Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
beinahe auf die Knie fallen – wie es mit allen von Adams Wölfen geschah, die beinahe wie eine einzige Person zu Boden sackten. Die
Bewegung veranlasste mich, sie anzusehen, und mir wurde klar, dass es nicht so viele waren, wie ich zunächst angenommen hatte. Werwölfe füllten sehr leicht den leeren Raum in einem Zimmer mit ihrer Präsenz.
Tatsächlich waren es nur vier. Honey, eine der wenigen Frauen in Adams Rudel, und ihr Gefährte hatten die Köpfe gesenkt und hielten sich so fest an den Händen, dass ihre Knöchel weiß schimmerten.
Darryl hielt das Gesicht mit ausdrucksloser Miene nach oben gewandt, aber ein paar Schweißtröpfchen standen auf der Mahagonihaut seiner Stirn. Er hatte chinesisches und afrikanisches Blut, was sich zu einer ziemlich faszinierenden Mischung von Farbe und Zügen verbunden hatte. Am Tag arbeitete er als Forscher im Pacific Northwest National Laboratory, den Rest der Zeit war er Adams Stellvertreter.
Neben Darryl wirkte Ben so hell wie sein Haar und beinahe zerbrechlich – obwohl das täuschte, denn er war zäh wie Leder. Wie Honey hatte auch er zu Boden geschaut, aber direkt nachdem er in die Knie gegangen war, blickte er wieder auf und warf mir einen ziemlich nervösen Blick zu, von dem ich nicht wusste, wie ich ihn deuten sollte.
Ben war aus England zu Adams Rudel geflohen, um weiteren Verhören wegen einer brutalen Serie von Vergewaltigungen zu entgehen … Ich war ziemlich sicher, dass er unschuldig war … aber es sagte etwas über Ben, dass er auch mein erster Verdächtiger gewesen wäre.
»Daddy, lass Gabriel in Ruhe«, sagte Jesse mit einer Spur ihrer üblichen Lebhaftigkeit.
Aber weder Adam noch Gabriel achteten auf ihren Protest.
»Wenn ich wüsste, wer sie waren, und wo ich sie finden kann, Sir, dann wäre ich jetzt nicht hier«, sagte Gabriel mit finsterer Stimme, die sich anhörte, als wäre er dreißig. »Ich hätte Jesse hier abgesetzt und sie dann verfolgt.«
Gabriel war als ältester Junge in einem Haushalt aufgewachsen, der sich mit Armut sehr gut auskannte. Das hatte ihn für sein Alter ehrgeizig und reif werden lassen, und er arbeitete schwer. Ich fand es ein wenig zu sorglos, dass er mit Jesse hereingekommen war, aber ich hielt Jesse dennoch für sehr klug, dass sie ihn gewählt hatte.
»Ist alles in Ordnung, Jesse?«, fragte ich, und meine eigene Stimme klang knurriger, als ich geplant hatte.
Sie blickte keuchend auf. Dann sprang sie von ihrem Platz, wo sie versucht hatte, sich nicht zu sehr an Gabriel zu lehnen, um ihrem Vater kein Ziel für seinen Zorn zu geben. Sie rannte zu mir und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter.
Adam drehte sich zu uns um. Ich kannte ein paar bessere Vorsichtsmaßnahmen als Gabriel (auch wenn ich sie nur benutzte, wenn es mir passte) und senkte beinahe sofort den Blick auf Jesses Haar. Adams Augen blitzten in einem eisigen Gelb, hell wie die Morgensonne im Winter, als stünde er kurz vor der Verwandlung. Weiße und rote Bereiche wechselten sich auf seinen breiten Wangenknochen ab, so fest biss er die Zähne zusammen.
Wenn die Nachrichten jemals ein Foto von ihm in dieser Verfassung zeigen sollten, würde das all die Medienmanipulation ruinieren, die die Werwölfe im vergangenen Jahr betrieben hatte. Niemand würde Adam mit solch offensichtlicher Wut jemals für etwas anderes als ein sehr, sehr gefährliches Ungeheuer halten.
Er war nicht nur wütend. Ich bin nicht sicher, ob es überhaupt ein englisches Wort dafür gibt, wie viel Wut sich auf seinem Gesicht abzeichnete.
»Du musst ihn aufhalten«, murmelte Jesse mir, so leise sie konnte, ins Ohr. »Er wird sie umbringen.«
Ich hätte ihr sagen können, dass sie nicht leise genug flüstern konnte, damit ihr Vater es nicht hörte, wenn er sich im gleichen Zimmer befand.
»Du beschützt sie auch noch!«, brüllte er empört, und ich sah das kleine bisschen Menschenähnlichkeit, an das er sich klammerte, in der Wut des Tieres verschwinden. Wenn er nicht so dominant gewesen wäre, wenn er kein Alpha gewesen wäre, hätte er sich wahrscheinlich schon verändert. Aber ich bemerkte, dass seine Gesichtszüge ihre Festigkeit verloren.
Das war das Letzte, was wir gerade brauchen konnten.
»Nein, nein, nein«, sagte Jesse an meiner Schulter, und sie zitterte am ganzen Körper. »Sie werden ihn umbringen, wenn er jemandem wehtut. Er darf nicht … er darf nicht …«
Ich weiß nicht, was meine Mutter sich gedacht hatte, als sie mich auf den Rat eines sehr geschätzten
Weitere Kostenlose Bücher