Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Columbia-Rudels, hat Mercy zu seiner Gefährtin erklärt«, fuhr Samuel finster fort.
Nemane lächelte plötzlich. Es war, als flösse ein neuer Ausdruck über ihr Gesicht, und das verlieh ihr eine zarte Schönheit, die mir zuvor nicht aufgefallen war.
»Ich mag Sie«, sagte sie zu mir. »Sie spielen ein hinterhältiges und raffiniertes Spiel – und wie Coyote erschüttern Sie die Ordnung der Welt.« Sie lachte. »Coyote, in der Tat. Gut für Sie. Gut für Sie! Ich weiß nicht, was Ihnen sonst noch entgegentreten wird, aber ich werde die anderen wissen lassen, womit sie es zu tun haben.« Sie tippte zweimal mit dem Wanderstab auf den Boden. Dann murmelte sie beinahe als spräche sie mit sich selbst: »Vielleicht … vielleicht wird es ja tatsächlich keine Katastrophe werden.«
Sie hob den Stab und berührte zum Gruß ihre Stirn mit dem oberen Ende. Dann machte sie einen Schritt vorwärts und verschwand aus der Wahrnehmung all meiner Sinne.
9
M ittwochabend aß ich bei meinem Lieblingschinesen in Richland und fuhr dann zu Tims Haus. Da O’Donnells Mörder beinahe mit Sicherheit aus dem Feenvolk stammte, wusste ich nicht, wie viel es bringen würde, eine Versammlung der Besseren Zukunft zu besuchen – aber vielleicht wusste dort ja jemand etwas Wichtiges. Ich hatte nur bis Freitag Zeit, um zu beweisen, dass Zee unschuldig war, oder Tad würde sein Leben ebenfalls aufs Spiel setzen.
Je mehr Zeit ich hatte, um darüber nachzudenken, desto sinnvoller erschien es mir jedoch, dass Tad zurückkam. Ich kam offenbar einer Lösung des Falles nicht näher. Tad, der selbst zum Feenvolk gehörte, konnte ins Reservat gehen und dort Fragen stellen – wenn die Grauen Lords ihn nicht sofort für seinen Ungehorsam umbrachten. Vielleicht würde ich Nemane ja überzeugen können, dass es im besten Interesse des Feenvolks war, wenn Zees Sohn mir half, seinen Vater zu retten. Vielleicht.
Tims Adresse war in West Richland, ein paar Meilen von Kyles Haus entfernt. Tims Haus stand in einem Block, der so neu war, dass einige Häuser noch nicht einmal einen
Rasen hatten, und ich entdeckte in der nächsten Querstraße zwei Häuser, die gerade erst gebaut wurden.
Die Hälfte der Front von Tims Haus bestand aus beigefarbenen Ziegeln und der Rest war in der Farbe von Haferschleim verputzt worden. Es sah aufwändig und teuer aus, aber es fehlten die Details, die Kyles Heim zu einem Herrenhaus machten. Kein Buntglas, kein Marmor und kein Garagentor aus Eiche.
Was bedeutete, dass es immer noch in einer völlig anderen Liga spielte als mein alter Trailer – trotz dessen neuer Verkleidung.
Vier Autos standen in der Einfahrt, und ein 72er, einstmals roter Mustang mit einem limonengrünen linken Kotflügel parkte davor auf der Straße. Ich stellte mein Auto dahinter, denn es kommt nicht oft vor, dass ich ein Auto finde, neben dem der Golf gut aussieht.
Sobald ich ausgestiegen war, winkte ich der Frau zu, die im Haus gegenüber hinter einer durchsichtigen Gardine stand und mich anstarrte. Sie riss das Rollo herunter.
Ich klingelte und wartete auf die Person in Strümpfen, die eine Treppe mit Teppichboden heruntersprang, um die Haustür zu öffnen. Als das geschah, überraschte es mich nicht, ein Mädchen um die zwanzig vor mir zu sehen. Die Schritte hatten sich weiblich angehört – Männer trampeln und donnern entweder oder sie bewegen sich wie Adam so leise, dass man sie kaum hört.
Sie trug ein dünnes T-Shirt mit gekreuzten Knochen wie auf der Piratenflagge, aber statt eines menschlichen Schädels zeigte es einen verblassten Pandakopf mit X als Augen. Sie hatte ein paar Pfund zu viel, aber das stand ihr gut, rundete ihr Gesicht und ließ ihre kantigen Züge weicher
wirken. Unter dem ausgeprägten Aroma von Juicy-Fruit-Kaugummi erkannte ich ihren Geruch aus O’Donnells Haus.
»Ich bin Mercy Thompson«, sagte ich. »Tim hat mich eingeladen.«
Sie sah mich aus scharfen Augen an und lächelte dann freundlich. »Ich bin Courtney. Er sagte schon, du würdest vielleicht vorbeikommen. Wir haben noch nicht angefangen – wir warten immer noch darauf, dass Tim und Austin die Leckereien bringen. Komm rein.«
Sie war eine von diesen Frauen, die mit der Stimme eines kleinen Mädchens gestraft sind. Wenn sie fünfzig war, würde sie sich immer noch anhören wie dreizehn.
Als ich ihr die Treppe hinauf folgte, sagte ich höflich: »Tut mir leid, dass ich mich einfach so aufdränge. Tim hat mir erzählt, eines euer Mitglieder sei gerade
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