Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
den nationalen Nachrichten. Sie hat beschlossen, mich zu besuchen, damit ich mir mal ihr Spukhaus ansehe.«
»Das klingt nach Amber«, meinte Mom. Char und Amber hatten eine Reihe von Wochenenden im Haus meiner Eltern in Portland verbracht, als ich auf dem College war. »Sie war immer selbstzentriert, und ich gehe nicht davon aus, dass sich so was ändert. Aber warum sollte sie denken, dass du ihr bei einem Spukhaus helfen kannst?«
Ich hatte Mom nie davon erzählt, dass ich Geister sah. Ich hatte es bis vor kurzem nie für etwas Besonderes gehalten. Ich meine, Leute sehen doch ständig Geister, oder? Sie reden nur nicht viel darüber. Eine Tochter zu haben, die sich in einen Kojoten verwandelte, war schon schlimm genug, also hatte ich bei allem anderen, was ich für mich behalten konnte, genau das getan.
Und jetzt schien mir auch nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, um ihr davon zu erzählen. Ich hatte ihr nichts von letzter Woche erzählt. Ich hatte ihr nichts von Vampiren erzählt. Ich hatte absolut nicht die Absicht, ihr noch andere meiner Geheimnisse anzuvertrauen.
Also zuckte ich nur mit den Achseln. »Vielleicht, weil ich mit Werwölfen und dem Feenvolk verkehre.«
»Was hat sie von dir erwartet, dass du dagegen tust?«,
fragte Adam. Er hatte wahrscheinlich das gesamte Gespräch mit Amber mitgehört; Werwölfe haben ein sehr gutes Gehör.
»Keine Ahnung«, erklärte ich ihm. »Sehe ich aus wie ein Experte für das Austreiben von Geistern?« Sie zu sehen war etwas völlig anderes, als sie wegzuschicken. Ich war mir nicht mal sicher, ob das möglich war. Ich dachte daran, was Amber gesagt hatte. »Vielleicht will sie nur, dass ich ihr sage, dass es in ihrem Haus wirklich spukt. Vielleicht braucht sie nur jemanden, der ihr glaubt.«
Adam kniete sich auf den Boden und hob Stefan hoch. »Ich bringe ihn jetzt nach Hause.« Obwohl Stefan größer war als er, war Adams übernatürliche Kraft nicht sofort zu erkennen – er sah einfach nur aus wie jemand, der ein großes Gewicht ohne größere Mühe tragen konnte.
Es hätte Darryl sein sollen, der Stefan hochhob, nicht Adam. Der Alpha hob einfach nichts Schweres, wenn tüchtige Gefolgsleute in der Nähe waren. Ben und Peter hatten beide den Vampir genährt, aber diese Entschuldigung hatte Darryl nicht. Er musste wirklich ein Riesenproblem mit Vampiren haben.
Adam schien nichts Falsches an Darryls Verhalten zu sehen. »Ich werde jemanden rüberschicken, der heute Nacht dein Haus bewacht.« Er schaute zu meiner Mom. »Brauchen Sie ein Zimmer für die Nacht? Mercy hat …« – er schaute sich um – »etwas wenig Platz.«
»Ich habe ein Zimmer im Roten Löwen in Pasco«, erklärte Mom. Zu mir sagte sie: »Wir sind ziemlich eilig losgefahren und ich konnte niemanden finden, der auf Hotep aufpassen konnte. Er ist im Auto.« Hotep war ihr Dobermann, der mich noch weniger mochte als ich ihn.
Adam nickte ernst, obwohl ich mich nicht daran erinnern konnte, ihm erzählt zu haben, dass der Hund meiner Mutter mich hasste.
»Adam«, sagte ich. »Danke. Dafür, dass du Stefan gerettet hast.«
»Kein Dank nötig. Wir haben ihn nicht für dich gerettet.«
Ben zog eine Miene, die vielleicht ein Lächeln gewesen wäre, wäre sein Gesicht nicht so angespannt gewesen. »Du warst nicht in dem Keller mit diesem Ding.« Er meinte Andres dämonenbesessenen Vampir, der erste Vampir, den ich getötet hatte. Er hatte mehrere der Wölfe und Stefan gefangen und … mit ihnen gespielt. Dämonen fügen gerne anderen Schmerzen zu.
»Wenn Stefan nicht gewesen wäre …« Ben zuckte mit den Achseln, als ließe er gerade eine Erinnerung unausgesprochen sterben. »Wir schulden ihm etwas.«
Adam warf einen Blick zu Darryl, der die Tür öffnete. Mir fiel etwas ein.
»Warte.«
Adam blieb stehen.
»Wenn ich mit Mom rede … zählt das?« Er hatte mir gesagt, dass ich mit jemandem reden musste, und meine Mutter würde nicht gehen, bevor ich ihr nicht alles erzählt hatte. Vielleicht war es ja möglich, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
Er übergab Stefan an Ben und kam zu mir. Dann berührte er mich direkt unter einem Ohr und küsste mich, als ob kein fasziniertes Publikum um uns herumstände. Er berührte mich nur mit den Fingerspitzen und dem Mund.
Zuerst schoss Hitze durch mich … gefolgt von einer
schrecklichen, würgenden Angst. Ich konnte nicht atmen, konnte mich nicht bewegen …
Als ich wieder zu mir kam, saß ich mit dem Kopf zwischen den Knien auf der Couch und
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