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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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liebte mich nicht mehr, also würde er mir vielleicht wehtun, wenn er wütend war. Wenn er sich beruhigte, würde es ihm leidtun. Und ich wollte nicht, dass er wegen mir bekümmert war.
    Es gab hier kein Versteck für eine Person. Also würde ich keine Person sein. Mein Blick fiel auf die Regale hinten in der Ecke. Ein Kojote würde sich dort verstecken können.
    Ich verwandelte mich, kletterte auf drei Beinen die Regale hinauf und drückte mich hinter ein paar große Schachteln mit Riemen. Die Schatten hier waren dunkel.
    Es krachte im Büro, als Adam bewies, dass auch ein festes Schloss keinen Schutz gegen einen wütenden Werwolf bot.
    »Mercy.« Er schrie nicht. Das brauchte er auch nicht.
    Die Stimme trug weit und umschlang mich mit ihrem flüssigen Zorn. Sie klang nicht nach Adam, aber es war Adams Stimme. Ich rückte ein klein wenig von den Schachteln ab, damit sie nicht mehr zitterten.
    Was durch die Tür in die Werkstatt kam war nichts, was ich je zuvor gesehen hatte. Ich kann es bestenfalls als eine der Zwischenformen beschreiben, die ein Werwolf annimmt, wenn er sich verändert. Aber diese hier war vollständiger
als das, so als wäre die Zwischenform vollendet und nützlich. Er war von oben bis unten mit schwarzem Fell bedeckt, und seine Hände wirkten sehr funktionell – ebenso wie seine Schnauze, in der die Zähne blitzten. Er stand aufrecht, aber nicht wie ein Mensch. Seine Beine waren eine Kreuzung zwischen Wolfs- und Menschenbeinen.
    Adam.
    Ich hatte nur einen Augenblick, um das aufzunehmen, was ich sah, denn dann entdeckte Adam Tims Leiche. Mit einem Brüllen, das mir in den Ohren wehtat, stürzte er sich auf ihn und zerriss ihn mit diesen riesigen Krallen. Es war schrecklich, entsetzlich … und ein Teil von mir wünschte sich, er würde mich zerreißen.
    Es würde nur einen Augenblick wehtun und dann vorbei sein. Ich hechelte vor Schmerzen und Angst, aber ich blieb, wo ich war, denn Tim hatte mir gesagt, ich müsse in den Fluss gehen. Und ich wollte Adam nicht wehtun.
    Werwölfe kamen neugierig aus dem Büro. Ben und Honey, beide immer noch in Menschengestalt – ich fragte mich, wie sie das schafften, wenn Adam in dieser Verfassung war. Vielleicht wurden sie von etwas geschützt, das seine halb verwandelte Gestalt ausstrahlte … aber dann folgte Darryl. Er hatte das Gesicht verzogen, Schweiß glänzte auf seiner Stirn und färbte sein Rippenstrickhemd dunkler. Es war seine Beherrschung, die es den anderen gestattete, sich nicht von Adams Wut mitreißen zu lassen.
    Sie sahen sich in der Werkstatt um, aber sie blieben nahe der Tür und so weit wie möglich von Adam entfernt.
    »Seht ihr sie irgendwo?«, fragte Darryl leise.

    »Nein«, erwiderte Ben. »Ich bin nicht einmal sicher, ob sie noch hier ist – riecht ihr …«
    Er hielt inne, weil Adam einen Arm senkte (nicht einen seiner Arme) und sich auf Ben konzentrierte.
    »Offensichtlich«, sagte Darryl mit angespannter Stimme, »riechen wir alle ihr Entsetzen.« Er ließ sich auf ein Knie nieder, wie ein Mann, der einen Heiratsantrag machen möchte.
    Ben fiel auf beide Knie und senkte den Kopf. Honey tat das Gleiche, und ihrer aller Aufmerksamkeit galt Adam.
    »Wo ist sie?« Seine Stimme war guttural und klang seltsam, da er aus einem Maul sprach, das zum Heulen und nicht zum Reden gemacht war.
    »Wir suchen nach ihr, Sir.« Darryls Stimme war sehr ruhig.
    »Sie ist hier«, rief Ben. »Sie versteckt sich vor uns.«
    Adam riss sein großes Maul auf, und er brüllte, aber mehr wie ein Bär als wie ein Wolf. Er ließ sich auf alle viere nieder, und ich erwartete, dass er die Verwandlung vervollständigen und ganz Wolf werden würde. Aber das konnte er nicht. Ich konnte spüren, wie er nach der Macht des Rudels verlangte und sie sie ihm gaben. Entweder war es leichter, sich aus diesem Übergangsstadium heraus zu verändern, oder das Rudel beschleunigte den Vorgang, aber es dauerte keine fünf Minuten, bis Adam nackt und in Menschengestalt in dem harten Leuchtstoffröhrenlicht stand.
    Er holte tief Luft und reckte den Hals, und die Wirbel knackten laut in der stillen Werkstatt. Als er fertig war, waren von dem Wolf nur noch der Geruch seines Zorns und die Bernsteinfarbe seiner Augen übrig geblieben.

    »Sie ist immer noch hier?«, fragte er. »Kannst du das mit Sicherheit sagen?«
    »Ihr Geruch ist überall«, antwortete Ben. »Ich kann sie nicht aufspüren. Aber sie wird eine Ecke gefunden haben, in der sie sich verstecken kann. Sie wäre nicht

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