie viele Wölfe hat Ihr Bruder getötet, um für die Sicherheit Ihrer Leute zu sorgen? Stört es Sie, dass wir ebenfalls so jemanden brauchen?«
»Wenn dieser Jemand Mercy jagt, ja. Und Charles tötet nur die Schuldigen, nicht die Unbequemen.«
Ich räusperte mich. »Lasst uns beim Thema bleiben. Hätte Nemane O’Donnell umbringen können?«
»Sie hätte es besser gemacht«, sagte Onkel Mike. »Wenn sie O’Donnell umgebracht hätte, hätte niemand je erfahren, dass es kein Unfall war.«
Wieder hatte ich keinen Verdächtigen mehr.
Jeder Werwolf hätte es tun können, dachte ich und erinnerte mich an das Tempo, mit dem O’Donnells Kopf von seinem Körper gerissen worden war. Aber sie hatten keinen Grund dazu, und ich hatte in O’Donnells Haus keinen von ihnen gerochen. Die Vampire? Ich wusste nicht genug über sie – wenn auch mehr, als ich wissen wollte. Ich wusste, dass sie ihren Geruch vor mir verbergen konnten, wenn sie es wollten. Nein, O’Donnells Mörder musste zum Feenvolk gehören.
Also gut, wenn Onkel Mike wollte, dass ich weiter ermittelte, sollte er mir vielleicht ein paar Fragen beantworten.
»O’Donnell hat den Leuten, die er getötet hat, Dinge gestohlen, nicht wahr?«, fragte ich. »Der Wanderstab – der sich übrigens in meinem Golf befindet, der an der Finley Road drüben bei Two Rivers steht – gehörte dazu. Aber es gab noch andere Relikte, nicht wahr? Das erste Opfer, Connora, war eine Bibliothekarin – sie besaß einige Artefakte, oder? Kleine Dinge, weil sie nicht mächtig genug war, etwas zu behalten, das jemand anders wollte. Der Wanderstab kam aus dem Haus des Mannes mit dem Wald im Hinterhof. Ich konnte ihn an dem Stab riechen. Was wurde sonst noch gestohlen?«
Ich hatte das Buch gelesen, das Tads Freund mir gegeben hatte. Darin waren viele Sachen beschrieben, von denen ich nicht wollte, dass sie den falschen Leuten in die Hände fielen. Und einige, die ich in niemandes Händen wissen wollte.
Es gab eine lange Pause, dann sagte Onkel Mike: »Ich bin in ein paar Minuten da. Bleib, wo du bist.«
Ich warf Samuel das Telefon zu, und er legte auf. Dann stand ich auf und holte das Buch, das ich geliehen hatte, aus dem Gewehrschrank in meinem Zimmer.
Es gab tatsächlich mehrere dieser Wanderstäbe – einer führte einen immer nach Hause, ganz gleich, wo man sich befand, einer erlaubte einem, die Leute als das zu sehen, was sie wirklich waren, und der dritte,
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