Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
eine Warnung bekommen, bevor ich zuschlage.«
»Ich weiß, dass Sie Gerechtigkeit blindem Gemetzel vorziehen«, sagte ich.
»Ich ziehe es vor«, entgegnete sie, »dass meine Leute überleben. Wenn ich dafür ein paar Unschuldige oder begriffsstutzige Leute eliminieren muss, wird mich das nicht lange belasten.«
Ich sagte nichts. Ich würde Zee nicht im Stich lassen – ich konnte ihn nicht im Stich lassen. Wenn ich ihr das sagte, würde sie mich auf der Stelle umbringen. Ich konnte spüren, wie ihre Macht sich um sie herum aufbaute wie bei einem Sommergewitter. Schicht um Schicht legte sie sich um die Frau, während ich sie anstarrte.
Ich würde nicht lügen, und die Wahrheit würde dafür sorgen, dass ich umgebracht würde – und dann wäre niemand mehr übrig, um Zee zu helfen.
In diesem Augenblick bog ein Auto auf den Kies der Einfahrt ein. Samuels Auto.
Jetzt wusste ich, was ich tun konnte, aber würde das genügen? Und was würde es kosten?
»Ich weiß, wer Sie sind, Nemane«, flüsterte ich. »Aber Sie wissen nicht, wer ich bin.«
»Sie sind ein Walker«, sagte sie. »Ein Gestaltwandler. Zee hat es mir erklärt. Es gibt nicht mehr viele eingeborene übernatürliche Wesen – also gehören Sie nirgendwohin. Sie sind weder vom Feenvolk noch ein Werwolf, kein Vampir und auch nichts anderes. Sie sind allein.« Ihre Miene änderte sich nicht, aber ich konnte ihr Bedauern riechen, ihr Mitleid. Auch sie war allein. Ich weiß nicht, ob sie wollte, dass ich das verstand, oder ob ihr nur nicht bewusst war, wie viel ich aus ihrem Geruch schließen konnte. »Ich will Sie nicht töten, aber ich werde es tun.«
»Das glaube ich nicht.« Gott sei Dank, dachte ich, Gott sei Dank, dass ich Samuel alles erzählt hatte. Er würde nicht überrascht sein. »Zee hat Ihnen nur einen Teil von dem erzählt, was ich bin.« Vielleicht, weil er dachte, es würde sie zögern lassen, mich umzubringen, wenn sie wusste, dass ich allein war. »Sie haben Recht, ich kenne keine anderen wie mich, aber ich bin nicht allein.«
Wie auf dieses Stichwort hin öffnete Samuel die Tür. Seine Augen waren blutunterlaufen, und er sah müde und mürrisch aus. Ich konnte Blut und Desinfektionsmittel an ihm riechen. Er hielt inne, die Tür noch geöffnet und sah Dr. Altman an.
»Dr. Altman«, sagte ich freundlich, »darf ich Ihnen Dr. Samuel Cornick vorstellen, meinen Mitbewohner? Samuel, ich möchte dir Dr. Stacy Altman, Polizeiberaterin und Aaskrähe, vorstellen. Das Feenvolk kennt sie als Nemane.«
Samuel kniff die Augen zusammen.
»Sie sind ein Werwolf«, stellte Nemane fest. »Samuel Cornick.« Sie hielt einen Moment inne. »Der Marrok heißt Bran Cornick.«
Ich blickte weiterhin Samuel an. »Ich habe Dr. Altman gerade erklärt, wieso es für sie nicht ratsam wäre, mich zu eliminieren, auch wenn ich meine Nase in ihre Angelegenheiten stecke.«
Verstehen leuchtete in seinen Augen auf, die er immer noch auf Nemane gerichtet hatte.
»Mercy umzubringen, wäre ein Fehler«, bestätigte er. »Mein Vater hat Mercy in unserem Rudel aufgezogen, und er liebt sie, als wäre sie seine eigene Tochter. Wenn ihr etwas zustieße, würde er dem Feenvolk den offenen Krieg
erklären, mit allen Folgen, die daraus entstehen könnten. Sie können ihn gerne anrufen und fragen, wenn Sie an meinen Worten zweifeln.«
Ich hatte erwartet, dass Samuel mich verteidigen würde, und das Feenvolk konnte es sich nicht leisten, dem Sohn des Marrok etwas anzutun – nicht, solange nicht erheblich mehr auf dem Spiel stand. Ich hatte damit gerechnet, dass der Name seines Vaters für Samuels Sicherheit sorgen würde, oder ich hätte eine Möglichkeit gefunden, ihn herauszuhalten. Aber der Marrok …
Ich hatte immer angenommen, ich wäre eher ein Ärgernis für Bran gewesen, die einzige Person, bei der er nicht mit sofortigem Gehorsam rechnen konnte. Er war beschützend gewesen, war das immer noch – aber dieser Beschützerinstinkt war Bestandteil seiner Dominanz. Ich hatte angenommen, dass ich für ihn nur eine weitere Person war, um die er sich kümmern musste. Aber es war unmöglich, an der Wahrheit in Samuels Stimme zu zweifeln, und ich konnte auch nicht annehmen, dass er sich in Bezug auf Bran irrte.
Ich war froh, dass Samuel sich auf Nemane konzentrierte, die aufgestanden war, als Samuel zu sprechen begonnen hatte. Während ich gegen dumme Tränen anblinzelte, stützte sie sich auf den Wanderstab und sagte: »Ist das so?«
»Adam Hauptman, der Alpha des
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