Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
Vom Netzwerk:
aufzuwachsen, hatte Samuel darin eine Chance gesehen. Ich brauche mich nicht zu verändern – und selbst wenn ich es tue, ist die Veränderung nicht gewaltsam, sondern freiwillig. In der Wildnis töten Wölfe Kojoten, die sie in ihrem Territorium finden, aber beide Arten können sich auch vereinigen und lebensfähige Junge haben.

    Samuel wartete, bis ich sechzehn war, bevor er mich dazu brachte, mich in ihn zu verlieben.
    »Wir verändern uns alle«, sagte ich. »Ich gehe ins Bett.«

    Genau wie ich immer gewusst habe, dass es Ungeheuer auf der Welt gibt, Ungeheuer und noch Schlimmeres, habe ich immer gewusst, dass es einen Gott gibt, der das Böse in Schach hält. Also lege ich Wert darauf, jede Woche zur Kirche zu gehen und regelmäßig zu beten. Seitdem ich Andre und sein besessenes Geschöpf getötet hatte, war die Kirche der einzige Ort, an dem ich mich wirklich sicher fühlte.
    »Sie sehen müde aus.« Pastor Julio Arnez’ Hände waren grobknochig und zerschunden. Wie ich hatte auch er seinen Lebensunterhalt mit den Händen verdient – er war Holzfäller gewesen, bevor er in den Ruhestand getreten und unser Pastor geworden war.
    »Ein wenig«, gab ich zu.
    »Ich habe von Ihrem Freund gehört«, sagte er. »Würde er sich über einen Besuch freuen?«
    Zee würde meinen Pastor mögen – alle mochten Pastor Julio. Es würde ihm vielleicht sogar gelingen, den Gefängnisaufenthalt für Zee erträglicher zu machen, aber es war im Moment zu gefährlich, dem alten Gremlin zu nahe zu kommen.
    Also schüttelte ich den Kopf. »Er gehört zum Feenvolk«, sagte ich entschuldigend. »Sie halten nicht viel vom Christentum. Aber danke für Ihr Angebot.«
    »Wenn es etwas gibt, was ich tun kann, sagen Sie es mir bitte«, bat er nachdrücklich. Dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn und verabschiedete mich mit seinem Segen.
    Da ich ohnehin gerade an Zee dachte, rief ich Tony an, sobald ich nach Hause kam, denn ich hatte keine Ahnung, wie man Zee im Gefängnis besuchen konnte.
    Als er an den Apparat ging, klang er vergnügt und freundlich und nicht kühl und professionell, also war er wohl zu Hause.
    »Hey, Mercedes«, sagte er. »Es war nicht nett von dir, Ms. Ryan auf uns zu hetzen. Schlau, aber nicht nett.«
    »Hallo Tony«, sagte ich. »Es tut mir leid, aber Zee ist wichtig für mich – und er ist unschuldig, also habe ich die Beste genommen, die ich finden konnte. Aber vielleicht hilft es dir ja, daran zu denken, dass ich mich ebenfalls mit ihr herumschlagen muss.«
    Er lachte. »Also gut, was gibt’s?«
    »Ich habe eine dumme Frage«, erwiderte ich. »Ich habe bisher noch nie jemanden im Gefängnis besucht. Wie bewerkstellige ich das also bei Zee? Und wo genau ist er?«
    Tony schwieg einen Augenblick. »Ich denke, Besuchszeiten sind an den Wochenenden und Abenden. Aber bevor du zu ihm gehst, solltest du vielleicht mit deiner Anwältin reden«, sagte er vorsichtig. Was mache ich falsch, wenn ich Zee besuche, fragte ich mich.
    »Ruf deine Anwältin an«, sagte er noch einmal, als ich Tony die Frage stellte.
    Also tat ich das. Auf der Karte, die sie mir gegeben hatte, befand sich nicht nur ihre Büronummer, sondern auch die ihres Handys.
    »Mr. Adelbertsmiter unterhält sich mit niemandem«, sagte Jean Ryan mit eisiger Stimme, als wäre das mein Fehler. »Es wird schwierig sein, eine wirksame Verteidigung aufzubauen, wenn er nicht mit mir spricht.«

    »Ich muss ihn sehen«, wiederholte ich. »Vielleicht kann ich ihn überreden, mit Ihnen zu sprechen.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie ihn zu irgendetwas überreden können.« Jetzt lag eine Spur von Selbstzufriedenheit in ihrer Stimme. »Als er nicht mit mir sprechen wollte, sagte ich ihm, was ich über O’Donnells Tod bereits wusste – alles, was Sie mir erzählt hatten. Das war der einzige Zeitpunkt, an dem er den Mund aufmachte. Er sagte, es stehe Ihnen nicht zu, Fremden seine Geheimnisse zu verraten.« Sie zögerte. »Als Nächstes äußerte er eine Drohung, und ich würde so etwas für gewöhnlich nicht weitergeben, weil das meinem Klienten nicht gerade hilft. Aber ich denke, ich sollte Sie warnen. Er sagte, Sie sollen lieber hoffen, dass er nicht wieder aus dem Gefängnis kommt – und dass er sofort seinen Kredit kündigt. Wissen Sie, was er damit meinte?«
    Wie betäubt nickte ich, bevor mir klar wurde, dass sie mich nicht sehen konnte. »Ich habe meine Werkstatt von ihm übernommen. Ich schulde ihm immer noch Geld.« Ich hatte ihm eine monatliche Rate gezahlt,

Weitere Kostenlose Bücher