Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
bis der andere Werwolf den Kopf hob, und selbst ich spürte das plötzliche Kribbeln der Verbindung. Dann sagte er langsam: »Genau, wie es Vergewaltigung ist, wenn ein Erwachsener ein Kind zwingt oder nötigt. Ganz gleich, ob das Kind sich wehrt oder nicht. Ob es sich gut fühlt oder nicht. Denn das Kind hat keine Wahl.«
Etwas rührte sich in Bens Gesicht, eine subtile Veränderung ging mit ihm vor, die Adam ebenfalls bemerkte, denn er wandte keine Magie mehr an. »Und jetzt weißt du, dass ich das verstehe und glaube.«
Ben war als Kind missbraucht worden. Das war keine so überraschende Information, wenn man die warmherzige und unbeschwerte Persönlichkeit bedachte, die er danach entwickelt hatte. Ich hatte nur nie sonderlich darüber nachgedacht, warum er war, wie er war.
»Danke, dass du dein Verständnis mit mir geteilt hast«, sagte Adam förmlich.
Ben sackte auf die Knie, weil sie offenbar plötzlich nachgaben. Es war eine ungemein anmutige Bewegung. »Es tut mir leid, dass ich es nicht … besser machen konnte. Respektvoller.«
Adam versetzte ihm einen sanften Schubs. »Ich hätte nicht zugehört. Und jetzt geh und ruh dich ein wenig aus.« Aber als Ben aufstand, umarmte Adam ihn auf eine Weise, die bewies, dass Werwölfe keine Menschen sind. Zwei heterosexuelle Menschenmänner hätten sich nach einer solchen Enthüllung nie berührt.
»Ein Werwolf zu sein, gibt dir Zeit, um über deine Kindheit hinwegzukommen«, flüsterte Adam in Bens Ohr. »Oder es gibt dir Zeit, dich damit zu vernichten. Mir wäre es lieber, wenn du einer der Überlebenden wärst, verstehst du mich?« Er trat zurück. »Und jetzt geh nach unten.«
Er wartete, bis die Tür hinter Ben zufiel, und dann schüttelte er den Kopf. »Ich bin dir etwas schuldig«, sagte er zur Tür. »Das werde ich nicht vergessen.«
Er ließ sich neben das Bett fallen, als wäre er zu müde, um noch aufrecht zu stehen. Mit der gleichen Plötzlichkeit streckte er die Hand aus und packte mich am Nacken, obwohl ich geglaubt hatte, gut genug versteckt zu sein, und zog mich unter dem Bett hervor und auf seinen Schoß.
Ich schauderte, hin und her gerissen zwischen dem
Wissen, dass ich seine Berührung nicht verdiente, und dem zögernden Begreifen, dass er mir tatsächlich keine Schuld gab, ganz gleich wie sehr ich dachte, dass er das tun sollte.
»Mein Vater hat immer gesagt, wenn ich einen guten Rat höre, solle ich ihn befolgen«, sagte er.
Er hielt mich weiterhin mit einer Hand fest am Nackenfell, aber mit der anderen streichelte er mein Gesicht. »Wir werden uns richtig unterhalten, wenn dieses Zeug seine Wirkung vollkommen verloren hat.« Er hörte auf, mich zu streicheln. »Versteh mich nicht falsch, Mercedes Thompson. Ich bin wütend auf dich.«
Er biss mich in die Nase. Fest. Wölfe tun das, um ihre Jungen zu disziplinieren. Oder Rudelangehörige, die sich danebenbenommen haben. Dann legte er den Kopf auf meinem Kopf und seufzte.
»Nein, es ist nicht deine Schuld«, sagte er. »Aber ich bin immer noch wütend … höllisch wütend, dass du mir solche Angst eingejagt hast.
Verdammt, Mercy, wer hätte gedacht, dass dieses ganze Elend von ein paar Menschen bewirkt wurde? Selbst wenn du mich angerufen hättest, hätte ich nichts dagegengehabt, dass du gehst … zumindest nicht, weil ich es für gefährlich hielt. Ich hätte dir keinen Leibwächter mitgegeben, nur weil du mit einem Menschen sprechen wolltest.« Er drückte das Gesicht gegen meinen Hals, dann lachte er ein wenig. »Du riechst nach meinem Rasierwasser.«
Starke Arme zogen mich an ihn, als er leise hinzufügte: »Ich sollte dich warnen, dass du gestern Abend dein Schicksal besiegelt hast. Als du wusstest, dass du in Schwierigkeiten
steckst, bist du zu mir gekommen. Zweimal, Mercy, und zweimal sind beinahe so gut wie eine öffentliche Erklärung. Jetzt gehörst du mir.«
Seine Hände, die Kreisbewegungen über mein Fell vollzogen hatten, blieben nun an Ort und Stelle und hielten mich fest. »Ben sagt, du würdest vielleicht davonlaufen. Aber selbst wenn du das tust, werde ich dich finden und dich zurückbringen. Jedes Mal, wenn du wegrennst, Mercy. Ich werde dich nicht zwingen, aber … ich werde auch nicht einfach gehen oder dich gehen lassen. Wenn du gegen dieses verfluchte Feengetränk ankämpfen kannst, kannst du dich bestimmt auch über alle Vorteile hinwegsetzen, die ich habe, weil ich Alpha bin, wenn du es nur willst. Keine Ausreden mehr, Mercy. Du gehörst mir, und ich werde
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