Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
ausrichten, er soll seinen Arsch wieder hier heraufschaffen? Ich habe ihm ein paar Dinge zu sagen.«
Er klappte das Telefon zu, ohne auf eine Antwort zu warten, und fing an, ruhelos hin und her zu tigern und dabei vor sich hin zu schimpfen. Er hatte angefangen zu schwitzen und roch nach Nervosität und Zorn.
Die Tür ging auf, und Adam stand in der offenen Tür. Er war so wütend, dass ich aufstand.
»Komm rein und mach die Tür zu«, sagte Ben in einem Tonfall, den er seinem Alpha gegenüber wirklich nicht anschlagen sollte.
Ohne mich auch nur anzusehen, kam Adam herein und schloss die Tür mit leiser, schrecklicher Präzision, die deutlich zeigte, wie nahe er daran war, die Beherrschung zu verlieren – als wäre die Art, wie sich der Messingknauf in seiner Hand bog, nicht schon Hinweis genug.
Als er hereinkam, sank ich auf das Bett zurück. Ich legte mich weniger hin, als dass ich die Beine in Vorbereitung einer Flucht unter mich zog.
Ben schien nicht zu bemerken, welcher Ärger ihm drohte. Oder vielleicht war es ihm egal. »Wie wichtig ist sie für dich?« Er konnte Adams glühendem Blick nicht begegnen und drehte sich schließlich um, um aus dem Fenster zu starren. »Ist sie dir wichtig genug, dass du deine Sorge und die Tatsache, dass du gekränkt bist, beiseiteschieben kannst?«
Es lag ein besonderer Ton in Bens Stimme … Adam
hörte es ebenfalls. Er wurde nicht unbedingt ruhiger, aber aufmerksamer. Ein anderer Alpha, einer, der seiner selbst unsichererer war, hätte Ben längst auf seinen Platz verwiesen.
Ben hatte nicht innegehalten, sondern schnell und nervös weitergesprochen. »Wenn du diese Sache richtig anfängst, morgen, in der nächsten Woche … sie wird wahrscheinlich ziemlich sauer sein, weil du sie gezwungen hast, diesen Feenmist zu trinken. Sie wird eine Tür von diesem alten Auto da abmontieren – dem alten Auto, das dafür sorgt, dass du immer an sie denkst, selbst wenn du sie verfluchst.« Er sah mich an, und ich ließ die Ohren hängen. Adams Augen waren nicht die einzigen, die zu Wolfsaugen geworden waren. Bevor ich zurückweichen konnte, wandte Ben seine Aufmerksamkeit wieder Adam zu.
Als wären sie einander gleichgestellt, machte er zwei Schritte nach vorn, und ich sah, dass er tatsächlich größer war als Adam. »Vor anderthalb Stunden hat sie immer noch diesen Feenmist ausgekotzt, den du und Mrs. Wunderbar ihr eingeflößt habt. Du hast gehört, was Nemane sagte: Es wird eine Weile dauern, bis die Auswirkungen vollkommen abklingen. Aber du hältst sie immer noch für verantwortlich für das, was sie tut.«
Adam knurrte, aber ich sah, dass er versuchte, sich zu beherrschen und weiter zuzuhören. Nach einem Augenblick fragte er: »Wie meinst du das?« Er klang recht zivilisiert.
»Du behandelst sie wie ein vernunftbegabtes Wesen, und dabei ist ihr Geist immer noch irgendwo im Feenland.« Ben atmete schwer, und der Geruch nach Angst wurde heftiger – und machte es Adam schwerer, sich zu
beherrschen. Aber das verlangsamte Ben nicht. »Liebst du sie?«
»Ja.« In seiner Stimme lag kein Zögern. Überhaupt keines. Aber er hatte doch gesehen … er musste es nicht wirklich gesehen, nicht erkannt haben …
»Dann schieb diesen idiotischen Selbsthass eine Weile beiseite und schau sie dir an.«
Goldene Augen starrten mich an, und da ich nicht in der Lage war, Adams Blick zu begegnen, wandte ich meine Augen der Wand zu, während mein Magen unbehaglich zuckte.
»Sie hat Angst vor mir!«
»Diese dumme Kojotin hatte noch nie genug Hirn, um vor dir, mir oder sonst wem Angst zu haben«, fauchte Ben mit mehr Nachdruck als Wahrhaftigkeit. »Hör einen Augenblick auf, an dich selbst zu denken, und schau noch mal hin. Angeblich bist du ja in der Lage, Körpersprache zu deuten.«
Ich sah es nicht, aber ich hörte, dass Adam einen Moment den Atem anhielt.
»Verdammt«, sagte er dann mit stockender Stimme.
»Sie ist gekrochen«, fuhr Ben fort. In seiner Stimme schwangen Tränen mit. Das konnte irgendwie nicht sein. Bisher hatte Ben mich bestenfalls toleriert. »Sie ist ins Bad gekrochen, um sich noch einmal zu duschen. Wenn es im Rudel nicht zwei Unterwürfige gäbe, würde ich ganz unten stehen. Und sie wollte dennoch in meiner Gegenwart nicht aufrecht stehen, so schuldig fühlte sie sich.«
Unfähig, die Blicke noch länger auszuhalten, rutschte ich ganz vom Bett und versteckte mich zwischen der Wand und der Matratze.
»Nein, warte. Lass sie einen Moment in Ruhe und hör mir zu. Sie
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