Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
genau wie der Bank. Aber nicht die Tatsache, dass ich nicht genug Geld hatte, um ihn auszuzahlen, war dafür verantwortlich, dass mein Hals jetzt trocken wurde und sich Druck hinter meinen Augen bildete.
Er glaubte, ich hätte ihn verraten.
Zee konnte nicht lügen.
»Nun«, sagte sie, »er hat sehr deutlich gemacht, dass er kein Bedürfnis hat, mit Ihnen zu reden, bevor er wieder verstummte. Wollen Sie mich immer noch engagieren?« Sie klang beinahe hoffnungsvoll.
»Ja«, erwiderte ich. Es war nicht mein Geld, mit dem sie
bezahlt wurde – und selbst bei ihrem erstaunlichen Honorar befand sich mehr als genug in Onkel Mikes Aktentasche, um Zees Ausgaben abzudecken.
»Ich will ganz ehrlich sein, Ms. Thompson, wenn er nicht mit mir redet, werde ich ihm nicht viel nutzen können.«
»Tun Sie, was Sie können«, erwiderte ich halb betäubt. »Ich arbeite selbst ebenfalls an ein paar Dingen.«
Geheimnisse. Ich schauderte ein wenig, obwohl ich sofort nach meiner Rückkehr aus der Kirche die Temperatur höher gestellt hatte als die, die Samuel zurückgelassen hatte, bevor er zum letzten Tag des Tumbleweed -Festivals aufgebrochen war. Werwölfe hatten es gern ein bisschen kühler als ich. Also hätte es jetzt im Haus angenehm warm sein sollen, und es gab keinen Grund, wieso mir so kalt sein sollte.
Verdammt, ich hatte Ms. Ryan nichts verraten, das die Polizei nicht ebenfalls in Erfahrung bringen konnte. Wenn ich genauer darüber nachdachte, hatte ich der Polizei sogar das meiste von dem erzählt, was Ms. Ryan von mir erfahren hatte.
Wie auch immer, ich hätte jemanden fragen sollen, bevor ich mit der Polizei oder der Anwältin sprach. Das wusste ich. Das war die erste Regel des Rudels – gegenüber den Menschen den Mund zu halten.
Ich hätte Onkel Mike fragen sollen, wie viel ich der Polizei – und der Anwältin – sagen sollte, statt mich auf mein eigenes Urteilsvermögen zu verlassen. Das hatte ich nicht getan … denn ich wusste, wenn die Polizei nach einem anderen Mörder als Zee suchen sollte, würden sie mehr wissen müssen als was Onkel Mike oder jemand anderes vom Feenvolk ihnen mitgeteilt hätte.
Es ist leichter, um Vergebung zu bitten als um Erlaubnis – es sei denn, man hatte es mit dem Feenvolk zu tun, die für Vergebung nicht viel übrig haben. Sie halten es für eine christliche Tugend – und alles, was sie für christlich halten, mögen sie nicht sonderlich.
Ich versuchte nicht mir einzureden, dass Zee darüber hinwegkommen würde. Ich wusste vielleicht nicht viel über seine Geschichte, aber ich kannte ihn. Er neigte dazu, sich fest an seinen Zorn zu klammern und dafür zu sorgen, dass er so dauerhaft wurde wie die Tätowierung auf meinem Bauch. Er würde mir nie verzeihen, dass ich sein Vertrauen missbraucht hatte.
Ich musste etwas tun, etwas, was meine Hände und meine Gedanken beschäftigen und mich ablenken würde von dem unangenehmen Gefühl, etwas Schreckliches getan zu haben. Leider war ich am Freitag lange in der Werkstatt geblieben und hatte alle Arbeit, die noch zu erledigen war, bereits hinter mich gebracht, weil ich davon ausgegangen war, den größten Teil des Samstags auf dem Musikfestival zu verbringen. Ich hatte nicht mal ein Auto, an dem ich herumschrauben konnte. Mein derzeitiges Projekt, ein alter Karmann Ghia, befand sich gerade beim Polsterer.
Nachdem ich ruhelos im Haus herumgelaufen war und ein Blech Erdnussbutterplätzchen gebacken hatte, ging ich in das kleine dritte Schlafzimmer, das als Arbeitszimmer eingerichtet war, schaltete den Computer ein und schaute ins Internet, bevor ich auch noch Schokoladenplätzchen buk.
Ich beantwortete die E-Mails von meiner Schwester und meiner Mutter und surfte dann ein wenig. Die Plätzchen, die ich mit ins Zimmer gebracht hatte, blieben unberührt
auf dem Teller liegen. Sicher, ich backe, wenn es mir schlecht geht, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass ich die Ergebnisse danach auch esse.
Ich brauchte etwas zu tun. Im Kopf ging ich das Gespräch mit Onkel Mike noch einmal durch und kam zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich wirklich nicht wusste, wer O’Donnell umgebracht hatte – obwohl er ziemlich sicher war, dass es keine Oger gewesen waren, sonst hätte er sie überhaupt nicht erwähnt. Ich wusste auch, dass es nicht Zee gewesen war. Onkel Mike hielt die Grauen Lords ebenfalls nicht für die Täter – und in dieser Frage stimmte ich ihm zu. Aus dem Gesichtspunkt des Feenvolks war der Mord an O’Donnell ein Patzer
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