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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Wirklichkeit war. Sein Zorn machte mir keine Angst und schüchterte mich nicht ein. Das sah er und wurde noch zorniger.
    »Du wolltest wissen, was O’Donnell hatte? Komm mit.«
    Das hätte ich getan, aber er kam mir zuvor, packte meinen Arm und bog meine Hand nach hinten. Ich hörte ein Krachen, aber es dauerte einen Moment, bevor ich den Schmerz spürte.
    Er hatte mir das Handgelenk gebrochen.
    Er zog mich durch die Tür, durch das Esszimmer und in sein Schlafzimmer. Als er mich aufs Bett stieß, hörte ich ein zweites Knacken in meinem Arm – diesmal ließen die Schmerzen meinen Kopf ein winziges bisschen klarer werden. Überwiegend jedoch tat es einfach nur weh.
    Er riss einen großen Fernsehschrank aus Eiche auf, aber es gab keinen Fernseher auf dem Regal hinter den Türen. Stattdessen standen zwei Schuhschachteln auf einem dichten Fell, das beinahe wie Yakfell aussah, aber grau war.

    Tim stellte die Schachteln auf den Boden und holte das Fell heraus. Er schüttelte es aus, so dass ich sehen konnte, dass es sich um einen Umhang handelte. Er legte ihn um seine Schultern, und sobald das Fell auf ihm lag, verschwand es. Er sah nicht anders aus als vorher.
    »Weißt du, was das ist?«
    Das tat ich, denn ich hatte mein geliehenes Buch gelesen, und außerdem roch das seltsame Fell nach Pferd und nicht nach Yak.
    »Die Druidenhaut«, sagte ich und atmete durch zusammengebissene Zähne, damit ich nicht wimmerte. Wenigstens war es nicht derselbe Arm, den ich im letzten Winter gebrochen hatte. »Der Druide war verflucht worden, die Gestalt eines Pferdes anzunehmen, aber als man ihn häutete, nahm er wieder Menschengestalt an. Die Pferdehaut bewirkte irgendwas …« Ich versuchte mich zu erinnern, was genau im Buch gestanden hatte, denn die Formulierung war wichtig. »Sie hielt seine Feinde davon ab, ihn zu finden oder ihm Schaden zuzufügen.«
    Ich blickte auf und erkannte, dass er gar nicht gewollt hatte, dass ich ihm antwortete. Er hatte mehr wissen wollen, als ich wusste. Ich glaube, es war meine Bemerkung über seinen Mangel an Intelligenz, die ihn immer noch wurmte. Ein Teil von mir wollte ihm alles recht machen, und als der Schmerz nachließ, wurde der Zwang wieder größer.
    »Du bist viel stärker, als ich dachte«, sagte ich, um mich von dieser neuen Facette der Auswirkung des Kelchs abzulenken. Oder vielleicht sagte ich es auch, um ihm eine Freude zu machen.
    Er starrte mich an. Ich hätte nicht sagen können, ob es
ihm gefiel, das zu hören, oder nicht. Schließlich zog er die Ärmel seines Hemds hoch, um mir zu zeigen, dass er an jedem Handgelenk ein Silberband trug. »Armschienen, die mir die Kraft eines Riesen verleihen«, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das sind keine Armschienen. Das da sind Armbänder oder vielleicht Gelenkbänder. Armschienen sind länger. Sie wurden verwendet –«
    »Sei still«, knirschte er. Er schloss den Schrank und stand einen Moment mit dem Rücken zu mir. »Du liebst mich«, sagte er. »Du hältst mich für den bestaussehenden Mann, den du je gesehen hast.«
    Ich kämpfte dagegen an. Wirklich. Ich kämpfte so hart gegen seine Stimme an, wie ich noch nie zuvor gekämpft hatte.
    Aber es war schwer, gegen mein eigenes Herz anzugehen, besonders, weil er so gut aussah. Bis zu diesem Augenblick hatte neben Adam kein Mann bestehen können, wenn es um reine, atemberaubende männliche Schönheit ging – aber selbst Adam verblasste neben Tim.
    Tim drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen. »Du willst mich haben«, sagte er. »Mehr, als du diesen hässlichen Doktor wolltest, mit dem zu zusammen warst.«
    Selbstverständlich wollte ich das. Begierde ließ meinen Körper schlaff werden, so dass ich den Rücken ein wenig durchbog. Die Schmerzen in meinem Arm waren nichts gegen die Sehnsucht, die ich empfand.
    »Der Wanderstab macht dich reich«, sagte ich ihm, als er ein Knie aufs Bett stützte. »Das Feenvolk weiß, dass ich ihn habe, und sie wollen ihn zurück.« Ich versuchte, mich auf den Ellbogen zu stützen, damit ich ihn küssen konnte,
aber mein Arm funktionierte nicht richtig. Meine andere Hand schon, aber sie bewegte sich bereits, um die weiche Haut in seinem Nacken zu streicheln. »Und sie werden ihn auch bekommen. Sie haben jemanden, der weiß, wie er gefunden werden kann.«
    Er zog meine Hand weg.
    »Er ist in deiner Werkstatt.«
    »Da sollte er sein.« Immerhin folgte er mir, wohin ich auch ging. Und ich würde in mein Büro gehen. Dieser wunderschöne Mann

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