Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
zog die Rollos vor die Fenster.
»Wer sind Sie?«, fragte er.
»Mercedes Thompson.«
Er warf mir einen scharfen Blick zu. »Sie gehören nicht zum Feenvolk.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin Automechanikerin.«
Verständnis erhellte seine Miene. »Sie sind Zees Protege?«
»Stimmt.«
»Darf ich ihn sehen?«, fragte er und streckte die Hand nach dem Stab aus.
Ich gab ihn ihm nicht. »Gehören Sie zum Feenvolk?«
Seine Miene wurde ausdruckslos und kalt – auch eine Antwort, oder?
»Die Angehörigen des Feenvolks betrachten mich nicht als einen der ihren«, sagte er knapp. »Aber der Großvater meiner Mutter war einer von ihnen. Ich habe gerade genug von ihrem Blut in mir, dass es für ein wenig Berührungsmagie reicht.«
»Berührungsmagie?«
»Sie wissen schon, ich kann etwas berühren und habe eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie alt es ist und wem es gehört hat. Solche Sachen.«
Ich hielt ihm den Stab hin.
Er nahm ihn und betrachtete ihn lange. Schließlich schüttelte er den Kopf und gab ihn zurück. »Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen, obwohl ich davon gehört habe. Es handelt sich dabei um einen der Schätze des Feenvolks.«
»Vielleicht, wenn man Schafe hat«, sagte ich trocken.
Er lachte. »Ja, genau – aber manchmal können diese alten Dinge auch etwas Unerwartetes tun. Wie auch immer, es ist eine Magie, an der das Feenvolk nichts mehr ändern kann, die Gegenstände sind dauerhaft verzaubert, und daher sind sie für das Feenvolk sehr kostbar.«
»Was glaubte Tad denn, was Sie mir darüber sagen könnten?«
Er schüttelte den Kopf. »Wenn Sie die Geschichte bereits kennen, wissen Sie wahrscheinlich ebenso viel wie ich.«
»Was hat die Berührung Ihnen denn gesagt?«
Er lachte. »Überhaupt nichts. Meine Magie funktioniert nur bei banalen Dingen. Ich wollte ihn nur einen Moment in der Hand halten.« Er hielt einen Moment inne. »Hat er Ihnen gesagt, ich könnte für Sie Informationen darüber finden?« Er sah mich neugierig an. »Das hat nicht zufällig etwas mit dem Ärger zu tun, den sein Vater hat? Nein, selbstverständlich nicht.« In seinen Augen stand ein tückisches Lächeln. »Oh, ich denke, ich weiß genau, was Tad will, dass ich für Sie finde. Kluger Junge. Kommen Sie mit mir nach hinten.«
Er führte mich in einen kleinen Nebenraum, wo die Bücher alle hinter Glas standen. »Hier bewahre ich meine wertvollsten Werke auf – signierte Bücher und andere Seltenheiten.« Er holte einen Hocker unter einem Tisch hervor und stieg darauf, um den obersten Bücherschrank aufzuschließen, der überwiegend leer war – wahrscheinlich, weil man ihn nicht so leicht erreichen konnte.
Er holte ein Buch heraus, das in helles Leder mit Goldprägung gebunden war. »Ich nehme nicht an, dass Sie
vierzehnhundert Dollar haben, die Sie dafür bezahlen würden?«
Ich schluckte. »Nicht im Moment – aber ich könnte es in ein paar Tagen zusammenkratzen.«
Er schüttelte den Kopf, als er mir das Buch nach unten reichte. »Machen Sie sich keine Gedanken. Passen Sie einfach gut darauf auf, und geben Sie es mir zurück, wenn Sie damit fertig sind. Es ist seit fünf oder sechs Jahren hier. Ich erwarte nicht, dass ausgerechnet diese Woche ein Käufer dafür vorbeikommt.«
Ich nahm es vorsichtig entgegen, denn ich war nicht daran gewöhnt, mit Büchern umzugehen, die mehr wert waren als mein Auto (nicht, dass das viel aussagte). Der Titel stand vorn auf dem Umschlag und auch auf dem Rücken: Magische Dinge.
»Ich leihe es Ihnen«, sagte er langsam und schien dabei gut über seine Worte nachzudenken, »weil darin ein wenig über diesen Wanderstab steht …« Er hielt einen Moment inne und fügte dann mit einer »Achten Sie genau auf diesen Teil«-Stimme hinzu: »Und über ein paar andere interessante Dinge.«
Wenn der Stab gestohlen worden war, waren vielleicht noch mehr dieser alten magischen Gegenstände verschwunden. Ich drückte das Buch etwas fester an mich.
»Zee ist ein Freund von mir.« Er schloss den Bücherschrank wieder ab, stieg dann vom Hocker und schob ihn unter den Tisch zurück. Dann fügte er scheinbar zusammenhanglos hinzu: »Sie wissen selbstverständlich, dass es Dinge gibt, über die wir nicht reden dürfen. Aber ich weiß, dass die Geschichte des Wanderstabs in diesem Buch steht.
Vielleicht sollten Sie damit anfangen. Ich glaube, sie steht in Kapitel fünf.«
»Ich verstehe.« Er half mir, so gut er konnte, ohne gegen die Regeln zu verstoßen.
Dann führte er mich
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