Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Art Droge – ist es Feenvolk-Magie?«
Sie nickte. »In den Händen eines menschlichen Diebes gestattet der Kelch, andere zu versklaven, als Geschenk gegeben heilt er aber auch. Und in den Händen des Feenvolks wird er Wahrheit bezeugen.«
»Ich werde nicht daraus trinken«, sagte ich an Adams Schulter und bewegte mich in seinen Armen, bis ich so weit von dem Becher entfernt war wie möglich.
»Er wird sie heilen?«, fragte er.
Wir hörten alle ein Auto vorfahren.
»Das ist einer von meinen Leuten«, sagte Adam – ich nahm an, dass er mit Nemane sprach, denn der Rest von uns erkannte das Geräusch von Samuels Auto ohnehin. Um so schnell hier sein zu können, musste er direkt von der Arbeit gekommen sein. Das Krankenhaus war nur ein paar Straßen entfernt. »Er ist Arzt. Ich würde gerne seine Meinung hören.«
Als Samuel hereinkam, galt sein einzelner, ehrfürchtiger Fluch der gesamten Werkstatt: Teile von Tim lagen überall dort verstreut, wo Adam sie liegen gelassen hatte, alles war großzügig mit Blut bedeckt, zwei nackte Personen (Adam und ich) standen im Raum, und Nemane in ihrem vollen Feenglanz rundete das Bild ab.
»Du musst dir Mercys Arm ansehen«, sagte Adam.
Ich wollte nicht, dass er ihn berührte. Der Arm war jetzt taub, aber ich wusste, dass sich das jederzeit ändern konnte. Er sah mehr wie eine Brezel als wie ein Arm aus, denn
er war an Stellen gebogen, wo er nicht gebogen sein sollte. Er hatte noch funktioniert, als wir ins Büro gekommen waren. Jedenfalls irgendwie. Tim zu töten musste ihn noch mehr beschädigt haben.
Aber niemand kümmerte sich je darum, was ich wollte.
Samuel kniete sich hin, so dass er sich den Arm ansehen konnte, der auf meinem Oberschenkel lag. Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Du musst wirklich neue Freunde finden, Mercy. Die Leute, mit denen du dich abgibst, sind zu rabiat für dich. Wenn das so weitergeht, wirst du noch vor Neujahr tot sein.«
Er klang so gnadenlos vergnügt, dass ich wusste, wie schlimm es aussehen musste. Er berührte meinen Arm nur leicht, aber die glühenden Schmerzen ließen seltsame Lichtblitze vor meinen Augen tanzen. Wenn Adam mich nicht festgehalten hätte, wäre ich zurückgezuckt, aber er hielt mich in den Armen und murmelte leise, tröstliche Dinge, die ich über das Summen in meinen Ohren hinweg nicht verstehen konnte.
»Samuel?« Es war Ben, der den Namen mit scharfer, klarer Stimme aussprach.
Samuel ließ meinen Arm los und stand wieder auf. »Ihr Arm fühlt sich an wie eine Zahnpastatube, die mit Murmeln gefüllt ist. Ich glaube nicht, dass man das selbst mit hundert Nägeln und Bolzen wieder reparieren kann.«
Ich neige nicht zu Ohnmachtsanfällen. Aber das Bild, das Samuel benutzte, war zu schrecklich, und schwarze Schatten trieben in mein Blickfeld. Es fühlte sich an, als hätte ich zweimal geblinzelt, und jemand hätte in dieser Zeit die Ereignisse eine Minute oder zwei vorgespult.
Wenn ich mich eher an den Fluss erinnert hätte, wäre ich von Samuels Prognose nicht ohnmächtig geworden.
Ich wusste, dass ich bewusstlos gewesen war, denn so viel Macht, wie Adam zusammengefasst hatte, konnte er nicht in einem einzigen Augenblick sammeln. Mir war nicht klar, wieso er das tat, bevor es zu spät war.
»Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen, Mercy«, murmelte er, den Kopf gesenkt, damit er mir ins Ohr flüstern konnte.
Ich erstarrte. Ich versuchte, mich zu wehren. Aber müde, verletzt und verängstigt hatte ich nicht die geringste Chance, gegen seine Stimme anzukämpfen. Ich wollte wirklich nicht. Adam war nicht wütend. Er würde mir nicht wehtun.
Ich ließ ihn die Macht aus dem Rudel über mich ziehen wie eine warme Decke und entspannte mich. Mein Arm tat immer noch weh, aber das Gefühl von Frieden, das sich auf mich legte, trennte mich von dem Schmerz ebenso wie von meiner Angst. Ich hatte es so über, Angst zu haben.
»Genau«, sagte er. »Hol tief Luft, Mercy. Ich werde dich nichts tun lassen, was dir wehtun könnte, verstehst du das? So weit kannst du mir vertrauen.«
Es war keine Frage, aber ich sagte dennoch »Ja.«
Mit sehr leiser Stimme, die vielleicht nicht einmal die anderen Werwölfe hören konnten, sagte er: »Bitte hass mich nicht zu sehr, wenn das hier vorbei ist.« Bei diesen Worten lag keine Magie in seiner Stimme.
»Das gefällt mir nicht«, murmelte ich.
Er fuhr mit Kinn und Wange über eine Seite meines Gesichts, in einer raschen, zärtlichen Bewegung. »Ich weiß. Wir werden dir etwas
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