Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Dieses Haus würde sich lange an ihn erinnern, aber es gab keine unruhigen Geister.
Ich ging wieder durch die offene Vordertür hinaus und in die langweilige kleine Welt, die die Menschen für das Feenvolk gebaut hatten, um es von ihren Städten fernzuhalten. Ich fragte mich, wie viele dieser undurchsichtigen Zäune Wälder verbargen – oder Sümpfe – und war dankbar, dass meine Kojotengestalt mich davon abhielt, Fragen zu stellen. Ich bezweifle, dass ich die Willenskraft gehabt hätte, den Mund zu halten, und ich nahm an, dass der Wald zu den Dingen gehörte, die ich eigentlich nicht sehen sollte.
Zee öffnete die Tür des Pickups für mich, und ich sprang hinein, damit er mich zum nächsten Tatort fahren konnte. Das Mädchen blickte uns hinterher, immer noch ohne ein Wort. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten.
Das zweite Haus, vor dem wir stehen blieben, sah aus wie eine detailgetreue Kopie des ersten, bis hin zur Farbe der Fensterläden. Der einzige Unterschied bestand darin, dass es hier im Vorgarten einen kleinen Fliederbusch und ein Blumenbeet gab, eins der wenigen Blumenbeete, die ich gesehen hatte, seit ich hergekommen war. Die Pflanzen waren alle eingegangen, und der Rasen war gelb und musste unbedingt gemäht werden.
Hier wartete niemand auf uns. Zee legte die Hand an die Tür, blieb aber stehen, ohne sie zu öffnen. »Das Haus, aus dem du gerade kommst, gehörte dem letzten Mordopfer. Dieses Haus hier gehörte der ersten, die getötet wurde, und ich nehme an, dass seitdem viele Leute hier gewesen sind.«
Ich setzte mich hin und sah ihm ins Gesicht: Er hatte die Person gemocht, der dieses Haus gehört hatte.
»Sie war eine Freundin«, sagte er bedächtig, und er ballte die Hand an der Tür zur Faust. »Sie hieß Connora.
Sie hatte Menschenblut, wie Tad. Ihres war älter, aber es schwächte sie.« Tad war sein Sohn, ein halber Mensch, und derzeit im College. Sein Menschenblut hatte, soweit ich das sehen konnte, nicht seine Freude an Metallarbeit geschwächt, die er mit seinem Vater teilte. Ich weiß nicht, ob er die Unsterblichkeit seines Vaters geerbt hatte. Er war neunzehn, und so sah er auch aus.
»Sie war unsere Bibliothekarin und Archivarin, die Sammlerin von Geschichten. Sie kannte jedes Märchen, jede Macht, die kaltes Eisen und das Christentum uns genommen haben. Sie hasste es, schwach zu sein, und hasste und verachtete die Menschen noch mehr. Aber sie war gut zu Tad.«
Zee wandte sich ab, so dass ich sein Gesicht nicht mehr sehen konnte, und riss abrupt und zornig die Tür auf.
Wieder betrat ich das Haus allein. Selbst wenn Zee mir nicht gesagt hätte, dass Connora Bibliothekarin gewesen war, war es nicht schwer, darauf zu kommen. Überall gab es Bücherstapel. Auf Regalen, auf dem Boden, auf Stühlen und Tischen. Die meisten Bände waren nicht aus diesem Jahrhundert – und keiner der Titel, die ich sah, war in Englisch.
Wie in dem letzten Haus hing überall der Geruch nach Tod, obwohl der Mord, wie Zee schon gesagt hatte, bereits längere Zeit zurücklag. Das Haus roch überwiegend muffig, mit einer schwachen Spur von verrottenden Lebensmitteln und Putzmitteln.
Zee hatte nicht gesagt, wann sie gestorben war, aber ich ging davon aus, dass sich für einen Monat oder länger niemand mehr hier aufgehalten hatte.
Vor etwa einem Monat hatte der Dämon schon durch
seine Anwesenheit alle möglichen Arten von Gewalttätigkeit bewirkt. Ich war ziemlich sicher, dass das Feenvolk ebenfalls bereits daran gedacht hatte, nahm aber an, dass sich das Reservat weit genug von den Tri-Cities entfernt befand, um diesem Einfluss entgangen zu sein. Dennoch, wenn ich schließlich meine Menschengestalt wieder annahm, würde ich Zee danach fragen.
Connoras Schlafzimmer war feminin eingerichtet, in diesem englischen Cottagestil. Der Boden bestand aus Kiefernholz oder einem anderen Weichholz, und es gab viele handgewebte kleine Teppiche. Ihre Tagesdecke bestand aus dünnem weißem Stoff mit Knoten, etwas, das ich immer mit Bed-and-Breakfasts oder Großmüttern in Verbindung gebracht habe. Was seltsam ist, da ich meine Großeltern nie kennen gelernt und auch noch nie in einem Bed-and-Breakfast übernachtet habe.
Eine tote Rose in einer kleinen Vase stand auf dem Nachttisch – und nirgendwo war ein Buch zu sehen.
Das zweite Schlafzimmer hatte sie als Büro eingerichtet. Als Zee gesagt hatte, dass sie Geschichten sammelte, hatte ich Unmengen Notizbücher und Papier erwartet, aber es gab nur einen
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