Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
ihm mehr Macht, als andere Wölfe hatten. Aber wenn Stefan so an Peter herumkaute, wie er es bei Adam getan hatte, dann würde Peter eine Weile brauchen, um zu heilen.
Sie schaute mich an und plötzlich zeigten sich ihre Grübchen. »Ich sprach über den Vampir. Dich hat es übel erwischt, oder?«
Ich hatte mich bemüht, nicht zu viel über Stefans Zustand nachzudenken, und warum er so schlimm war – und inwieweit das alles mein Fehler war. »Ich weiß es nicht, Mom.« Ich lehnte mich an sie, nur ein wenig, bevor ich mich wieder aufrichtete, um allein zu stehen. »So viel weiß ich nicht über Vampire. Sie sind schwer zu töten, aber ich habe noch nie einen gesehen, der so übel dran war und überlebt hat.« Daniel, Stefans … was? Freund war nicht ganz das richtige Wort. Vielleicht einfach nur Stefans. Daniel hatte einmal aufgehört, sich zu nähren, weil er dachte, er wäre ausgetickt
und hätte eine ganze Sippschaft getötet. Er hatte schlimm ausgesehen, aber nicht so schlimm wie Stefan.
»Er bedeutet dir auch etwas.«
Sie klang nicht überrascht, aber das wäre sie gewesen, wenn sie so viel über Vampire gewusst hätte wie ich.
Ich wusste, dass Stefan eine Gruppe Menschen quasi als Gefangene hielt, um sich von ihnen zu nähren – auch wenn es keinem von ihnen etwas auszumachen schien. Die rosarote Brille war mir endgültig von der Nase gerissen worden, als er zwei hilflose Leute umbrachte, Leute, die ich gerettet hatte, um mich zu beschützen. Es war vielleicht der mysteriöse Vampir Wulfe gewesen, der ihnen die Hälse umgedreht hatte, aber Stefan hatte diese makabre kleine Verschwörung organisiert.
Aber es tat trotzdem weh, ihn so zu sehen.
»Ja«, antwortete ich Mom.
»Du kannst ihn jetzt loslassen«, meinte Adam zu Darryl. »Er nährt sich.«
Darryl ließ Stefans Arm fallen und trat zurück, als fürchte er sich vor Verseuchung. Es gab nicht mehr viel Platz in meinem Wohnzimmer, aber er schob seinen Rücken gegen den Tresen, der den größeren Raum von der Küche trennte, und verzog die Lippen. Adam warf ihm einen nachdenklichen Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf den anderen Wolf richtete.
»Geht es dir gut, Peter?«, fragte Adam.
Ich schaute den Werwolf an und sah, dass sich Schweiß auf seiner Stirn sammelte. Er hatte die Augen geschlossen und von dem Vampir abgewandt, der über seinem Schoß lag und an seinem Arm hing. Nach dem Unterschied zwischen seiner Reaktion und der Adams zu schließen, wäre
es vielleicht besser gewesen, einen dominanteren Wolf zu finden, um Stefan zu nähren.
Peter antwortete nicht und Adam trat hinter ihn, so dass er eine Hand auf die Haut an seinem Nacken legen konnte. Fast sofort konnte ich die Reaktion auf die Berührung sehen, als Peter sich mit einem erleichterten Seufzen entspannte und an seinen Alpha lehnte.
»Es tut mir leid«, sagte Adam. »Wenn jemand anders da gewesen wäre … Ben sollte bald hier sein.«
Da gab es noch Darryl, der auf seine Schuhe starrte. Adams Bemerkung war nicht scharf gewesen, aber Darryl sah aus, als hätte ihn jemand geschlagen.
Peter schüttelte den Kopf. »Kein Problem. Für eine Minute war es allerdings ziemlich schlimm. Ich dachte, es wäre ein Mythos, dass Vampire den Geist gefangen halten können.«
Das war eines der Probleme mit den Vamps. Wie beim Feenvolk gab es so viele falsche Informationen da draußen, dass es schwer war, die Wahrheit herauszufinden.
»Er ist nicht er selbst«, hörte ich mich sagen. »Er würde es nicht absichtlich tun.« Ich war mir nicht ganz sicher, ob das die Wahrheit war, aber es klang gut. Er hatte mich einmal übernommen. Da hatte alles wunderbar funktioniert, aber mir wäre es lieber, wenn es niemals wieder passieren würde.
Meine Mutter sah mich an. »Hast du Orangensaft oder etwas anderes mit Zucker für die Blutspender da?«
Daran hätte ich selbst denken sollen. Ich hüpfte über Stefans Beine, um in die Küche gehen zu können und zu suchen. Nachdem mein Mitbewohner mich als absolut einfallslos in der Wahl meiner Lebensmittel bezeichnet hatte,
hatte er das Einkaufen an sich gerissen. Ich hatte keine Ahnung, was er alles in den Kühlschrank gestopft hatte.
Ich fand eine halbe Flasche Orangensaft und füllte zwei Gläser. Das erste gab ich Adam und das zweite hielt ich vor Peter.
»Brauchst du Hilfe?«
Peter warf mir ein halbes Lächeln zu, schüttelte den Kopf und nahm das Glas. Er leerte es in einem Zug und gab es mir zurück.
»Mehr?«
»Jetzt nicht«, meinte
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